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Warum nicht Windräder aus Holz bauen?

Nieskyer Gymnasiasten haben Ideen, was nach dem Kohleausstieg kommt. Neben Windrädern auch noch Hanfanbau und eine spezielle App für den Landkreis.

Von Steffen Gerhardt
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Was kann der Strukturwandel für ihre Heimat bewirken? Die Gymnasiasten Theodor Mucke (von links) Wilhelm Thiel, Emilia Rackel, Christoph Liebig und Albert Gärtner haben konkrete Vorschläge.
Was kann der Strukturwandel für ihre Heimat bewirken? Die Gymnasiasten Theodor Mucke (von links) Wilhelm Thiel, Emilia Rackel, Christoph Liebig und Albert Gärtner haben konkrete Vorschläge. © André Schulze

Für Albert Gärtner und Christoph Liebig ist die Windenergie die beste Alternative zur Kohle. Aber dass die Windräder weiter aus Beton und Stahl gebaut werden, das empfinden beide Gymnasiasten als nicht ökologisch.

Das zu verändern, darüber machten sie sich mit weiteren Mitschülern Gedanken. Gelegenheit bot dazu eine Innovationswerkstatt, organisiert für zwei Tage am Schleiermacher-Gymnasium von der Entwicklungsgesellschaft ENO und der Görlitzer Innovationsagentur Grantiro. Im Mittelpunkt stand der Strukturwandel in der Lausitz und die Frage nach alternativen Ideen und Projekten, wenn keine Kohle mehr gefördert wird.

Strom aus Wind statt Kohle

"Ausgangspunkt unserer Idee ist, wo bekommen wir den Strom her, wenn keine Kohle mehr dafür verbrannt wird", erzählt Albert Gärtner. Daran schloss sich die zweite Frage an: Wie sollen die Windturbinen beschaffen sein? Die Schüler sagten sich: aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Konkret aus geklebtem Furnierholz, das anschließend versiegelt wird, ähnlich wie Laminat. "Damit erreichen wir die Stabilität, die für solche Windkraftanlagen notwendig ist", erklärt der Neuntklässler. Die einzelnen Holzmodule lassen sich leichter und platzsparender transportieren als herkömmliche Bauteile.

Ganz neu ist die Idee nicht. In Schweden baut das Unternehmen Modvion bereits solche hölzernen Windräder. Das erfolgt aber manufakturmäßig in Einzelstücken. Den Gymnasiasten schwebt eine Serienproduktion vor.

Niesky und seine Tradition im Holzbau inspiriert die Jugendlichen, diese Idee in ihrer Heimatstadt verwirklichen zu können. Klar ist ihnen, dass das Ganze erst einmal geerdet sein muss. Aber auch darüber haben sie sich Gedanken gemacht. So könnte zu dem Thema erst einmal geforscht werden, vielleicht in dem anvisierten Holzkompetenzzentrum für Niesky. Auch die Produktion von ersten Holz-Komponenten könnte in der Stadt erfolgen, auf dem Waggonbau-Gelände beispielsweise. Die Generatoren könnte Siemens in Görlitz fertigen, schlagen die Jugendlichen vor.

Kleidung und Dämmstoff aus Hanf

Die hölzernen Windräder könnten Niesky beziehungsweise der Region ein Alleinstellungsmerkmal bringen. Das denkt Wilhelm Thiel auch von einem Hanfanbau. Der Niesyker sieht Hanf als "legalen Stoff für die Zukunft" und meint damit nicht seine berauschende Wirkung. In seiner Gruppe wurde überlegt, was aus dieser Naturpflanze alles gemacht wird, wenn sie auf den Feldern der Oberlausitz wächst.

Da Hanf nur die Hälfte der Wassermenge gegenüber einer Baumwollpflanze braucht, könnte Hanf der ökologisch bessere Rohstoff für Bekleidung sein, argumentiert der Gymnasiast. Schließlich ist die Oberlausitz einst für die Herstellung von Textilien berühmt gewesen. "Daran ließe sich durchaus anknüpfen und eine alte Tradition wiederbeleben", so der Zehntklässler.

Hanf lässt sich auf vielfältige Art nutzen, sagt die Gruppe der Gymnasiasten zu einer der ältesten Kulturpflanzen auf der Erde. Aus dem Rohstoff der Hanffasern ließen sich Dämm- und Isolierstoffe für die Bauindustrie herstellen. Hanf ist seit Jahrhunderten Grundlage für unterschiedliche Textil- und Papierprodukte. Schließlich lassen sich aus den proteinreichen Hanfsamen kosmetische Präparate, aber auch Nahrungsmittel gewinnen. Ansätze, die die Jugendlichen gern weiterverfolgen wollen. Vielleicht zusammen mit der TU Dresden, die zum Thema Hanf seit Jahren forscht.

Niesky arbeitet an Stadt-App

Auf einen ganz anderen Pfad hat sich die dritte Gruppe der innovativen Gymnasiasten begeben. Aus der Erkenntnis heraus, dass es inzwischen für alle Dinge des Lebens eine App fürs Smartphone gibt, wollen die Schüler eine Bürger-App zum Laufen bringen, die die wichtigen Dinge für das tägliche Leben lokal auf sich vereint.

Wer auf das gelbe Herz mit dem grünen Fußabdruck des Landkreises drückt, ist auf der App "Mein Görlitz". "Gemeint ist dabei der gesamte Landkreis von Bad Muskau bis Zittau, dem wir eine Plattform geben wollen", erläutert Theodor Mucke. Von A wie Abfallkalender bis Z wie Zugverbindungen soll der digitale Helfer vieles bieten. Auch für die Schüler selbst, wie ein Vernetzen der Schulen im Landkreis sowie Veranstaltungs- und Jobangebote.

Was den Gymnasiasten noch fehlt, ist ein Anbieter, der das Portal betreibt und aktuell hält. Bei Oberbürgermeisterin Kathrin Uhlemann haben die Gymnasiasten bereits Interesse geweckt. "Als Stadt arbeiten wir für Niesky bereits an einer Stadt-App. Sicherlich lässt sich der Kreis größer ziehen und das Projekt der Gymnasiasten mit einbinden", sagt sie. Niesky hat bereits Fördergeld in Aussicht, mit dem der eigenen App das Laufen beigebracht wird.