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Mobilität: Schnell mit der S-Bahn nach Dresden rauschen - ein Vorteil für Pirna

Die Pirnaer freuen sich über den engen Takt im ÖPNV. Allerdings werden andere Punkte zum Thema Mobilität durchaus negativ bewertet.

Von Mareike Huisinga
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Wenig zu kritteln haben die Pirnaer über den Takt der S-Bahn zwischen Pirna und Dresden. Dafür gibt es allerdings andere Kritikpunkte beim Thema Mobilität.
Wenig zu kritteln haben die Pirnaer über den Takt der S-Bahn zwischen Pirna und Dresden. Dafür gibt es allerdings andere Kritikpunkte beim Thema Mobilität. © Daniel Förster

Das Thema Mobilität bewegt, und zwar nicht erst seit der Einführung des Deutschlandtickets. Dazu wurden im August und September mehr als 9.000 Personen in Ost- und Mittelsachsen befragt. Für Pirna mit Dohma gab es 186 gültige Interviews. Die Teilnehmenden wurden zu den Themen Nahverkehr, Sicherheit, Infrastruktur für Fußgänger, Autofahrer und Radfahrer befragt. In einigen Bereichen schneidet Pirna relativ gut ab, es gibt aber auch zahlreiche Probleme, die noch angepackt werden müssen.

Das sind die Ergebnisse der Befragung Mobilitätskompass in Pirna und Dohma.
Das sind die Ergebnisse der Befragung Mobilitätskompass in Pirna und Dohma. © SZ Grafik

Radwege werden im Winter nicht schnell genug beräumt

Generell liegt Pirna bei der Bewertung mit einer Gesamtnote von 3,09 im Mittelfeld. Sachsenweit liegt der Wert bei 2,95. Die zu vergebenen Noten waren von 1 - volle Zustimmung zur Aussage - bis 5 - überhaupt keine Zustimmung. Bei dem Thema Fahrradverkehr hat die Stadt Pirna offensichtlich noch Nachholbedarf. Hier vergeben die Befragten insgesamt eine Note von 3,63. Besonders wird bemängelt, dass die Radwege im Winter nicht schnell genug geräumt werden. Doch die Stadtverwaltung Pirna relativiert. "Der Winterdienst soll nach besten Kräften die öffentlichen Straßen von Schnee räumen und bei Schnee- und Eisglätte streuen. Ein Rechtsanspruch darauf besteht nicht", teilt Stadtsprecher Thomas Gockel generell mit und wird dann konkreter.

Zuerst werden Strecken mit hoher Bedeutung, Gefällestrecken, Brücken sowie Strecken mit Busverkehr geräumt. Alle anderen Strecken werden nur geräumt, wenn Kapazitäten vorhanden ist, also meist, wenn es im Laufe des Tages aufhört zu schneien. Liegen Radverkehrsanlagen im Straßenbereich, werde versucht, diese auch mitzuberäumen. "Der Elberadweg wird am Elbeparkplatz, im Bereich Nieder- und Obervogelgesang mit als erstes geräumt. Die anderen Abschnitte folgen, wenn freie Kapazitäten vorhanden sind", erläutert Gockel. Bei starken Schneefällen und Glätte wird der Radweg auf der Stadtbrücke gesperrt. Die Stadt sei darauf bedacht, diesen schnellstmöglich für die Radfahrer freizugeben, sobald er wieder gefahrenfrei befahren werden kann.

Diese Verbesserungen plant die Stadt

Auch nicht neu ist das Problem, dass es in Pirna zu wenig Radwege gibt. Immer wieder mahnen beispielsweise Anwohner an, dass ein sicherer Radweg von der Südvorstadt nach Pirna-Rottwerndorf fehlt. Die Stadt hat diesen Abschnitt im Blick. "Planungsstart ist für Ende 2024 vorgesehen", sagt der Stadtsprecher. Überhaupt seien weitere Baumaßnahmen in Vorbereitung. Im Sommer 2024 soll der erste Bauabschnitt des Radweges Gottleubatal von der Dresdner Straße bis zum Geibeltbad starten. Ebenso geplant ist der Bau eines Radweges an der Äußeren Pillnitzer Straße stadtauswärts.

"Die Stadt hat allerdings noch keinen Fördermittelbescheid erhalten", so Gockel. Damit die Radfahrer demnächst von der Breiten Straße in die Dohnaische Straße radeln können, ist der Bau einer sogenannten Fahrradfurt vorgesehen. Dieser beginnt voraussichtlich im Frühjahr 2024. Ebenfalls eine Entschärfung der kniffeligen Ecke auf dem Elberadweg am Elbschlösschen ist in Sicht. Hier plant die Stadt eine Verbreiterung der Trasse. Unter anderem der Aktivist Steffen Hoffmann-Zahn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club der Region Oberes Elbtal hatte immer wieder auf die kritische Stelle hingewiesen und Abhilfe gefordert.

Zusätzlich liefen derzeit Umsetzungen der weiteren Einbahnstraßenfreigabe für Radfahrer im Stadtgebiet, betont Thomas Gockel. "Errichtet wird auch eine kleine Fahrradschleuse für die Abfahrt vom gemeinsamen Geh-Radweg an der Zehistaer Straße stadtauswärts kurz vor dem Kreisverkehr mit den neuen Abfahrten der Südumfahrung. An dieser Stelle wird regelmäßig der reine Gehweg als Radweg verwendet", berichtet der Sprecher.

Befragte kritisieren hohe Parkgebühren

Ebenfalls bei dem Thema Parken scheint die Stadt bei vielen Bewohnern nicht gut anzukommen. Das bezieht sich auf die Parkgebühren. Bei der Unterfrage "Parken ist günstig" vergeben die Teilnehmer eine Gesamtnote von lediglich 3,76. Kein Wunder, denn erst im Herbst 2022 hat die Stadt die Preise erhöht. Für das Parken am Markt wird pro halbe Stunde 1,50 Euro verlangt. In der übrigen Altstadt muss der Kraftfahrer einen Euro pro halbe Stunde löhnen. Ein ausgiebiger Einkaufsbummel kann somit noch teurer werden. Das beklagen auch immer wieder Pirnaer Händler und Gewerbetreibende.

Auf die Frage, ob es genügend Parkplätze in Pirna gibt, reagieren die Befragten ebenfalls verhalten und erteilen die Gesamtnote von 3,21. Besonders der Park-and-Ride-Parkplatz am Bahnhof ist meistens voll belegt.

Zu wenig Sicherheit für Schüler und Radfahrer

Mit der Note 3,73 wird das Thema Sicherheit eher kritisch bewertet. Besonders bemängeln die Umfrage-Teilnehmer zu wenig Rücksicht von Elterntaxis. Auch die Stadt kennt diese Problematik. "Der Schwerpunkt der Stadtverwaltung lag bisher vor allem darauf, die verschiedenen Schulwege sicher zu gestalten", meint Thomas Gockel.

Auf einigen Strecken wurden durch einzelne Maßnahmen die Sicherheit erhöht, zum Beispiel an der Nikolaistraße mit einer neuen Fußgängerüberquerung. Allerdings sei es nicht realistisch, für eine kurze Zeit überdurchschnittlich viele Stellflächen unmittelbar vor schulischen Einrichtungen zu errichten. "Sämtliche städtischen und schulischen Empfehlungen raten von den sogenannten Elterntaxis explizit ab", betont Thomas Gockel in diesem Zusammenhang verweist auf die Verantwortung der Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen.

Kritisiert wird auch, dass Autofahrer nicht den Mindestabstand beim Überholen von Radfahrern einhalten. Der beträgt 1,50 Meter. Auf dieses Thema und die damit verbundene Gefahr hat der ADFC schon oft mit sogenannten Pool-Nudel-Aktionen hingewiesen. Dabei befestigen die Radfahrer eine Schwimmnudel an den Gepäckträger und weisen den Kraftfahrer somit auf den notwendigen Abstand hin. Die jüngste Fahrraddemonstration dazu hatte erst im September in Pirna stattgefunden.

Gute Anbindung nach Dresden

Besser hingegen kommt Pirna bei dem Thema Angebot im Nahverkehr weg. Hier kann die Stadt mit der Gesamtnote 2,66 punkten. Die Kunden fühlen sich relativ sicher in Bus und Bahnen und sind zufrieden mit der Anbindung an die Großstadt Dresden. Das wiederum dürfte an der guten S-Bahnverbindung liegen sowie an der Autobahn, die von Dresden nach Pirna führt.