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Rollt der Verkehr jetzt lauter über Nieskys Zinzendorfplatz?

Ein Anwohner empfindet das so und nennt das neu verlegte, alte Pflaster als Grund. Die Stadt hat ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Von Steffen Gerhardt
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Manfred Binner wohnt in Niesky in der Poststraße und findet es zu laut, wenn Autos nachts über das Granitpflaster am Zinzendorfplatz fahren.
Manfred Binner wohnt in Niesky in der Poststraße und findet es zu laut, wenn Autos nachts über das Granitpflaster am Zinzendorfplatz fahren. © André Schulze

Manfred Binner wohnt mit seiner Frau schon einige Jahre am Zinzendorfplatz, genauer gesagt in der Poststraße. Sie haben eine kleine, gemütliche Wohnung in dem Eckhaus zur Muskauer Straße und fühlten sich eigentlich wohl im Nieskyer Stadtzentrum.

Zumindest bis zu der Zeit, als die Baufahrzeuge anrückten und die Mittelachse von Grund auf neu bauten. Binners konnten das Baugeschehen von den Fenstern ihrer Wohnung mitverfolgen. Aber seit Fertigstellung der Straße hat das Rentnerehepaar ein Problem, wie Manfred Binner erzählt: "Wir können kaum noch mit offenem Fenster schlafen, weil der Verkehr nachts so einen Lärm macht. Seit die Pflastersteine neu verlegt worden sind, ist es um einiges lauter geworden", erzählt der 82-Jährige.

Nur mit 30 km/h über den Platz

Nachteilig wirkt sich aus, dass Binners Schlafzimmer zum Zinzendorfplatz ist und nicht zur Gartenseite. "Bei den sommerlichen Temperaturen möchte man schon das Fenster öffnen", sagt der Nieskyer. Aber er hat nur zwei Möglichkeiten: Wärme oder Lärm im Schlafzimmer. Das sei keine Lebensqualität für ihn und seine Frau. Also wandte er sich an die Stadtverwaltung.

Sie möge doch etwas unternehmen, damit Binners wieder ruhig und mit offenem Fenster schlafen können. Herr Binner schlägt vor, dass mit einer Reduzierung der Geschwindigkeit schon geholfen sein könnte. "Wenn nur noch 30 km/h erlaubt sind und das auch streng kontrolliert wird, sinkt der Lärmpegel", ist der Nieskyer überzeugt. Zudem schlägt er vor, dass auch nachts die Ampel eingeschaltet bleibt und somit in der Rotphase zu einer Verkehrsberuhigung beiträgt. "Das Anhalten und wieder Losfahren stört nicht, nur wenn mit hoher Geschwindigkeit durchgefahren wird."

Ampel ist auf Grün geschaltet

Das Problem ist im Rathaus angekommen, bei der Unteren Straßenverkehrsbehörde. Wie Mitarbeiter Sebastian Noll berichtet, hat die Stadt beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) ein Schallgutachten in Auftrag gegeben. Das soll auflisten, welchen Lärmpegel der Verkehr auf dem Zinzendorfplatz verursacht. "Im Herbst werden uns konkrete Werte vorliegen, dann entscheiden wir über entsprechende Maßnahmen", stellt Noll in Aussicht. Denkbar wäre auch eine "30", zumindest die Nacht über.

Ist es zu laut, wenn Autos über das Pflaster am Zinzendorfplatz fahren? Anwohner sind davon überzeugt.
Ist es zu laut, wenn Autos über das Pflaster am Zinzendorfplatz fahren? Anwohner sind davon überzeugt. © André Schulze

An der Ampelschaltung kann die Stadt nichts ändern, erklärt Sebastian Noll. Sie ist auf der Hauptmagistrale immer auf Grün geschaltet, damit der Verkehr fließt. Erst wenn sich von den Nebenstraßen ein Fahrzeug nähert, schaltet die Lichtsignalanlage um. Das wäre auch nachts der Fall, deshalb bleiben die Ampeln auf dem Platz in dieser Zeit aus.

Für Binners wird sich daher bis zum Herbst an dem Verkehr auf dem Platz nichts ändern. Ebenso für die anderen Bewohner an den beiden Kreuzungen. Manfred Binner erzählt, dass ein Mieter in seinem Aufgang bereits ausgezogen ist, weil es ihm am Zinzendorfplatz zu laut geworden ist. Bleibt die Frage, warum der Verkehr nach der Sanierung der Hauptmagistrale in den Jahren 2020 und 2021 lauter als vorher über den Platz rollt. Denn laut Denkmalschutz mussten die vorhandenen Granitpflastersteine wieder eingebaut werden.

Straßenzustand hat sich verbessert

Das Lasuv ist Straßenbaulastträger der Staatsstraße 121, die über den Platz führt. Daher ist das Amt zuständig für die Straße. "Diese wurde mit der Erneuerung in einen intakten Zustand versetzt", teilt eine Sprecherin auf Nachfrage der SZ mit. Die bisher letzte Straßenverkehrszählung des Lasuv stammt aus dem Jahr 2015. Damals wurden 3.476 Kraftfahrzeuge innerhalb von 24 Stunden auf der Mittelachse gezählt. Sieben Jahre später kann man davon ausgehen, dass die Anzahl an Fahrzeugen weiter zugenommen hat. Auch an Schwerlastfahrzeugen.

Zum Straßenausbau erklärt das Landesamt, dass durch die Pflasterneuverlegung bestehende Absenkungen und provisorische Ausbesserungen beseitigt wurden. Der Straßenoberbau, bestehend aus Pflaster, Bettung und Tragschicht, wurde regelgerecht neu hergestellt. Das Pflaster wurde beibehalten. "Eine Verschlechterung kann mit dem aktuellen Zustand also nicht eingetreten sein", heißt es vom Amt.

Herr Binner vermutet den höheren Lärmpegel im Pflaster selbst. Die Granitsteine lagen sieben Jahrzehnte lang so auf dem Platz und ihre Ecken und Kanten wurden über die Jahre abgefahren. Mit dem Neueinbau sind nun auch die anderen, unberührten Seiten der Steine nach oben gekommen. Ob es an dem ist, wird das zu erwartende Lärmgutachten im Herbst zeigen.