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SOE: Die Hochburgen der Fahrrad-Diebstähle

In drei Städten sind die Diebe besonders aktiv. Sie bevorzugen dabei bestimmte Plätze und Marken. Die Chance, sein Rad zurückbekommen, ist gering.

Von Heike Sabel
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Das macht es Dieben schwer: das Fahrrad an den Masten anschließen. Trotzdem werden wieder mehr Fahrräder gestohlen.
Das macht es Dieben schwer: das Fahrrad an den Masten anschließen. Trotzdem werden wieder mehr Fahrräder gestohlen. © Ingo Wagner dpa/lni

Fahrrad, E-Bike, Mountainbike - Wert zwischen 500 und 5.000 Euro: Was wie das Angebot eines Geschäfts klingt, sind nur drei Beispiele in jüngster Vergangenheit gestohlener Fahrräder im Landkreis. Das 500 Euro teure Fahrrad stahlen die Diebe in Neu-Rehefeld aus einer Garage, ein etwa 600 Euro teures Mountainbike verschwand aus einem Königsteiner Lagerraum und das 5.000 Euro teure E-Bike war in Heidenau an ein Geländer angeschlossen.

Die Chance, dass die Besitzer ihre Räder zurückbekommen, ist gering. Die Zahl der Diebstähle steigt wieder, die Aufklärungsquote sinkt. In welchen Städten und an welchen Orten werden die meisten Räder gestohlen, welche sind besonders gefragt und was kann man tun, um sein Fahrrad zu schützen?

Was sagt die Statistik zu Fahrraddiebstählen?

Der guten Nachricht 2020 folgte 2021 die schlechte - und 2022 wird es nicht besser. 2020 hatte es einen leichten Rückgang der Fahrrad-Diebstähle im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge von 376 im Jahr davor auf 293 gegeben. Doch schon 2021 waren es wieder 307 gestohlene Räder. Für dieses Jahr ist bisher ein ähnlicher Anstieg wie von 2020 auf 2021 zu beobachten, sagt die Polizei. Der Rückgang 2020 könnte zumindest teilweise der Corona-Pandemie geschuldet sein. Zwar wurde da viel mehr Fahrrad gefahren, aber es gab weniger Leute, die mit dem Fahrrad zur Schule oder Arbeit fuhren, ihr Fahrrad irgendwo anschlossen. Gleichzeitig waren mehr Leute zu Hause, was Diebe vom Einbruch in Keller abhielt.

Welche Städte sind für Fahrräder am gefährlichsten?

In Pirna, Freital und Heidenau werden die meisten Fahrräder gestohlen. Das ist wenig überraschend und seit Jahren so. Es sind die größten Städte, es gibt Bahnhöfe, viel Verkehr, viel Bewegung und damit auch viele Fahrräder. In Pirna wurden 2021 insgesamt 93 Diebstähle gemeldet, in Freital 66 und in Heidenau 43. Auf die drei Städte mit jeweils allen Ortsteilen entfielen damit 65,8 Prozent aller gestohlenen Fahrräder. In Sebnitz verschwanden 19, in Neustadt zwölf und in Königstein elf Fahrräder. Alle anderen Kommunen im Landkreis liegen im einstelligen Bereich. Zehn Orte können als die sichersten hinsichtlich der Fahrräder gelten, in ihnen wurde 2021 kein einziges gestohlen. Neben vielen kleinen wie Dohma, Dorfhain und Rathmannsdorf gehört auch Stolpen als Stadt dazu.

Was sind die örtlichen Besonderheiten der Tatorte?

Keller, Bahnhöfe, Campingplätze: Bei den Tatorten unterscheiden sich die drei Polizeireviere im Landkreis wesentlich. Im Bereich Freital/Dippoldiswalde werden die meisten Fahrräder aus Garagen, Kellern und Carports gestohlen. Von Zelt- und Wanderparkplätzen kommen im Sebnitzer Bereich die meisten Diebstahlsanzeigen. Besonders häufig werden hier Räder von an Autos montierten Fahrradträgern entwendet.

Der Bahnhof Pirna sowie die Schulen in Pirna und Heidenau sind ein weiterer Schwerpunkt. Im Gebiet des Polizeireviers Pirna brechen Diebe aber auch überdurchschnittlich oft in Keller von Mehrfamilienhäusern in Wohngebieten ein. Im Sommer kommt auch hier die Campingplatz-Masche mit den Fahrradträgern hinzu.

Welche Fahrräder sind bei den Dieben besonders gefragt?

Die Diebe gehen mit der Zeit. Hochwertige Fahrräder wurden schon immer mehr gestohlen als klapprige Drahtesel. Dieser Trend setzt sich fort. Die Palette reicht von Mountainbikes bis zu E-Bikes, deren Anteil zunimmt. Einerseits bringt ihr Wiederverkauf mehr Geld, andererseits gibt es immer mehr, sagt die Polizei.

Wie hoch ist die Chance, sein Fahrrad zurückzubekommen?

Weg ist weg, könnte man sagen. Der Anteil wiedergefundener Fahrräder ist sehr gering, sagt die Polizei. Dies spiegelt sich auch in der geringen Aufklärungsquote wider. Die lag 2019 bei etwas über 14 Prozent, stieg danach auf 17,7 und sank voriges Jahr erneut auf 15,3. In absoluten Zahlen bedeutet das, von den 376 gestohlenen Fahrrädern waren 2019 nur 53 wiedergefunden worden. 2020 waren es 52 von 293 und 2021 von 307 verschwundenen 47.

© Polizei

Viele gestohlene Fahrräder werden der Polizei zufolge über die Grenze nach Tschechien gebracht. Fahndungstreffer gibt es nur gelegentlich bei Verkehrskontrollen oder Durchsuchungen. So wie kürzlich auf der A17 in Dohna. Hier wurde ein 39-jähriger Tscheche, der mit einem Ford Transit in Richtung Prag fuhr, kontrolliert. Auf der Ladefläche befanden sich zwei in Dresden als gestohlen gemeldete Fahrräder. Der Ford war in Tschechien gestohlen worden.

Oft werden die Räder baulich verändert oder in Einzelteile zerlegt, die Rahmennummer wird verändert oder abgeschliffen.

Wie kann ich mein Fahrrad vor Diebstahl sichern?

Wessen Fahrrad aus dem verschlossenen Keller gestohlen wird, konnte kaum mehr machen. Außerdem sind Fahrrad-Besitzer in einer Zwickmühle. Sie sollen einsame und versteckte Plätze zum Abstellen ihres Fahrrades meiden, gleichzeitig sind unübersichtliche Massenparkplätze für die Zweiräder bei Dieben beliebt. Die Polizei rät zu gut einsehbaren, übersichtlichen Plätzen an belebten Orten. Doch wo gibt es die?

Wichtig ist, Fahrräder an einem festen Bügel oder etwas Vergleichbarem anzuschließen, nur in sich abgeschlossene Räder können rasch davongetragen werden. Und noch ein Tipp: Das Fahrrad individuell und originell gestalten, damit ist es für Diebe unattraktiver, weil sie erst mehr verändern müssen. Aber auch das hält sie am Ende nicht davon ab, wenn sich der Aufwand für sie lohnt.