Künstler leben vom Verkaufen ihrer Kunst, doch nicht jeder Künstler ist ein Verkäufer. Verena Kremer ist beides. Und die Aquarellmalerin ist genauso eine gute Verkäuferin wie Malerin. Dass sie beides sein kann, hat sie einer besonderen Galerie zu verdanken, die sie sich seit vier Jahren mit 16 anderen Künstlern in Pirna teilt.

Verena Kremer gehört zu denen, die seit der Eröffnung der Galerie Vielfalt dabei sind. Alle Künstlern wechseln sich mit dem Dienst in der Galerie ab. Wer eine größere Fläche hat, ist zweimal im Monat dran, die mit einer kleineren einmal. Das Teilen von Dienst und Kosten macht es allen möglich, Teil der "Vielfalt" zu sein.

Kunst von klein bis groß, von preiswert bis teuer

An diesem Nachmittag ist die Galerie auf der Badergasse zwar geöffnet, doch die Tür zu und weil es immer wieder nieselt, steht auch nichts vor der Tür. Dafür steht an ihr "Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat". Verena Kremer hat sich Farben für eine kleine Malerei mitgemacht. Doch sie lässt sich gern davon ablenken.

Sie führt mit Leichtigkeit von einem Bereich zum nächsten. Ihr fällt immer wieder etwas ein. Verena Kremer kennt nicht nur alle Künstler, die mit ihr die Galerie betreiben, sondern ist auch von jeder und jedem begeistert. Egal, ob das große symmetrische in allen Farben funkelnde Bild mit Swarovski-Steinen von Reinhard Müller oder die kleinen Ohrringe unter anderem von Brigitta Arnold, das Porzellan von Angelika Sorg oder die Raku-Brand-Keramik von Christiane Kittelmann oder viele verschiedene Karten und Anhänger von verschiedenen Künstlern. Kunst von A bis Z und von 1,50 Euro bis 990 Euro - auch das ist die Vielfalt.

Einiges hat sich Verena Kremer schon bei ihren Künstlerfreunden gekauft. Ein Brillenetui aus Stoff von Renate Ende, eine Vase und eine Schale. "Es ist alles was Besonderes", sagt sie über das, was die anderen machen. Das Nächste, was sie kaufen wird, werden wohl ein paar Ohrringe sein. Wahrscheinlich von Beate von Appen, die erst vor einem Jahr zur Galerie-Truppe dazu stieß.

Kleine Bilder gehören zu den meistverkauftesten

Als Kunstvereinsvorsitzender Brigitta M. Arnold vor über vier Jahren zwecks der Eröffnung einer Gemeinschaftsgalerie auch Verena Kremer ansprach, schien es genau das, was sie suchte. "Ich habe unheimlich Spaß mit Leuten", sagt Verena Kremer. Die Zeit auf den Kunstmärkten ist für sie vorbei, das ist ihr inzwischen zu anstrengend. Ab und zu ist sie noch auf Ausstellungen vertreten, demnächst in Leipzig. "Ja, ich habe Lust und mache mit, mal sehen, wohin es führt", sagt Verena Kremer und war dabei. Es ist die Neugier, die sie immer wieder antreibt, beim Malen, in der Galerie, im Leben.

Die meisten Künstler wechseln immer mal ihre Plätze in der Galerie, damit jeder mal "vorn" sein kann und sein Angebot sofort dem Besucher ins Auge fällt. Das macht den Besuch der Galerie auch für die Stammgäste interessant. Im Frühjahr und Sommer schauen viele Touristen rein. "Die sind immer ganz überrascht", sagt Verena Kremer. Die Besucher schlendern dann durch die Galerie, die eigentlich aus 17 kleinen Galerien besteht. Der Galerie-Name "Vielfalt" ist so einfach wie treffend. So viele Künste, so viele Genres, so viele Handschriften.

Über ihre eigenen Arbeiten spricht Verena Kremer erst später. Sie hat schon immer gemalt, sagt sie. Vor etwa 20 Jahren blieb sie bei der Aquarellmalerei. Am Anfang schaute sie, was mit den Farben passiert. Seit sie es weiß, setzt sie die Farben und Effekte bewusst ein. "Aquarell ist wie ein Schmetterling, es braucht Geduld, man muss warten können." Verena Kremer hat auch kleine Karten ihrer größeren Bilder im Angebot. Sie weiß, manche möchten einfach nach- oder abmalen. Sie hat kein Problem damit. "Es ist einfach schön zu malen", sagt sie. Dass besonders die Rotkehlchen-Bilder von Verena Kremer zu den meistverkauften Bildern gehören, sagt sie nicht. Darauf weist Kunstvereinschefin Brigitta M. Arnold hin.

Pirna: Schauen in der Galerie "Vielfalt" kostet nichts

Verena Kremer staunt über die Kombination von Sandstein und Garn von Johanna-Elisabeth Nehm, über die Glasarbeiten von Marion Hempel. Wenn sie eine Frage der Besucher nicht beantworten kann, gibt es den Kontakt des Künstlers. Jeder kann so lange schauen, wie er will. "Niemand ist zum Kauf verpflichtet", sagt Verena Kremer. "Jeder kann etwas mitnehmen, ohne es kaufen zu müssen", womit natürlich nicht gemeint ist, es zu stehlen. Es sind die Anregungen, die Begeisterung, die Freude.

Manche Kunstfreunde kommen oft, schleichen immer wieder um eine Vase oder ein Bild, bis zu dem Moment, da sie wissen, wo die Vase oder das Bild zu Hause richtig zur Geltung kommt. Kunst braucht Platz - in einer Galerie, dort, wo sie entsteht, und dort, wo sie geschätzt wird und lebt.

Galerie Vielfalt, Barbiergasse 19, Pirna, Telefon 03501 5008538, Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 14 Uhr. Wer am 29. Februar vorbeikommt, kann anlässlich des vierjährigen Bestehens der Galerie mit einem Glas Sekt oder Saft mit den Künstlern anstoßen.