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Millionen für die Hafermühle

In Müsli, Keksen oder als Drink: Das Geschäft mit Hafer boomt. Die größte sächsische Hafermühle investiert kräftig, doch der Anbau macht Sorgen.

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Blick auf das Gebäude der Rubinmühle Vogtland in Plauen.
Blick auf das Gebäude der Rubinmühle Vogtland in Plauen. © dpa/Jan Woitas

Von Katrin Mädler

Plauen. Hafer gilt als gesund, dient zunehmend als Milchersatz und die Nachfrage nach Produkten aller Art steigt: Für vier Millionen Euro baut die Rubinmühle Vogtland GmbH als Sachsens größte Hafermühle ihren Standort in Plauen aus. In den letzten zehn Jahren habe die Verarbeitung von Hafer in den eigenen drei Mühlen in Deutschland um mehr als 50 Prozent zugenommen, sagt Geschäftsführer Rolf Rubin im baden-württembergischen Lahr als dem Stammbetrieb der Rubinmühle GmbH. Seit ihrem Bau 2015 wurden insgesamt 17 Millionen Euro in die vogtländische Hafermühle investiert, die jährlich 40.000 Tonnen davon herstellt. Dazu werden vor Ort rund 20.000 Tonnen weiteres Getreide verarbeitet.

"Die Landwirte der Region sollten mehr Hafer anbauen, der Markt wächst", so Rubin. Gerne würde die Mühle lange Transportwege vermeiden. Denn zwei Drittel des Hafers müssten aus Tschechien, Polen und dem Baltikum zugekauft werden, um die Nachfrage zu decken. "Hafer ist etwas vergessen worden in den letzten Jahren. Dabei würde sich das Klima im Vogtland und Erzgebirge noch gut für den Anbau eignen", findet Rubin. Laut den Zahlen des Statistischen Landesamtes sind die Erträge von Hafer in Sachsen seit 1990 im Gegensatz zu den anderen Getreidesorten wie Weizen, Roggen oder Gerste zurückgegangen - von 50 Tonnen pro Hektar auf zuletzt 44 Tonnen im Jahr 2019.

Mit einer Millionen-Investition wird der Standort in Plauen ausgebaut.
Mit einer Millionen-Investition wird der Standort in Plauen ausgebaut. © dpa/Jan Woitas

Der Hafer braucht es kühl und feucht, was zum Problem wird in Zeiten des Klimawandels, liefert das Sächsische Umweltministerium eine Erklärung. Der deutsche Hafer müsse mit qualitativ hochwertiger, preisgünstiger Ware aus Skandinavien und Osteuropa konkurrieren, wo bessere Standortbedingungen herrschten. Trotzdem sei seit 2017 in Sachsen wieder etwas mehr Hafer angebaut worden.

2020 liegt die Fläche bei 12 000, vorher fanden sich nur rund 8000 Hektar im Freistaat. "Das ist insbesondere auch auf die neue Verarbeitungsstätte im Vogtland zurückzuführen", so das Ministerium. Vor allem in den sächsischen Vorgebirgs- und Gebirgsstandorten seien noch günstige Bedingungen für den Haferanbau gegeben.

Die Neuerungen in der vogtländischen Hafermühle betreffen größere Silos, Lagerflächen und eine leistungsfähigere Anlage. "Haferflocken sind unser Hauptprodukt. Sie finden sich in Riegeln, in Crunchies, im immer beliebter werdenden Porridge oder einfach gesagt, im warmen Haferbrei", sagt Rolf Rubin. Dazu komme Mehl für Brot und Kekse. Rubin: "Immer wichtiger wird der Haferdrink als umweltfreundliches Produkt aus einem heimischen Rohstoff." Zwanzig Prozent Förderung für die aktuelle Erweiterung, die diesen Sommer abgeschlossen ist, kam aus dem Landesprogramm "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur".

Die verschiedenen Produkte der Rubinmühle Vogtland von oben nach unten: Haferkorn mit Schale, geschältes Korn, Haferflocken und Hafermehl.
Die verschiedenen Produkte der Rubinmühle Vogtland von oben nach unten: Haferkorn mit Schale, geschältes Korn, Haferflocken und Hafermehl. © dpa/Jan Woitas

Auch bei dem zweiten größeren Haferverarbeiter im Freistaat, der Wurzener Nahrungsmittel GmbH, merkt Geschäftsführer Stefan Kuhl ein steigendes Interesse der Verbraucher an den hauseigenen Haferflocken. "Los ging das vor ungefähr fünf Jahren, ihre Bedeutung und der Konsum haben zugenommen." Vorher galten Haferflocken als unmodernes Lebensmittel. "Etwas, was früher nur bei Bauchweh gegessen wurde. Inzwischen wissen viele, wie gesund sie sind." Auch Kuhl wünscht sich für die eigene Mühle ein größeres Hafer-Angebot durch heimische Landwirte. "Das würde uns mehr Planungssicherheit geben. Denn wir bemühen uns sehr, hauptsächlich regionalen Hafer aus Ostdeutschland zu verwenden."

Die Landwirte sind an sogenannte Fruchtfolgen gebunden, sagt Konstanze Fritzsch als Anbauberaterin und Getreideeinkäuferin für die Dresdener Mühle. Das bedeutet, dass die angebauten Früchte auf den Feldern jedes Jahr wechseln müssen, um den Boden zu schonen. "Der Hafer gilt eigentlich als Gesundungsfrucht für den Boden. Weil er wenig Krankheiten hat, bekommt auch der Anbau der Jahre darauf oft weniger Probleme", sagt die studierte Landwirtin. Aber alles müsse sich lohnen. "Die Landwirte brauchen im Vorfeld Verträge, die sie absichern, dass ihr Hafer auch für einen guten Preis abgekauft wird."

Im Gegensatz zu den Hafermühlen habe die Dresdner Mühle keine Probleme mit regionalen Rohstoffen, erklärt Fritzsch. 160.000 Tonnen Weizen und 40.000 Tonnen Roggen werden hier jedes Jahr verarbeitet. Allein der Ertrag der Weizenernte liege in Sachsen mit 1,5 Millionen Tonnen weit darüber.

Blick auf die Dresdner Mühle
Blick auf die Dresdner Mühle © René Meinig