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Landkreis SOE: Vorbilder für die Jugend

Ohne ehrenamtlich Engagierte würde der Sport überall zusammenbrechen. 20 von ihnen wurden jetzt besonders geehrt.

Von Gunnar Klehm
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13 Sportler wurden am Donnerstag in Freital vom Kreissportbund mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet.
13 Sportler wurden am Donnerstag in Freital vom Kreissportbund mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet. © Foto: KSB/Klingbeil

Es muss mal wieder etwas anderes im Fernsehen gelaufen sein als Fußball. Denn bei der SG Motor Wilsdruff melden sich erstaunlich viele Kinder, Jugendliche und selbst Erwachsene beim Handball an. Das ist nicht selbstverständlich. Gerade in der Corona-Zeit hatte es in anderen Vereinen mehr Ab- als Anmeldungen gegeben. "Die Handball-WM, die viel im Fernsehen präsent war, hat auf jeden Fall zu der neuen Begeisterung für unsere Sportart beigetragen", sagt Carola Zänker.

Sie stand schon viele Stunden in der Saubachtalhalle in Wilsdruff und trieb die Kinder geordnet übers Handballfeld. Wer auch mal ins Fernsehen will, der muss früh mit dem Sport beginnen. "Wir betreiben in Wilsdruff aber nur Breitensport", sagt sie. Wer sich tatsächlich irgendwann mal für den Leistungssport entscheidet, den lenken die Wilsdruffer gern an ambitionierte Vereine wie die Frauen aus Heidenau oder die Männer von Elbflorenz Dresden weiter.

Für alle ein Gewinn

In Wilsdruff fehlt es nicht an Nachwuchs, wie in vielen anderen Vereinen. Dort mangelt es eher an Übungsleitern. Klar bedeutet das auch, Verantwortung zu übernehmen. "Aber man bekommt auch viel zurück. Da meine ich nicht nur den sportlichen Erfolg. Es ist auch schön zu sehen, wie sich Persönlichkeiten in der Gemeinschaft entwickeln", sagt Carola Zänker. Gern denkt sie auch an die Turniere, zu denen sie gereist sind.

Carola Zänker engagiert sich im Vorstand der SG Motor Wilsdruff und hat sich dort viel Anerkennung mit ihrer sachlichen, konstruktiven Art erworben.
Carola Zänker engagiert sich im Vorstand der SG Motor Wilsdruff und hat sich dort viel Anerkennung mit ihrer sachlichen, konstruktiven Art erworben. © Foto: KSB/Klingbeil

Für ihr Engagement wurde sie jetzt mit dem Ehrenamtspreis des Kreissportbundes (KSB) ausgezeichnet. "Ihre konstruktive Art und Weise ist für alle ein Gewinn", heißt es von der SG Motor Wilsdruff. Seit über 20 Jahren ist sie im Verein, führt seit 2006 die Abteilung Handball und ist im Vereinsvorstand. Sie ist ein Vorbild für viele. Wie schafft man das als dreifache Mutter?

Da kommt Ehemann Mike Zänker ins Spiel, der dann die Familienarbeit übernimmt. "Ohne dieses Zusammenspiel würde es nicht funktionieren", sagt Carola Zänker dankbar. Auch deshalb hat der KSB die Partner der Preisträgerinnen und Preisträger mit zur Auszeichnungsveranstaltung auf Schloss Burgk in Freital eingeladen. "Allein kann ich natürlich auch nichts erreichen", sagt sie und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit im Verein und mit der Stadt Wilsdruff.

Dank an die Partner

Aus den vielen Vorschlägen der Vereine werden jedes Jahr 20 Sportlerinnen und Sportler für den Ehrenamtspreis ausgewählt. Neben Blumen und dem Pokal wurde am Donnerstag ein schöner Abend mit Speisen und Getränken arrangiert. So einen Abend zu zweit, hatten die Zänkers schon lange nicht.

"Wir haben uns ja ganz bewusst dafür entschieden, auch die Partner einzuladen, die den Ehrenamtlichen ja nur zu oft den Rücken frei halten", sagt KSB-Präsident Roland Matthes. "Sie tun so viel Gutes und machen kein großes Gerede darüber", sagte Vize-Landrätin Kati Kade in ihrer Dankesrede. Sie selbst ist Mitglied im Leichtathletiksportverein in Pirna. Zu mehr als ein paar Laufrunden am Morgen kommt sie aber kaum, sagte sie.

Gerold Weigel hat sich in 56 Jahren beim Pirnaer Ruderverein 1872 einige Meriten erworben. Jetzt ist er für seinen Verein auf dem Trockenen noch wichtiger - als Mechaniker.
Gerold Weigel hat sich in 56 Jahren beim Pirnaer Ruderverein 1872 einige Meriten erworben. Jetzt ist er für seinen Verein auf dem Trockenen noch wichtiger - als Mechaniker. © Foto: KSB/Klingbeil

Nahezu ganze Winter verbringt dagegen Gerold Weigel bei seinem Sportverein in Pirna. Seit 56 Jahren ist er Mitglied im dortigen Ruderverein 1872. Auch als Senior im Rentenalter ist er immer noch bei Wettkämpfen der sogenannten Master aktiv. Mit mehreren Titeln bei Welt- und Europameisterschaften darf er sich getrost dazu zählen.

Das allein war aber nicht der Grund dafür, dass der nunmehr 71-Jährige für den Ehrenamtspreis auserwählt wurde. Sozusagen Goldene Hände beweist er im Bootsschuppen. Denn der gelernte Kfz-Meister, der früher auch ein Autohaus betrieb, hält die Motorboote des Rudervereins am Laufen. Rudern und Motorboot - das scheint erst mal nicht zu passen.

Kosten sind schwer zu finanzieren

Doch wer sich in der Sportart auskennt, der weiß, dass es kein Training auf der Elbe ohne Motorboot geben würde, gerade im Jugendbereich. "Wenn da mal ein Boot kentert, müssen die Trainer sofort da sein", erklärt Weigel. Sicherheit geht vor. Sechs Motorboote hat der Verein offiziell. Vier davon müssen immer einsatzbereit sein. Das ist gar nicht so einfach, denn die sind schon 30 Jahre alt. Da ist immer etwas zu reparieren. "Es kommt schon mal vor, dass ich früh einen Anruf bekomme, dass ein defektes Boot am Nachmittag gebraucht wird", erzählt Weigel.

Natürlich wären neue Boote besser oder eine Reparatur in einer Vertragswerkstatt. Doch das ist eine Kostenfrage. Da kämen mehrere tausend Euro im Jahr zusammen. Das Geld gibt der Verein lieber anders aus. Die rund 150 Kinder und Jugendlichen im Verein danken es. Weigel ist es sogar schon gelungen, einen festgefahrenen Zwei-Takt-Motor wieder flott zu machen. Jahrelang lagerte auch ein Bootskörper im Bootshaus, der aufgearbeitet werden musste. "Das haben wir vorigen Winter gemacht, mit Elektrik und allem Drum und Dran. Jetzt fährt es wieder", sagt Weigel und grinst voller Stolz.

Der 71-Jährige, der zu Hause auch noch Oldtimer repariert, will auf jeden Fall weitermachen, solange es geht. "Der Verein hat mir in all den Jahren so viel gegeben, das hat meine Persönlichkeit geprägt und ich habe viel von der Welt gesehen. Da kann ich jetzt etwas zurückgeben", sagt er.

Das sind die 20 Ausgezeichneten

Laura Hennig (Muskelkater e.V. Freital), Katrin und Matthias Naake (TSC Silberpfeil Pirna), Antje Natzschka (Wohnsportgemeinschaft Dippoldiswalde), Michaela Burkon (Spielmannszug Freital), Thomas Lilienthal (Sportförderverein Feuerblume Pirna), Karl-Heinz Berthold (Klingenberger SV Weißeritztal), Birgit Adolph (SV Grenzwinkel Sebnitz), Marcus Schlettig (Postverein Dippoldiswalde), Steffi Schöler (VfL Pirna-Copitz), Joshua Thomas (TSV Graupa), Gerold Weigel (Pirnaer Ruderverein 1872), Steffen Zimmermann (Schachverein Freital), Carola Zänker (SG Motor Wilsdruff), Jana Albrecht (VfL Pirna-Copitz), Dirk Dammrau (SG Wurgwitz), Thomas Köhler (SC Freital), Jansen Kraft (Kreisfachverband Fußball), Erik Milde (TSV Kreischa), Mirko Schuch (PSV Pirna 1990);