SZ + Pirna
Merken

Heidenauerin erinnert sich an Kindheit im ältesten Stadtteil

Die Stadt Heidenau will den Komplex an der Schmiedestraße verkaufen. Simone Piskol ging in einem der Gebäude ein und aus und erzählt, wie es damals hier aussah.

Von Heike Sabel
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Simone Piskol würde gern schauen, wie es dort aussieht, wo sie in ihrer Kindheit oft war, doch Zäune versperren den Zugang zur Schmiedestraße 2-6 in Heidenau.
Simone Piskol würde gern schauen, wie es dort aussieht, wo sie in ihrer Kindheit oft war, doch Zäune versperren den Zugang zur Schmiedestraße 2-6 in Heidenau. © Daniel Schäfer

Irgendwo da hinten hat Tante Gerda gewohnt, sagt Simone Piskol. "Der Torbogen war immer offen, wenn wir jeden Donnerstag und oft am Wochenende zu ihr und Oma und Opa liefen." Das ist zwar 50 Jahre her, aber die Heidenauerin erinnerte sich sofort wieder daran, als sie vom Verkauf der Schmiedestraße 2-6 liest. Mit Saechsische.de geht sie noch einmal dorthin, wo sie als Kind viel Zeit verbrachte.

Für das damals kleine Mädchen war es jedes Mal ein Abenteuer, wenn es zu Oma und Opa ging. Es gab Zuckerkuchen, wenn sie sonntags mit den Eltern kam, Katzen und Hühner und Platz zum Spielen. Das reichte für ein kleines Glück. Dass es so ein geschichtsträchtiges Grundstück ist, wusste Simone Piskol damals nicht. Die Reste der Höfe auf der Schmiedestraße sind die letzten Zeugnisse der vorindustriellen Heidenauer Geschichte.

Großer "Klotz" vor die Nase gesetzt

Die Großeltern von Simone Piskol hatten etwas weiter hinten ein Häuschen, eine Laube und einen Garten, in dem auch eine Schaukel stand. Tante Gerda wohnte in dem Haus rechts, auch Tante Flora und Tante Liesel lebten in dem Areal an der Schmiedestraße. Es muss alles die Nummer 6 gewesen sein. Häuschen, Laube und Schaukel wurden wohl schon Ende der 1970er Jahre abgerissen. Damals seien Oma und Opa ausgezogen, ob gewollt oder gemusst, weiß Simone Piskol nicht. "Ich kann leider auch niemanden mehr fragen." Es war ihnen ein großer "Klotz" vor die Nase gesetzt worden, ein ähnliches Gebäude wie das heute noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehende und verfallende. Es soll schon vor Jahren an einen Pirnaer Pflegedienst verkauft worden sein. Der Opa von Simone Piskol starb 1988, da lebten die Großeltern schon einige Jahre auf der Pirnaer Straße.

Hochzeit, Gummistiefel und Kugelschreiber

Beim Blick von der Rückseite der Grundstücke wird klar, dort, wo das Häuschen der Großeltern stand, hatte sich die Papierfabrik erweitert. Noch heute wird die Fläche von ihr genutzt, inzwischen gehört die Fabrik zur Glatfelter Dresden GmbH. Damit ist das Grundstück, das die Stadt Heidenau nun verkauft, zwar relativ schmal, aber trotzdem rund 6.000 Quadratmeter groß. Noch bis 2000 war das Haus Schmiedestraße 2 bewohnt. An das aber kann sich Simone Piskol nicht erinnern, wohl aber daran, dass es auf der anderen Straßenseite eine Kunstschmiede gab.

Die Hochzeit ihrer Eltern im Juli 1972 hatte die ganze Familie hier auf der Schmiedestraße gefeiert. Tante Gerda trug immer Gummistiefel und Kittelschürze, war klein, kräftig und laut. Man sieht auf der Schmiedestraße heute nur die großen Häuser und den Torbogen und überall in die Höhe gewachsenes Unkraut und Bäume. Simone Piskol aber sieht ihre Kindheit. Auch wie sie mit der Oma in der Laube saß und ihr bei der Heimarbeit, dem Zusammensetzen von Kugelschreibern, half. Sie ist das erste Mal nach so vielen Jahren wieder hier auf der Schmiedestraße, obwohl sie schon seit 1991 wieder in Heidenau wohnt.

Wunsch nach bezahlbaren Wohnungen

Was aus dem Areal einmal wird? Die Stadt will bei ihrer Verkaufsentscheidung auch das Konzept des Käufers bewerten. Der muss unter anderem den Denkmal- und Hochwasserschutz beachten. Die Heidenauerin wünscht sich kleine Siedlungs-Mehrfamilienhäuser mit bezahlbaren Mieten, die sich dem Stil der Schmiedestraße anpassen. "Auf keinen Fall Luxuswohnungen." Ob Simone Piskol hierherziehen würde? Schwer zu sagen. Sie liebt ihre Wohnung in Heidenau-Süd in der fünften Etage und mit Balkon. "Ich muss oben wohnen und den Blick haben", sagt sie.