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Wie in der Region Döbeln alle Schüler sicher zur Schule kommen können

Viele in der Region Döbeln finden, dass Elterntaxis nicht genug Rücksicht nehmen. Im Interview erklärt René Michel vom Sächsischen Lehrerverband, wie die Situation vor Schulen sicherer werden kann.

Von Lea Heilmann
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An der Grundschule in Leisnig wurden bereits Hol- und Bringzonen für Elterntaxis eingerichtet. René Michel hält das für eine gute Variante.
An der Grundschule in Leisnig wurden bereits Hol- und Bringzonen für Elterntaxis eingerichtet. René Michel hält das für eine gute Variante. © SZ/DIetmar Thomas

Region Döbeln. Vor den Schulen ist jeden Morgen viel Betrieb. Kinder, die mit Bus oder Fahrrad zur Schule fahren oder von den Eltern gefahren werden. Doch gerade Letzteres, die Elterntaxis, können die Nerven strapazieren oder auch zu unübersichtlichen Situationen vor den Schulen führen.

Das spiegelt sich auch im Mobilitätskompass wider. In der Region Döbeln sagten 60 Prozent der Befragten, dass die Elterntaxis vor Schulen oder Kitas nicht genug Rücksicht nehmen.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) setzt sich seit mehreren Jahren gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem ökologischen Verkehrsclub dafür ein, den Straßenverkehr wirksam zu begrenzen und Schulwegsicherheit zu schaffen.

René Michel, stellvertretender Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands, der Teil des VBE ist, erklärt, wie für alle Schulkinder ein sicherer Schulweg möglich ist.

Herr Michel, was ist das Problematische an Elterntaxis?

Kinder, die mit dem Elterntaxi zur Schule gebracht werden, sind oft daran interessiert, nah an der Schule auszusteigen. Dadurch können andere Kinder, die zum Beispiel mit dem Rad kommen gefährdet werden. Wenn unachtsam die Tür geöffnet wird, dann ist das eine Gefahrenquelle.

An meiner Schule kannte ich es früher so, dass die Eltern in der Nähe der Bushaltestelle geparkt haben. Da kam der Bus nicht durch. Das ist eine enge Straße und nicht dafür gedacht, dass jemand dort parkt. Das ist mittlerweile nicht mehr so.

Die Elterntaxis stärken auch eine gewisse Unselbstständigkeit. Wenn die Kinder wissen, dass ihre Eltern sie sowieso zur Schule fahren, steigt nicht unbedingt die Motivation mit dem Bus oder zu Fuß zur Schule zu kommen. Das hat auch eine Symbolwirkung, die sich auf andere überträgt.

Wie schätzen Sie die Entwicklung von Elterntaxis ein. Haben Sie das Gefühl, dass es weniger geworden ist?

Es hat auf jeden Fall abgenommen. Im normalen Schulalltag klappt das mittlerweile. Bei Spezialtagen, ich veranstalte zum Beispiel immer eine Musicalfahrt mit der 9. Klasse, sieht es etwas anders aus. Wenn wir von Berlin mit de Bus zurückkommen, hat es der Busfahrer schwer, überhaupt ans Schulgelände zu kommen.

Was würde die Situation vor den Schulen sicherer machen, wenn nicht auf das Auto verzichtet werden kann?

Gerade in der ländlichen Region merkt man ja, wenn die Kinder den Bus verpasst haben, haben sie keine Chance pünktlich zur Schule zu kommen. Da ist es eine gute Variante, Elternhaltestellen einzurichten, die nicht direkt vor dem Eingang, sondern etwas weiter weg sind.

René Michel ist stellvertretender Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands. An seiner Schule bemerkt er einen Rückgang der Elterntaxis.
René Michel ist stellvertretender Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands. An seiner Schule bemerkt er einen Rückgang der Elterntaxis. © Fotostudio Dresden konvex

Es gibt auch eine Kampagne, dass vor den Schulen Schilder aufgehängt werden, auf denen die Menschen gebeten werden, 30 km/h zu fahren. Das wirkt schon auf autofahrende Menschen ein. Insofern das umsetzbar ist, könnte auch darüber nachgedacht werden, dass direkt vor Schulen Halteverbote eingerichtet werden.

Was können Schulen tun?

Wir haben in Elternabenden immer wieder darauf hingewiesen, dass vor der Schule nicht geparkt werden darf. Die Schulen können auch bei der Aktion „Zu Fuß zur Schule“ mitmachen.

Manche Eltern finden den Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad vielleicht zu gefährlich für das Kind. Was für Möglichkeiten gibt es, dass sich sowohl Eltern als auch Kinder sicher fühlen?

Das Wichtigste ist, dass man Routine in den Schulweg bekommt. Dann natürlich vorgesehene Straßenquerungen nutzen. Also immer zur nächsten Ampel oder Zebrastreifen laufen, um über die Straße zu kommen. Dazu zählt natürlich auch das sichere Nachgucken, also links und rechts schauen. Man könnte auch zusammen mit den Nachbarskindern den Weg laufen. So könnten sich die Eltern abwechseln. Das ist sicherlich auch gut für die Kinder, weil ja viele in der Grundschule neu zusammengewürfelt werden.

Wenn ich zum Beispiel mit meinen Schülern einen Fahrradausflug mache, dann fahre ich vorher den Weg allein ab, um die möglichen Gefahrenstellen zu erkennen. Wir müssen da auch an die frühkindliche Bildung denken. Bereits im Kindergarten kann das schon nahe gebracht werden. Da ist es ein wichtiger Aspekt, gemeinsam den Weg abzulaufen und die Verkehrssicherheit zu trainieren.