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Kreis Görlitz: So steht ein Landwirt zum Klimawandel und zum Wolf

Landwirt Stephan Schade bringt weiterhin Qualität von den Feldern der Jänkendorfer Agrar GmbH. Aber an anderen Stellen hakt es, sagt er zur Bundespolitik.

Von Steffen Gerhardt
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Agrarchef Stephan Schade bekam Besuch von der Bundestagsabgeordneten Ulrike Harzer (FDP). Sie besuchte die Jänkendorfer Agrar GmbH und saß Probe in einem der modernen Traktoren.
Agrarchef Stephan Schade bekam Besuch von der Bundestagsabgeordneten Ulrike Harzer (FDP). Sie besuchte die Jänkendorfer Agrar GmbH und saß Probe in einem der modernen Traktoren. © André Schulze

Auf den Feldern der Jänkendorfer Agrar GmbH wird die Ernte in diesem Jahr von den Erträgen her durchschnittlich ausfallen. Nicht viel anders als in den Jahren zuvor, sagt Geschäftsführer Stephan Schade. Der verregnete Sommer bringt aber Einbußen in der Qualität des Getreides. So wird mehr Futtergetreide vom Feld geholt als für die Verarbeitung zu Mehl. Auch der Mais bleibt unter den Erwartungen. Hier ist es genau umgedreht, dieser Feldfrucht fehlt das Wasser in den jüngsten Wochen, um gut auszureifen.

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Bei den Kartoffeln wird es aber wieder eine normale Ernte geben. Das liegt auch an dem Bewässerungsstrang, der aus LPG-Zeiten noch in Funktion ist und bei Bedarf geklärtes Abwasser vom Klärwerk Ödernitz nach Jänkendorf führt. Ansonsten ist von der einstigen künstlichen Bewässerung (Melioration) nicht mehr viel funktionstüchtig. Angesichts der fortschreitenden Klimakrise ist diese aber eine Empfehlung wert. Für Landwirt Stephan Schade ist der Aufwand zu hoch und zu teuer. "Wir sind schon froh, wenn wir mit unserer Ernte über der Verlustgrenze bleiben. Da bleibt kein Geld für große Investitionen", betont er.

Getreidepreis hatte sich verdoppelt

Im Vorjahr hatte der Agrarbetrieb ein gutes Auskommen. Durch den Krieg in der Ukraine verdoppelten sich die Preise beim Weizen, beim Raps stiegen sie auf das Zweieinhalbfache, erzählt der Landwirt. Dieses Jahr sind sie aber wieder auf das Niveau wie vor dem russischen Angriff gefallen und Stephan Schade befürchtet, dass es ein Null-Summen-Ergebnis geben wird. Auch der Milchpreis ist mit durchschnittlich 35 Cent pro Kilogramm wieder auf einem niedrigen Stand. 270 Kühe geben in der Milchviehanlage Ödernitz im Jahr über 2,7 Millionen Liter Milch. Dazu kommt noch die eigene Nachzucht.

Dass das Klima auf die Erträge und Milchleistung drückt, stellt Stephan Schade bisher nicht fest. "Wir holen noch Qualität von den Feldern, deshalb sind andere Fruchtfolgen und klimaresistente Pflanzen noch nicht das große Thema bei uns", sagt der Agrarchef. Andere Probleme sind akuter, betonte er jetzt bei einem Gespräch in seinem Betrieb mit der Bundestagsabgeordneten Ulrike Harzer von der FDP. Die Chemnitzerin ist in den Ausschüssen für Ernährung und Landwirtschaft sowie für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz tätig. Da lag es auf der Hand, auf ihrer Sommertour einen Landwirt in der Oberlausitz zu besuchen.

Der nächste Schlachthof in Altenburg

Sein Schlachtvieh muss bis nach Altenburg gefahren werden, weil dort der nächstliegende Schlachthof arbeitet. Bei dem heutigen Dieselpreis trägt sich das nicht mehr wirtschaftlich. "Es sollte wieder dazu übergegangen werden, mehrere kleine, standortnahe Schlachthöfe zu betreiben", schlägt Stephan Schade vor. "Die Idee ist nicht neu, aber sie wird von allen viehhaltenden Betrieben unterstützt." Das würde im Gegensatz zu den Schlachtfabriken auch die Akzeptanz beim Verbraucher erhöhen.

Dass Landwirtschaft in Deutschland ohne Förderung nicht von Dauer ist, weiß der Landwirt. Aber mit zu viel Bürokratie muss er sich täglich herumschlagen, kritisiert er. Nicht nur, was betriebliche Förderung angeht, sondern auch bei Investitionen. "Über ein Jahr hat es gedauert, bis wir die Genehmigung zum Umbau unserer Biogasanlage in Ödernitz hatten", nennt Schade nur ein Beispiel.

Eine Besserung ist aber beim Nachwuchs zu verzeichnen. "Nach Jahren der Flaute hatten wir dieses Jahr wieder gute und mehrere Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz", sagt der Agrarchef. Vier Lehrlinge werden gegenwärtig zum Landwirt und Tierwirt ausgebildet. Der Betrieb selbst hat 26 Mitarbeiter.

Wolf holte zwei Schafe

Ulrike Harzer kam bei ihrem Besuch auch auf das Thema Wolf zu sprechen. Sie kritisierte, dass das bisherige Wolfsmonitoring in Sachsen nur ein Reaktionsmanagement ist. Als Jäger und Tierhalter hat Stephan Schade eine klare Meinung: "In der öffentlichen Wahrnehmung hat der Wolf ein schlechtes Image. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist bei null." In diesem Jahr hat der Wolf zwei Schafe bei Schades gerissen. Ein Zaun, ganz gleich wie hoch, ist für das Raubtier kein Hindernis, musste Stephan Schade feststellen. Er plädiert für die Regulierung des Wolfsbestandes, auf ein für eine Kulturlandschaft erträgliches Maß.