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Pirna ehrt Christiane Stoebe mit dem Kulturpreis 2023

Der Pirnaer Skulpturensommer wäre ohne die Bildhauerin und Kunstpädagogin undenkbar. Für ihre Arbeit als Kuratorin wird sie nun besonders bedacht.

Von Thomas Möckel
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Christiane Stoebe (l.),  Gisela Protze: Jahr für Jahr gemeinsam mit großer Leidenschaft den Skulpturensommer geplant.
Christiane Stoebe (l.), Gisela Protze: Jahr für Jahr gemeinsam mit großer Leidenschaft den Skulpturensommer geplant. © Daniel Förster

Seit 2013 kommt in Pirna etwas zusammen, was auf den ersten Blick gar nicht so recht zusammenpassen will. Da sind zum einen die wuchtigen Mauern, Felssteine und Treppenaufgänge der Bastionen der ehemaligen Festung Pirna-Sonnenstein, die hoch über der Stadt thronen und selbst entwaffnet noch immer martialisch und etwas einschüchternd daherkommen. Da sind zum anderen die figürlichen Plastiken, ausgearbeitet bis ins Detail, filigran, zart, das ganze Gegenteil zum einstigen Verteidigungsbollwerk. Und doch gehen beide seit zehn Jahren mittlerweile eine einmalige Symbiose ein.

Seit 2013 gibt es in Pirna den Skulpturensommer, der einmal im Jahr von kunstfertigen Händen ausgeformte Skulpturen in den rauen Bastionen zur Schau stellt, ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, das von Jahr zu Jahr mehr Besucher anlockt und auch in Pirnas tschechische Partnerstadt Decin ausstrahlt. Allerdings wäre diese Ausstellung in einmaliger Kulisse undenkbar, gäbe es da nicht diese eine bestimmte Frau.

Von Anbeginn an kuratiert Christiane Stoebe den Skulpturensommer, hält Kontakt zu Museen und Sammlern und schafft zu den Ausstellungen Exponate von unschätzbarem kulturellen Wert heran, von Künstlern, die weltweit Rang und Namen haben – so beispielsweise Skulpturen von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und Gerhard Marcks. Dabei immer an Stoebes Seite: Gisela Protze, mit der sie die Ausstellungen vorbereitet, plant und umsetzt.

Von Heidelberg nach Kreischa und Pirna

Darüber hinaus gibt es aber noch jemanden, ohne den es den Skulpturensommer wohl auch nicht gäbe. Christiane Stoebes wichtigster Berater der Ausstellung ist der Bildhauer Helmut Heinze aus Kreischa. Ohne ihn wäre die aus Mannheim stammende Bildhauerin und Kunstpädagogin, die in Heidelberg eine Kunstschule leitete, höchstwahrscheinlich nicht als freischaffende Künstlerin nach Sachsen gekommen. Stoebe hatte Heinze 2001 bei einer Ausstellungseröffnung in Heidelberg kennengelernt, wo er die Laudatio für einen anderen Künstler aus Kreischa hielt: der Maler Ulrich Eisenfeld.

Heinze wurde der Mentor von Christiane Stoebe, ihr väterlicher Freund. 2003 zog sie nach Lungkwitz, ein Ortsteil von Kreischa – in jenes Anwesen, in dem Eisenfeld – der 1981 in den Westen gegangen war – einst sein Sommeratelier hatte. Darüber hinaus bestand bald darauf eine Verbindung nach Pirna, sie kaufte das Haus "Am Plan 3" in der Pirnaer Schifftorvorstadt, das einmal dem Musiker Michael Schulz gehört hatte.

2008 eröffnete sie dort eine Galerie, die erste Ausstellung huldigte einem alten Bekannten: Ulrich Eisenfeld. Nach mehr als 30 Ausstellungen schloss Christiane Stoebe jedoch aus gesundheitlichen Gründen die Galerie zum Jahresende 2016 und verkaufte das Pirnaer Haus. Dem Skulpturensommer aber blieb sie treu.

"Chapeau, Christiane!"

Für ihre Verdienste rund um die dieses Ausstellungsformat wurde sie nun besonders geehrt: mit dem Pirnaer Kulturpreis 2023. Eine vom Stadtrat eingesetzte Jury hatte sie zuvor aus insgesamt neun Vorschlägen ausgewählt. Ort und Zeit der Preisübergabe waren mit Bedacht gewählt: Sie wurde am vergangenen Sonntag mit dem Preis überrascht – nach einer Führung durch den Skulpturensommer, die sie selbst leitete.

"Wer in Pirna sehen möchte, wie Sandstein lebendig wird, der kommt an Christiane Stoebe nicht vorbei", sagt Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke. Sie habe auf ganz vielfältige Art und Weise Spuren in der Stadt hinterlassen. Die weit über die Grenzen der Region bekannte Skulpturenausstellung in den Bastionen wäre ohne sie nicht denkbar gewesen. Sie habe den Skulpturensommer stetig weiterentwickelt und mit zahlreichen Städtepartnerschaftsprojekten angereichert. "Unsere Stadt hat Christiane Stoebe so viel zu verdanken", sagt Hanke, "es ist an der Zeit, ihr unglaublich vielfältiges Wirken mit dem Kulturpreis zu ehren."

Großes Lob kommt auch von ihrem Mentor. "Die Jahre, in denen ich mit Christiane Stoebe den Skulpturensommer in Pirna aufbauen und gestalten konnte, gehören zu den interessantesten und anregendsten Jahren nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands", sagt Helmut Heinze. Im Ausstellungskatalog habe Stoebe einmal die große Bildhauerin Käthe Kollwitz mit den Worten zitiert: "… ich will wahr, echt und ungefärbt sein." Dieses Zitat sei zum Grundsatz ihrer Arbeit für die Ausstellungen des Pirnaer Skulpturensommers geworden. Mit großer Leidenschaft habe sie zusammen mit Gisela Protze Jahr für Jahr die Ausstellungen vorbereitet, geplant und mit Bildhauern umgesetzt. "Chapeau, Christiane", sagt Heinze.