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So soll Moritzburg in Zukunft aussehen

Viele Jahre rang die Gemeinde Moritzburg um ein Ortsentwicklungskonzept, nun wurde es beschlossen. Darin geht es unter anderem um neuen Wohnraum und Ideen für den Tourismus.

Von Lucy Krille
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Moritzburg ist ein Touristenmagnet. Die Verhinderung von Massentourismus ist eines von vielen Vorhaben im kürzlich beschlossenen Ortsentwicklungskonzept.
Moritzburg ist ein Touristenmagnet. Die Verhinderung von Massentourismus ist eines von vielen Vorhaben im kürzlich beschlossenen Ortsentwicklungskonzept. © Arvid Müller

Moritzburg. Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) wirkte erleichtert, als die Gemeinderäte und -rätinnen am Montagabend das Ortsentwicklungskonzept beschlossen. Vorher hatte die Verwaltung noch eine Expertin von der Leader-Region Dresdner Heidebogen eingeladen, um zu verdeutlichen, wie wichtig dieses Konzept, eine Art Leitbild für die Zukunft, sei.

"Das ist nicht nur was für die Schublade", machte Susanne Dannenberg dann auch schnell klar. Sie erklärte, dass der Gemeinde in der Vergangenheit schon wichtige Fördermittel entgangen sind. "Wenn zum Beispiel in dem Konzept steht, dass ein Platz für Jugendliche in einem Ort geschaffen werden soll, dann kann es bei der Förderung zehn Prozent mehr geben", sagt Dannenberg.

Den Auftakt gab es bereits 2018, als mehrere Workshops und Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche durchgeführt wurden. "Insgesamt beteiligten sich über 250 Personen und circa 350 Kinder aktiv", heißt es im Konzept. Während der Corona-Pandemie kam das Ganze ins Stocken, so dass das erarbeitete Leitbild erst 2022 vorgestellt wurde. Einige Beispiele mit konkreten Ideen werden im Folgenden vorgestellt.

Wohnen: Bauland innerorts und mehr Mietwohnungen

Moritzburg will seine Einwohnerzahl von 8.500 stabilisieren. Dafür sollen vor allem innerhalb der Ortsgrenzen Potenziale genutzt werden, statt neue Bauflächen "auf der grünen Wiese" zu entwickeln. Das sichere auch erschwinglichen Baugrund. Konkrete Baulücken wurden nicht wie ursprünglich geplant in das Konzept aufgenommen, sondern werden erst bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans Verwendung finden.

Moritzburg will zudem weitere Mietwohnungen schaffen, da sich gerade junge Menschen oft kein Eigenheim leisten können. Denkbar für eine Umnutzung oder Erweiterung zum sozialverträglichen Mietwohnungsbau sei der Ausbau des alten Gemeindeamts Reichenberg, und nach der Fertigstellung des Gerätehausneubaus, das alte Feuerwehrgerätehaus Moritzburg. "Auch das bisherige Grundstück des Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Friedewald könnte nach einem Neubau und einer möglichen Standortveränderung dafür zur Verfügung stehen", heißt es beispielhaft im Konzept.

Tourismus und Sport: Vermeidung von Massentourismus

Der Tourismus ist in der Gemeinde der größte Wirtschaftsfaktor. Nun gelte es, den enormen Besucherstrom zu lenken und zahlenmäßig nicht weiter auszubauen, um die Qualität halten zu können. Zudem gibt es in Richtung Kulturlandschaft Moritzburg den Wunsch, kulturelle Aktivitäten besser zusammenzubringen, "um größere Synergieeffekte zu generieren".

Des Weiteren wollen die Einwohner ihre Heimatgeschichte besser präsentieren, was auch mehr Besucher von Moritzburg in die Ortsteile bringen könnte. Mögliche Zukunftsprojekte wären die Nutzung des „Blauen Hauses“ in Reichenberg, ein Domizil für historische Feuerwehrtechnik im alten Moritzburger Spritzenhaus, ein Heimatmuseum in der Boxdorfer Windmühle und die informative Gestaltung zur alten Wasserburg in Steinbach. Auch ein Mühlenweg im Lößnitzgrund, die Schaffung eines Museums zur langen Geschichte der Moritzburger Teichwirtschaft in der Perlhühner Scheune oder die Unterstützung der Wirtshaustradition im Ortsteil Auer stehen als Ideen im Konzept.

Die Sportplätze und die Bogen- und Schießsportanlagen sollen zudem erneuert oder gar erweitert werden. "Wünschenswert ist zudem der Ausbau einer kleinen Sportanlage auf dem ehemaligen Moritzburger Waldsportplatz mit einer denkbaren Option für Fun-Sportarten wie Skater, Mountainbike oder Cross und/oder einem Tennisplatz", heißt es im Konzept. Auch eine neue Sporthalle wird gewünscht.

Mobilität: Viele Konzepte für Verkehr und technische Infrastruktur

Durch die Nähe zu Dresden und die vielen Touristen steht Moritzburg immer wieder vor verkehrstechnischen Problemen. Um die Belastung zu minimieren, will die Gemeinde das Angebot von Park and Ride Diensten ausbauen, die Parkplatzflächen verlagern und den Nahverkehr ausbauen und attraktiver machen.

Für den ÖPNV wurde bereits in Abstimmung mit dem Kreis, den Verkehrsunternehmen und dem VVO ein Konzept in Auftrag gegeben, das unter anderem vorsieht, die Taktzeiten anzupassen und Haltestellen barrierefrei umzubauen. Auch weitere schon länger bestehende Konzepte wie das Wegekonzept für Wander-, Rad- und Reitwege und das Schulwegekonzept sollen umgesetzt und fortgeschrieben werden. Zudem soll ein Parkleit- und Parkplatzkonzept für alle Ortsteile erarbeitet werden, das die Ladeinfrastruktur berücksichtigt. Auch Car-Sharing-Angebote sollen geprüft werden.

Das ganze Ortsentwicklungskonzept ist auf der Internetseite der Gemeinde zu finden. Darin sind auch die weiteren vier Handlungsfelder Demografie, Bildung und Soziales; Wirtschaft und Versorgung; Brauchtum, Orts- und Vereinsleben sowie Natur und Klimaschutz näher erläutert. Themen, über die sich die Gemeinde in diesen Bereichen Gedanken gemacht hat, sind etwa das Angebot von Kinder- und Bildungseinrichtungen, die Belebung von aussterbenden Einzelhändlern, Unterstützung fürs Ehrenamt und die Vermeidung neuer Großflächenversiegelungen.