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Gewusst wie, so sparen Dörfer Energie

Kodersdorf und Neißeaue wollen einen Energiemanager einstellen, um die Kosten für Strom und Wärme zu drosseln. Das Beispiel Krauschwitz zeigt: Da geht es um erhebliche Summen.

Von Frank-Uwe Michel
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Energiemanager Gerhard Backemeier prüft die Heizung bei der Freiwilligen Feuerwehr in Krauschwitz. Durch seine Arbeit konnte die Gemeinde schon viel Geld sparen.
Energiemanager Gerhard Backemeier prüft die Heizung bei der Freiwilligen Feuerwehr in Krauschwitz. Durch seine Arbeit konnte die Gemeinde schon viel Geld sparen. © André Schulze

Gerhard Backemeier ist in Rietschen und Kodersdorf ein gern gesehener Mann. Seit 2017 sorgt er in den beiden Orten dafür, dass mehr Geld in den Kassen der Kommunen bleibt. Backemeier ist Energiemanager, aus vollster Überzeugung. Sein Hauptziel: Die Optimierung des Strom- und Wärmeverbrauchs in den öffentlichen Gebäuden.

Immer mehr Gemeinden gehen in Zeiten teurer Energieträger diesen Weg. In Niesky wird die Aufgabe von der Liegenschaftsverantwortlichen Steffi Mütze momentan "nebenher" miterledigt. In Kodersdorf und Neißeaue wird über eine separate Stelle diskutiert.

Am Beispiel von Krauschwitz wird deutlich, welche Effekte die Arbeit eines Energiemanagers bringen kann. "Als ich anfing, sind in allen kommunalen Objekten die Heizungen komplett durchgelaufen. Da hat es keinen gestört, dass die Thermostate auch nachts auf Anschlag standen", erinnert sich der Fachmann. In einem ersten Schritt hat Backemeier deshalb den Betrieb der Heizungsanlagen mit der jeweiligen Objektnutzung abgestimmt. Im Gemeindeamt, in Schulen, Kitas und Feuerwehrgerätehäusern gab es enormes Einsparpotenzial. "Wir haben so in den letzten zwei Jahren die Energiekosten je Objekt um 15 bis 20 Prozent gesenkt." Insgesamt sparte Krauschwitz 2020 und 2021 damit rund 45.000 Euro ein.

Wichtig, so Backemeier, sei auch, den Verbrauch übers Jahr im Blick zu behalten. "Das Monitoring bringt zeitnah die Erkenntnis, wo und auf was man reagieren muss. Würde man damit bis zur Jahresrechnung warten, wäre das regelrecht verschenkt." Wichtig sei die Arbeit in zwei Richtungen: "Man muss die Anlagentechnik optimieren und die Nutzer mit ins Boot holen." Vor allem Letzteres sei nicht immer leicht. "Manchmal sind es liebgewordene Gewohnheiten, von denen man sich in den kommunalen Gebäuden verabschieden muss." Schließlich könnten auch Vereine - zum Beispiel in Sporthallen - von den Erfahrungen des Energiemanagements profitieren.

Krauschwitz und Rietschen sind inzwischen so gut aufgestellt, dass Gerhard Backemeier noch einen Schritt weitergegangen ist. Denn wenn das kurzfristige Einsparungspotenzial ausgereizt ist, geht es um langfristige Reserven. "Durch intelligente Vertragsgestaltungen mit den Versorgern kann man oft noch viel erreichen." Schließlich spricht der Experte inzwischen auch bei notwendigen Technik-Erneuerungen ein Wörtchen mit. "Als Energiemanager habe ich den besten Überblick, wo Anlagen veraltet sind und deshalb zugunsten des Verbrauchs und der Klimabilanz investiert werden muss."

Zu alte Technik muss ausgetauscht werden

Den Sinn dieser Arbeit bestätigt auch Steffi Mütze. Niesky hat in den Jahren 2016/17 vorerst ohne separate Stelle mit dem Energiemanagement begonnen. Wie Gerhard Backemeier in seinen beiden Kommunen hat auch die Sachgebietsleiterin der Gebäude- und Liegenschaftsverwaltung in den betreffenden Nieskyer Objekten - einschließlich der Ortsteile - erhebliches Einsparpotenzial festgestellt. Verbrauchszähler würden inzwischen monatlich abgelesen, mit den Objektverantwortlichen sei die Stadt in ständigem Gespräch. An der Grundschule in See gebe es sogar ein Schülerprojekt. "Dort wird der Verbrauch von den Kindern überwacht." Die Hälfte des eingesparten Geldes komme hier der Schule zugute.

Steffi Mütze sieht einen wesentlichen Sinn des Energiemanagements zudem in der Planung künftiger Investitionen. "Nach 20 oder 30 Jahren sind die Anlagen ja nicht nur verschlissen, sondern oft auch technisch überholt. Dann kann eine solche Fachkraft mit ihren Erfahrungen enorm helfen." Sie sieht deshalb auch Niesky in der Pflicht, die Stelle des Energiemanagers dauerhaft als Vollzeitjob zu besetzen.

Kodersdorf und Neißeaue wollen diesen Schritt gemeinsam gehen. Wie in Rietschen und Krauschwitz könnte sich künftig eine Person um die Belange der kommunalen Gebäude beider Gemeinden kümmern. Neißeaues Bürgermeister Per Wiesner: "Die Notwendigkeit ist auf jeden Fall da. Denn die Nachzahlungen beim Strom sind bei uns ganz erheblich." Zudem könne man die Aufgaben eines Energiemanagers "nicht dem Bauhof übertragen." Die Aufgaben seien ganz einfach zu speziell und umfangreich.

Kodersdorfs Bürgermeister René Schöne hatte jüngst im Gemeinderat über die Thematik informiert. Einsparungspotenzial gebe es in Größenordnungen. Der Rathauschef sieht den richtigen Zeitpunkt für die Einführung dieses Jobs noch aus einem anderen Grund für gekommen: Vom Bund gibt es über drei Jahre eine Förderung von 90 Prozent. In die fällt nicht nur der Energiemanager hinein, sondern auch anzuschaffende Messtechnik.

Bis Mitte April muss Entscheidung her

Allerdings ist Eile geboten, um von der staatlichen Unterstützung zu profitieren. Bis zum 14. April muss es in Kodersdorf und Neißeaue Gemeinderatsbeschlüsse geben. Dann könnte der neue Spezialist schon ab November starten. Kodersdorf wäre mit seinen beiden Klimaschutzmanagern dann besonders gut aufgestellt. Diese kümmern sich schon jetzt um ein alle Bereiche der Gemeinde umfassendes Klimaschutzkonzept, das unter anderem auch den Aufbau einer Bürger-Energiegenossenschaft mit einschließt.