Der letzte Tag des Zellstoffwerkes Pirna ist fast 25 Jahre her. Von den einstigen Produktionsstätten des großen Betriebes an der Elbe steht nichts mehr - nur noch drei Verwaltungsgebäude. Jedes für sich markant und anders. Alle drei gehören seit 2006 der Firma Tamara Grafe Beton GmbH und stehen leer. Die Gründe sind verschiedene.
Die gelbe Villa: Problem ist die Größe
Sie war der Sitz der einstigen Werkleitung. Der langjährige Zellstoffwerk-Direktor Rolf Schumann fuhr noch lange immer hier an seinem ehemaligen Büro vorbei. Seine Frau fragte ihn dann: "Na, wo sind deine Gedanken?" Die Zeit von 1977 bis zum Ende 2000 ließ ihn nicht los. Schumann ist 2019 im Alter von 81 Jahren verstorben.
Die Villa würde sich für Wohnungen eignen, wenn die Lage vielleicht auch nicht ganz ideal ist. Doch Wohnungen sind nicht erlaubt, weil es nach wie vor ein Industriegebiet ist, sagt Philipp Grafe, Geschäftsführer der Tamara Grafe Beton GmbH. Die andere Variante, sie an Ärzte, Online-Handel oder ähnliches zu vermieten, scheitere an der Größe. Rund 600 Quadratmeter auf drei Etagen sind eben doch recht viel. Eine Vermietung an einzelne Nutzer komme nicht infrage.
Die Backstein-Villa: Einst Wohnhaus für Chefs
Leer, ein Denkmal und sanierungsbedürftig: Drei Fakten, die es nicht leicht machen, die Backstein-Villa zu vermieten oder zu nutzen. Hier wohnten einst die Familien der Zellstoffwerk-Chefs, sagt Grafe. Was damals ging, ist heute nicht mehr möglich - Stichwort Industriegebiet. Und selbst wenn es möglich wäre, wäre die Frage, ob hier wirklich jemand wohnen möchte, so schön die Villa auch sein mag.
Der Büro-Block: Gescheiterte Lager-Idee
Deren Dach ist vermietet - für Funkantennen. Auch für dieses typische DDR-Gebäude gab es eine Idee. Die scheiterte an der Statik. Ein Storage - übersetzt Lager für jedermann - hatten sich die Eigentümer gut vorstellen können. Also ein Ort, an dem jeder, der sonst keinen Platz hat, etwas einlagern kann. Ein solches Projekt plante in Pirna auch schon ein anderer Investor, doch auch da blieb es bei der Idee.
Es gab und gibt immer mal wieder Anfragen, das einstige Büro-Gebäude als Unterkunft für Flüchtlinge zu nutzen. Doch die Familie Grafe habe Sorge um das, was das auslösen könnte, sagt Philipp Grafe.