SZ + Pirna
Merken

Mittagsimbiss in Mehrwegverpackung - geht das in Pirna?

Zumindest muss das angeboten werden, so das Gesetz. In Pirna klappt es damit schon recht gut, zeigt ein SZ-Test.

Von Mareike Huisinga
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Bio-Einwegbecher und ein Mehrwegbecher stehen auf dem Tresen von Koschis Suppenladen in Pirna, während Ladenbetreiberin Yvonne Kosch einen Bio-Einwegbecher mit heißer Suppe befüllt.
Bio-Einwegbecher und ein Mehrwegbecher stehen auf dem Tresen von Koschis Suppenladen in Pirna, während Ladenbetreiberin Yvonne Kosch einen Bio-Einwegbecher mit heißer Suppe befüllt. © Norbert Millauer

Die Mehrwegpflicht ist da. Damit müssen sich auch Gastronomie-Betriebe in Pirna neu auseinandersetzen: Ab Januar 2023 schreibt das Verpackungsgesetz vor, dass Essen oder Getränke zum Mitnehmen auch im Mehrweggeschirr angeboten werden muss. Das Ziel: Müll vermeiden und Rohstoffe sparen. Auf die Mehrweg-Alternative müssen Kundinnen und Kunden zudem deutlich hingewiesen werden. Und: Die Mehrweg-Verpackung darf nicht extra kosten.

Ausgenommen von der neuen Mehrwegpflicht sind Betriebe, deren Fläche kleiner als 80 Quadratmeter ist und die weniger als fünf Mitarbeiter haben. Diese müssen es aber wenigstens möglich machen, dass sie ihren Kunden Essen und Getränke in selbst mitgebrachte Behälter abfüllen. Sächsische.de hörte sich in der Pirnaer Gastroszene um, wie diese neuen Vorgaben umgesetzt werden.

Marcus Galle vom Restaurant Canaletto in Pirna bietet Mehrweggeschirr an.
Marcus Galle vom Restaurant Canaletto in Pirna bietet Mehrweggeschirr an. © Daniel Schäfer

Café Canaletto begrüßt das neue System

Für Marcus Galle, der mehrere Gastronomieunternehmen in Pirna betreibt, ist das neue Gesetz gar kein Problem. "Wir bieten Mehrwegschachteln und Mehrwegbecher an. Dabei haben wir uns für einen großen Anbieter entschieden", sagt er.

Heißt konkret: Selbstabholer können ihr Essen in einer Schale der Marke Rebowl mitnehmen, für die sie fünf Euro Pfand zahlen. Auch beim Coffee to go bietet Galle einen Recup-Becher an, auf dem ein Euro Pfand liegt. "Dieses Mehrweggeschirr kann dann entweder bei uns oder in jedem anderen Lokal wieder abgegeben werden, das auch diesen Poolanbieter hat", erklärt Galle die Vorgehensweise.

Er selber ist ein großer Freund des neuen Systems und schaut überhaupt auf die Umwelt. Zwar bietet er alternativ auch noch Einweggeschirr an, verlangt dafür jedoch Geld, um den Kunden für die nachhaltige Lösung Mehrweg zu überzeugen. Seit November kostet im Restaurant Canaletto am Pirnaer Markt die Einwegschale einen Euro; in der Schloßschänke auf dem Sonnenstein verlangt der Wirt dafür 80 Cent.

Die Rechnung scheint aufzugehen. "Fast alle unserer Kunden entscheiden sich bei to go mittlerweile für eine Mehrwegverpackung", sagt Galle und fügt hinzu: „Das Mehrwegsystem lebt davon, dass es überall angeboten wird.“ Er befürchtet, dass am Ende drei verschiedene Schüsseln bei den Leuten zu Hause stehen. „Eine gemeinsame Lösung wäre klasse.“ Deshalb macht er auch bei seinen Kollegen kräftig Werbung für das Rebowl-System.

Platzhirsch hat Mehrweg-Schachteln bestellt

Lust auf leckeren Burger? Den gibt es unter anderem in dem Restaurant Platzhirsch am Pirnaer Markt in allen Variationen. Für Gäste, die wenig Zeit haben, auch zum Mitnehmen. Die Restaurantleitung hat bereits bei einem Großhändler Mehrweg-Verpackung bestellt. "Die Lieferung müsste spätestens in einer Woche eintreffen. Dann können wir den Preis für das Pfand berechnen", sagt eine Mitarbeiterin. Darüber hinaus bietet der Platzhirsch auch weiterhin Einweggeschirr an. "Ich denke, die Mehrweg-Variante wird auf wenig Resonanz bei den Gästen stoßen", meint die Angestellte.

Auch die Inhaberin von Koschis Suppenladen und Catering in der Oberen Burgstraße in Pirna bietet deftige und feine Suppen to go an. Bei ihr kann sich der Kunden ebenfalls entscheiden, ob er Mehrweg oder Einweg nimmt. "Das Angebot wird unterschiedlich nachgefragt. Ich habe das System Mehrweg und zusätzlich Einweg schon vor einigen Jahren eingeführt", erklärt Yvonne Kosch.


Zwar ist das Feng Shui Haus in Pirna nicht unmittelbar von dem neuen Gesetz betroffen, weil zu klein, aber dennoch wirbt Inhaberin Jacqueline Landgraf auf ihrer Interseite damit, dass die Kunden bei Essen to go doch bitte ihre eigenen Gefäße zum Abfüllen der Speisen mitbringen möchten. Und das kommt an. "Der Großteil meiner Stammgäste kommt mit eigenem Geschirr", sagt die Unternehmerin, die das Feng Shui Haus im Dezember 2014 eröffnet hat. Allerdings hält sie auch Einweg-Geschirr vor. Zu Corona-Zeiten hatte sie für dieses eine Gebühr von 20 Cent erhoben. "Jetzt nicht mehr, denn die meisten meiner Kunden wollen ohnehin ihr Mittagsessen bei uns im Geschäft mit der besonderen Atmosphäre genießen", erklärt Landgraf. Unabhängig davon begrüßt sie die Gesetzesnovelle bei den Verpackungen. "Es geht darum, Müll zu vermeiden und die Umwelt zu erhalten", sagt sie.

Dehoga: Einheitliches System für die Region

Vytal, Rebowl, Relocal oder Mealgood - All diese Mehrweg-Firmen wollen die Welt ein bisschen vom Müll befreien und auch Geld mit dem neuen System machen. „Aber letztendlich muss der Verbraucher entscheiden“, erklärt Axel Klein vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Sachsen. Der Tourismusverband Sächsische Schweiz sei gerade dabei, eine Lösung für die Region zu suchen. "In diesem Zusammenhang werden wir die Unternehmen befragen, für welches System sie sich entscheiden würden. Es gilt ein möglichst einheitliches System für die Region zu finden", so Klein. Er fügt hinzu: "Wir bieten für 49 Euro bereits jetzt eine Lösung an, mit der jeder Unternehmer seiner gesetzlichen Verpflichtung nachkommt. Das heißt einen Satz Mehrweggeschirr. Letzten Endes ist es für die Unternehmen eine Investition. Diese wird sich nur rechnen, wenn auch die Nachfrage da ist. Dies ist momentan noch nicht der Fall. Abfall zu vermeiden ist aber natürlich im Interesse aller."