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Nachbarn stecken ehemaliges Visa Hotel in Brand

Zwei 29-Jährige wurden für ihren fremdenfeindlichen Anschlag zu Halloween 2015 verurteilt. Aus Angst vor Flüchtlingen wollen sie gezündelt haben.

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© Roland Halkasch

Von Alexander Schneider

Vor genau zwei Jahren hat es im ehemaligen „Visa Hotel“ in Cossebaude auf mehreren Etagen gebrannt. Schnell war klar, dass das Feuer in der Nacht zum 31. Oktober 2015 absichtlich gelegt worden sein musste – es hatte in verschiedenen Räumen und auf mehreren Etagen des desolaten Plattenbaus gebrannt. Auf einer Schautafel vor dem Gebäude hatte sich eine Schmiererei befunden, die im Zusammenhang mit dem Thema Asyl stand.

Im Juli 2016 nahm die Polizei die Täter fest: zwei 29 Jahre alte Männer aus Dresden und Kesseldorf. Sie saßen drei Monate in Untersuchungshaft und haben in dieser Zeit die Vorwürfe gegenüber der Polizei eingeräumt. Mitte Oktober wurden die Angeklagten am Amtsgericht Dresden zu Freiheitsstrafen von jeweils zwei Jahren verurteilt, die das Schöffengericht zur Bewährung ausgesetzt hat.

Ein Grund für die Bewährung war, dass die Männer weitere Mittäter belastet haben – den Bruder (44) und dessen Ehefrau (43) eines der Angeklagten. Auch gegen das Ehepaar hat die Staatsanwaltschaft inzwischen Anklage erhoben – gegen die Frau wegen Anstiftung und gegen den Mann wegen Beihilfe zu der Brandstiftung.

Wie im Prozess gegen die Brandstifter bekannt wurde, hatte das Paar in unmittelbarer Nachbarschaft des Visa Hotels in der Breitscheidstraße eine Schrauberwerkstatt angemietet. Am Abend vor der Tat soll die Frau die Täter aufgestachelt haben. Angeblich sei in dem leerstehenden Hotel eine Unterkunft für Asylbewerber geplant. Schließlich füllten die Männer in der Werkstatt Waschbenzin ab, das sie als Brandbeschleuniger einsetzten. Nach Mitternacht seien die beiden Täter dann in das Nachbarhaus eingedrungen. Das spricht für eine sehr spontane Aktion. Der Schaden am Gebäude war nicht konkret zu beziffern, jedoch erheblich. Die Versicherung des Eigentümers – gegen den Mann wurde auch ermittelt, in anderen seiner Immobilien war es ebenfalls mehrfach zu Bränden gekommen – hatte 1,6 Millionen Euro zurückgestellt, hieß es im Prozess. Nach Angaben der Stadtverwaltung habe es aufgrund des Zustands keine konkreten Pläne gegeben, in dem Ex-Hotel Flüchtlinge unterzubringen, doch es kursierten Gerüchte.

Die Brandstiftung zeigt einen neuen Tätertyp – den fremdenfeindlichen Nachbarn. Auch bei Brandstiftungen in geplanten Asylbewerberunterkünften in Meißen und Dresden-Prohlis, um regionale Beispiele zu nennen, waren es aufgehetzte Nachbarn, die meinten, nun endlich etwas gegen Flüchtlinge unternehmen zu müssen.