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Der Mann, der weiß, was kaputte Schultern rettet

Seit 30 Jahren operiert Oberarzt Dr. Bernd Hantke in der Hohwaldklinik. Künstliche Schultergelenke sind seine Spezialität - und die Hoffnung für viele Patienten.

Von Anja Weber
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Cornelia Urban (links) wird von Oberarzt Dr. Bernd Hantke (rechts) bei einer Nachkontrolle betreut.
Cornelia Urban (links) wird von Oberarzt Dr. Bernd Hantke (rechts) bei einer Nachkontrolle betreut. © Daniel Schäfer

Cornelia Urban ist überglücklich. Sie kann ihren linken Arm wieder bewegen. Noch etwas vorsichtig hebt sie bei ihrem Besuch zur Nachkontrolle nach den Anweisungen von Oberarzt Dr. Bernd Hantke erst den rechten, dann den linken Arm. Dann noch einmal ausstrecken. Sie kann beide auf gleicher Höhe halten. Auch nach hinten kann sie beide Arme wieder drehen. Noch vor einiger Zeit wäre das undenkbar gewesen. Doch sie hat sich entschieden, sich in der Hohwaldklinik eine Schultergelenkprothese einsetzen zu lassen.

Dr. Bernd Hantke ist darauf spezialisiert. Über 300 Schulterendoprothesen-OPs und über 1.000 arthroskopische Eingriffe am Schultergelenk hat er als leitender Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in seinen mittlerweile 30 Jahren in der Hohwaldklinik geschafft. "Das ist wirklich recht viel, wenn man es so schwarz auf weiß sieht", sagt er. Und mit einem verschmitzten Lachen auf den Lippen bemerkt er noch, dass es einfach toll sei mitzuerleben, wie viel sich da in den letzten Jahren getan habe und wie sich Implantate und OP-Techniken entwickelt hätten. Aber dahinter stehen eben auch immer Menschen. Seine empathische und offene Art wissen Patienten wie Cornelia Urban an ihm zu schätzen. "Er ist so herzlich im Umgang mit seinen Patienten. Für mich war er ein Glücksgriff. Ich bin mir sicher, dass meine Schulter heute nicht so beweglich wäre, wenn der Oberarzt nicht operiert hätte", sagt sie.

Der Operation ging eine lange Leidensgeschichte voraus. Die heute 61-Jährige war schon vor der Wende im Handel beschäftigt. Das heißt, sie musste körperlich schwer arbeiten. Das Hin- und Hertragen schwerer Lebensmittel und großer Verpackungen gehörte zu ihrem Alltag. Nachdem die Verkaufsstelle geschlossen wurde, schulte sie zur Friseurin um. Ein Bandscheibenvorfall machte ihr einen Strich durch die Rechnung. "Ich habe mich aber nicht unterkriegen lassen und habe nochmal umgeschult zur Veranstaltungskauffrau. Doch dann kam der nächste Bandscheibenvorfall", erzählt sie. Dazu kam die Arthrose in der Schulter. Vor Schmerzen habe sie es manchmal kaum aushalten können. Dann hörte sie von Dr. Bernd Hantke. Der Experte weiß wiederum aus Erfahrung, dass die Anzahl der Operationen an der Schulter in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben.

So sieht ein künstliches Schultergelenk aus.
So sieht ein künstliches Schultergelenk aus. © Daniel Schäfer

Das hat auch seinen Grund. Der Einsatz von Schulterprothesen habe lange als besonders kompliziert im Einbau gegolten. Und deren Einsatz sei auch anfälliger für Komplikationen als Hüft- oder Knieprothesen gewesen. "Dem ist aber nicht mehr ganz so. Die Operationsverfahren und Implantate haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert", sagt er. Die Prothesen seien inzwischen sehr variabel einsetzbar und an die Patienten damit besser angepasst. Ein weiterer Vorteil sei, dass sich die Standzeit der Prothesen deutlich verbessert habe. "Damit verschaffen wir den Patienten im besten Fall Schmerzfreiheit und bessere Beweglichkeit im Schultergelenk", sagt er. Versprechen kann auch er nichts. Aber das sei es eben, was die Patienten an ihm schätzen. "Er ist ehrlich, verspricht nichts, sondern sagt, wir schauen dann mal", erzählt Patientin Cornelia Urban.

Neues Implantat macht Patienten Hoffnung

Bei der 61-Jährigen haben sich der Oberarzt und sein Team für ein modernes Implantat entschieden. Normalerweise würde man jüngeren Menschen eher eine Teilprothese einsetzen. "Diese birgt aber über die Jahre recht hohe Abnutzungsrisiken, da im Zweifel der harte Prothesenkopf auf dem Knochen der Gelenkpfanne reibt und es zu einem fortschreitenden Knochenverlust kommt. Der kann im ungünstigsten Fall nur sehr aufwendig oder gar nicht korrigiert werden", erläutert der Experte.

Eine anatomische Vollprothese sei jedoch für diese Patientengruppe in der Vergangenheit selten infrage gekommen. Das Lockerungsrisiko der implantierten Gelenkpfannen über die Jahre sei zu groß und ein einfacher Umstieg auf eine andere Prothese oft nicht möglich. Außerdem ließen sich einzementierte Pfannen bei Problemen nur mit relativ großen Defekten wieder entfernen. Ein neues Implantat macht seit einer Weile große Hoffnung. Es sei ein extrem gutes, da alle Komponenten komplett antiallergisch sind und es sehr variabel einsetzbar sei. „Bei unserer Prothese ist das Inlay der zementfreien Pfanne aus einem hochfesten Metall und der Kopf der Schaftprothese aus einem mit Vitamin E behandelten Polyethylen. Man hat die Materialwahl damit quasi umgekehrt“, erläutert der 61-jährige Orthopäde. Bei Cornelia Urban hat das gut funktioniert.

Im Anschluss an die Operation ging es für sie in eine Rehaklinik. "Meine Lebensqualität hat sich deutlich verbessert. Ich jogge zwar nicht mehr, habe aber dafür das Nordic Walking für mich entdeckt", sagt sie. Und dann folgt sie weiter den Anweisungen von Oberarzt Dr. Hantke. Mit dem Ergebnis ist er vollauf zufrieden. Und seine Patientin erst.