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Stausee Quitzdorf: Hohe Gebühren vergraulen Angler

Viel weniger Angler sind in diesem Jahr an der größten Talsperre Sachsens zu finden. Sie sind verärgert über aus ihrer Sicht hohe Gebühren. Das könnte im nächsten Jahr zu einem Problem führen.

Von Steffen Gerhardt
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Daniel Hingst ist Fischwirtschaftsmeister für die Ermisch Forellen- und Lachszucht und auch auf dem Quitzdorfer Stausee tätig.
Daniel Hingst ist Fischwirtschaftsmeister für die Ermisch Forellen- und Lachszucht und auch auf dem Quitzdorfer Stausee tätig. © SZ-Archiv/André Schulze

Es sind dieses Jahr weniger Angler, die am Ufer des Stausees Quitzdorf sitzen oder mit dem Kahn auf das Gewässer fahren. Aber es gibt sie noch, auch wenn ihre Autokennzeichen nicht mehr so häufig mit NY oder GR anfangen wie noch im vergangenen Jahr. Denn das Angeln ist auch für die in den Angelvereinen organisierten Mitglieder um einiges teurer geworden.

Vor allem betrifft das die Angler der Ortsgruppe Niesky. Der Stausee ist ihr Hausgewässer - und das schon seit Jahrzehnten. "Die meisten Angler von uns sitzen jetzt an anderen Gewässern in und um Niesky", sagt Ortsgruppenvorsitzender Frank Handrik. Weil es den Vereinsmitgliedern einfach zu teuer ist. Frank Handrik rechnet vor: Im vergangenen Jahr zahlte der Angler für seine Jahreskarte 50 Euro. Für dieses Jahr muss der Angler das Zweifache, mit Nachtangeln sogar das Dreifache hinblättern für die Erlaubnis, im Stausee Angeln zu dürfen. Auf das Jahr gerechnet sind das bei einem Nachtangler 41 Cent am Tag.

Vereinbarung gibt es nicht mehr

Was führt zu diesem großen Preisanstieg? Dazu muss man ins Jahr 2017 zurückblicken. In jenem Jahr übernahm Gunther Ermisch, der einen Fischzuchtbetrieb in Neustadt/Sachsen führt, als Pächter das Gewässer der Talsperre Quitzdorf. Vorher waren der Anglerverband Elbflorenz zusammen mit dem Betrieb Kreba-Fisch die Pächter. Sie unterlagen aber bei der erneuten Ausschreibung durch die Landestalsperrenverwaltung dem Fischwirtschaftsmeister.

Um das Angeln für die Verbandsmitglieder weiter finanziell erträglich zu gestalten, schlossen der neue Pächter und der Anglerverband eine Vereinbarung ab mit zwei Zielen: Die Angler können mit einer kleinen Gebühr weiter angeln, dafür leisten sie unentgeltliche Arbeitsstunden zum Erhalt des Gewässers. In den ersten Jahren klappte das auch so mit der Vereinbarung.

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René Häse, Geschäftsführer des sächsischen Anglerverbandes, sagt nun allerdings gegenüber der SZ: "In den jüngsten Jahren kam es zu einem Ungleichgewicht, der Jahresbeitrag für die Angler im Verband stieg, aber ihre ehrenamtliche Arbeit war weiter gefordert." Zahlten die Vereinsangler im ersten Jahr 25 Euro für die Jahreskarte, so war es 2022 das Doppelte.

Für dieses Jahr war eine weitere Erhöhung der Jahresgebühr vom Pächter vorgesehen. Das wollten die Angler nicht mehr, bestätigt auch Frank Handrik. "Viele unserer Mitglieder schaffen es entweder gesundheitlich oder zeitlich nicht mehr, am Stausee aktiv mitzuarbeiten und Kontrollen durchzuführen." Mit einer Wasserfläche von rund 730 Hektar ist die Talsperre Quitzdorf die flächenmäßig größte Talsperre in Sachsen.

Angeln an Vereinsgewässern

Der Anglerverein Niesky dürfte mit seinen über 900 Mitgliedern wohl mit der größte in der Oberlausitz sein. Er umfasst das Gebiet des früheren Kreises Niesky. Aber seine Mitglieder suchen nun an anderen Teichen und Gewässern ihr Anglerglück. Rund ein Dutzend Vereinsgewässer stehen den Angelfreunden in ihrem Territorium zur Verfügung. Um seine Angel dort auswerfen zu können, braucht man nur den sächsischen Fischereischein. Dieser ist durch eine Prüfung zu erwerben.

Den Fischereischein benötigt man auch am Stausee Quitzdorf, aber nicht nur zum Angeln, sondern auch, um zusätzlich einen kostenpflichtigen Angelschein zu erwerben. Mit diesem ist es erlaubt, auf Fischfang zu gehen. Das Prozedere hat Gunther Ermisch eingeführt. In diesem Jahr kostet das Tagesangeln 15 Euro, mit Nachtangeln 20 Euro. Für eine Woche werden 25 beziehungsweise 35 Euro fällig und für die Jahreserlaubnis sind es 110 Euro, mit Nachtangeln 150 Euro. An diese Preise sind nun auch die Mitglieder in den Angelvereinen gebunden, die unter dem Dach des Anglerverbandes Elbflorenz sind und bisher die Vergünstigung hatten.

Gunther Ermisch hätte die Vereinbarung gern beibehalten, trotz steigender Gebühren über die Jahre. Aus seiner Sicht hat der Verband die Vereinbarung gekündigt, was ihn sehr überrascht hat. Geschäftsführer René Häse spricht von einer Vertragsaufhebung im beiderseitigen Einvernehmen.

Sanierung der Talsperre steht bevor

Ab dem nächsten Jahr werden sich die Angler sowieso neue Teiche suchen müssen, denn dann will die Landestalsperrenverwaltung mit der Generalsanierung der Talsperre beginnen. Zwei Jahre und 20 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Für Gunter Ermisch ist das mit der Herausforderung verbunden, den gesamten Fischbesatz in andere Gewässer zu bringen. Das hat er schon einmal durch, 2019. Da wurde aber nur die Staumauer saniert, jetzt soll auch noch ausgebaggert werden. Damals halfen ihm die Vereinsangler laut Vereinbarung mit. Das wird im kommenden Jahr so nicht mehr sein.