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Nieskyer Familie hat Sprit in den Adern

Ian Felix Seifert ist erst 15 und fährt schon vorn im Autocross mit. Sein Vater jagt seit 20 Jahren über Sandpisten und auch der Großvater drehte seine Runden im Trabant und Opel.

Von Steffen Gerhardt
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Ian Felix Seifert hat mit seinem Peugeot 206 den 2. Platz in einem der Wertungsläufe zur Deutschen Autocrossmeisterschaft in Dauban belegt.
Ian Felix Seifert hat mit seinem Peugeot 206 den 2. Platz in einem der Wertungsläufe zur Deutschen Autocrossmeisterschaft in Dauban belegt. © André Schulze

Es ist bisher sein größter Pokal, den Ian Felix Seifert vor zwei Wochen im wahrsten Sinne des Wortes heimgefahren hat. Bei einem der Wertungsläufe zur Deutschen Meisterschaft im Autocross in Dauban belegte der Jugendliche in seiner Klasse den zweiten Platz. Damit schmücken jetzt drei golden glänzende Pokale sein Regal.

Das ist ein guter Start als Autocrosspilot, sagt sein Vater Jörg Seifert. Er fährt selbst Autocross, aber mit ein paar Pferdestärken mehr unter der Haube. Denn Sohn Ian ist erst 15 und startet damit in der Klasse Junioren. Diese dürfen nur mit Motoren fahren, die bis 1.400 Kubikzentimeter Hubraum haben. Damit ist Ian, der auf einem Bauernhof im Nieskyer Ortsteil Stannewisch bei seiner Familie wohnt, seit vergangenem Jahr unterwegs. Neben dem Fußball in den Vereinen in Rietschen und Trebus ist Autocross als neues sportliches Hobby dazugekommen.

Vergangenes Jahr nahm er das erste Mal an den Läufen des MACC Dauban teil, der neben der Deutschen Meisterschaft im Autocross auch den Internationalen Lausitzpokal (ILP) jährlich austrägt. Beide Wettbewerbe fanden anlässlich des 51. Daubaner Autocross am Wochenende vor zwei Wochen statt. Viel Zeit zum Trainieren blieb dem Achtklässler vorab nicht. "Reinsetzen und sein Bestes geben", sagt Ian. "Aufgrund der vielen Starter, 170 an der Zahl, war ein Zeittraining nicht möglich. Aber ich kenne ja die Strecke aus dem Vorjahr."

Vater und Sohn mit eigenen Autos

Dieser Heimvorteil trug sicherlich auch dazu bei, dass Ian dieses Mal auf das zweite Treppchen des Siegerpodestes fuhr. Sein Auto ist ein Peugeot 206. Klein und wendig. Den hat sein Vater zusammen mit ihm aufgebaut. Jörg Seifert, der in einer Autowerkstatt in Nieder Seifersdorf arbeitet, schraubt selbst an einem weiteren Fahrzeug, mit dem er wieder beim Autocross starten möchte. Momentan ruht seine Teilnahme an den Wettbewerben.

"Unsere Familie ist vom Autocrossfieber infiziert", sagt der Familienvater. Begonnen hat es bei ihm vor 20 Jahren, als er sich mit Gleichgesinnten zusammenschloss und sie ein Team bildeten. "Am Donnerstag haben wir angefangen, die Autos nach Dauban zu schaffen, um mit Rennbeginn vollzählig zu sein", erzählt der Motorsportbegeisterte. Da die Rennautos keine Straßenzulassung haben, müssen sie per Anhänger zu den Wettbewerben transportiert werden. Auch wenn das Team inzwischen auf die eigene Familie zusammengeschmolzen ist, das Absichern der Rennen ist für Seiferts immer eine logistische Herausforderung. Dauban liegt ja noch nahe, aber wenn es zu den anderen Meisterschaftsläufen geht, dann sind Seiferts schon mal drei bis vier Stunden unterwegs.

Eine Frage des Geldes

Deshalb wird Ian nur an drei der insgesamt sieben Wertungsläufen bis Ende September teilnehmen. Das ist auch eine Frage des Geldes. Nicht nur der Rennwagen kostet Sprit, Unterhalt und Reparaturen, auch die Rennveranstalter halten die Hand auf: Startgebühr, technische Abnahme, Übernachtung - das muss mit einkalkuliert werden. Deshalb sind Seiferts froh und dankbar, dass ihnen der Nieskyer Versicherungsfachmann Sascha Berger seit Jahren als Sponsor finanziell unter die Räder greift.

Zum Deutschen Meister im Autocross wird es für Ian mit nur drei Rennen dieses Jahr nicht reichen, aber er steht ja erst am Anfang seiner Rennfahrerkarriere. Sein Opa Reinhard hat sich dagegen vom Rennsport bereits verabschiedet. "Mit 72 jagt man nicht mehr über Sandpisten", sagt der Landwirt. Außerdem sei er ja von der Familie genötigt worden, vor 20 Jahren Rennen mitzufahren, behauptet er. Einen Opel Kadett hatte er sich damals aufgebaut und mit einem Motor aus einem Opel Ascona versehen.

Damit war er auf der Siegerstraße unterwegs, bis ihn die Konkurrenz ausgeschaltet habe. "Bei den Trainingsläufen war ich Erster, aber über Nacht wurde mein Auto manipuliert, sodass ich nicht von der Startlinie wegkam", ärgert sich Seifert noch heute über dieses unsportliche Verhalten. Das gehört zum Glück der Vergangenheit an, denn Sohn und Enkel haben solche Erfahrungen bisher nicht machen müssen. Dafür klopfen sie dreimal aufs Autoblech, auf dass es so bleibt.