SZ + Dresden
Merken

Dresden: Zum Feuerlegen angestiftet?

Ein Ehepaar aus Cossebaude soll geholfen haben, als 2015 ein Ex-Hotel brannte. Damals hieß es, Asylbewerber sollten dort untergebracht werden.

Von Christoph Springer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Kurz nach Mitternacht schlugen Flammen aus den Fenstern des Ex-Hotels.
Kurz nach Mitternacht schlugen Flammen aus den Fenstern des Ex-Hotels. © Archiv/Roland Halkasch

Dresden. Als kurz nach Mitternacht die Flammen aus mehreren Fenstern im zweiten Stock schlugen, als die Feuerwehr anrückte und versuchte, den alten Plattenbau zu retten, haben Jens und Manuela H. vielleicht zugesehen. Gleich daneben waren sie an diesem Abend in einer Werkstatt auf einem Nachbargrundstück des Ex-Hotels an der Breitscheidstraße in Cossebaude. Sie konnten zumindest hören, wie in der Nacht zum 31. Oktober 2015 die Feuerwehr anrückte, denn das Paar wohnt nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt von dem Gebäude, das kurz zuvor Brandstifter angezündet hatten. Manuela H. konnte zufrieden sein, hatte sie doch erreicht, was sie erreichen wollte. Denn die 46-Jährige hat die zwei Männer angestiftet, die das Feuer gelegt haben. Das wirft ihr zumindest die Staatsanwaltschaft Dresden vor. Ihr Mann Jens hat demnach wenigstens bei den Vorbereitungen geholfen. Seit Freitag stehen sie deshalb vor Gericht.

Nicht nur die zwei Dresdner aus Cossebaude waren am 30. Oktober 2015 abends in der Schrauberwerkstatt gleich neben dem Hotel. Fast ein Dutzend Menschen trafen sich an diesem Freitagabend in der Halle, die sich mehrere Nutzer teilten. Dort war unter anderem auch ein Bruder des Angeklagten. Sie alle hatten davon gehört, dass das ehemalige Hotel Visa angeblich als Unterkunft für Asylbewerber im Gespräch war. Zwar hatte die Stadtverwaltung ihre Pläne, in dem Ex-Hotel Flüchtlinge unterzubringen, zu dieser Zeit längst aufgegeben. Doch das war offensichtlich nicht bei den Angeklagten angekommen. 

"Das muss angezündet werden", soll Manuela H. zum Bruder ihres Mannes und dessen damaligen Komplizen gesagt haben. So steht es in der Anklageschrift gegen die Eheleute. Aber er hätte das ja sowieso nicht drauf, soll sie gleich darauf den damals 44-Jährigen weiter angestachelt haben. Manuela H. gab offenbar keine Ruhe, bis er schließlich sagte: "Ich zünde das jetzt an." Auch danach tat die Cossebauderin so, als würde sie das nicht glauben. "Da bin ich ja mal gespannt", soll sie geantwortet haben.

Die Feuerwehr hatte mehrer Stunden zu tun, um den Brand in Cossebaude zu löschen.
Die Feuerwehr hatte mehrer Stunden zu tun, um den Brand in Cossebaude zu löschen. © Archiv/Roland Halkasch

Doch die beiden Brandstifter machten wirklich ernst. Manuelas Ehemann habe geholfen, zwei 1,5 Liter-Flaschen mit Waschbenzin zu befüllen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Danach habe das Duo noch Gummihandschuhe gegen Fingerabdrücke und eine Taschenlampe bekommen, um sich in den Gängen des mehrstöckigen Gebäudes zurechtzufinden. Und sie machten ihre Ankündigung wahr.

Die Polizei hat sie im Juli 2016 gefasst. In der Untersuchungshaft haben die zwei Männer die Vorwürfe eingeräumt, Mitte Oktober 2016 wurden sie verurteilt. Das Urteil damals: Je zwei Jahre Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Grund für die Bewährung war, dass sie Mittäter belastet haben. Das waren Jens und Manuela H., gegen die sich deshalb seit Freitag im Amtsgericht Gericht verantworten müssen. Sie sind wegen Anstiftung und Beihilfe zur Brandstiftung angeklagt. Eigentlich sollten bereits am ersten Verhandlungstag Zeugen gehört werden. Doch mehrere Anträge der Verteidigung kippten den Zeitplan. Richter Markus Maier entschied deshalb: Die Verhandlung wird unterbrochen und am 9. September fortgesetzt. 

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.