SZ + Pirna
Merken

Pirna: Zwei Städte, zwei Bäume, eine Freundschaft

Die Rathauschefs aus Pirna und Děčín pflanzen zwei Gehölze auf dem Sonnenstein – an einem besonderen Tag aus einem speziellen Anlass.

Von Thomas Möckel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Gepflanzt: Děčíns OB Jiří Anděl, Initiator Helge Goldhahn, WGP-Chef Jürgen Scheible, Moritz von der Grundschule Sonnenstein und Pirnas OB Klaus-Peter Hanke (v.l.)
Gepflanzt: Děčíns OB Jiří Anděl, Initiator Helge Goldhahn, WGP-Chef Jürgen Scheible, Moritz von der Grundschule Sonnenstein und Pirnas OB Klaus-Peter Hanke (v.l.) © Thomas Möckel

Ein Mann läuft eiligen Schrittes einen kleinen Hang hinunter, er nimmt gleich einmal die Abkürzung über den frisch gemähten Rasen, am Rand der Grünfläche trifft er auf einen anderen Mann in heller Jacke, beide begrüßen und umarmen sich, sie kennen einander, sie verbindet eine enge Freundschaft, und sie haben auch den gleichen Job. Der Mann, der von der frisierten Wiese kommt, ist Klaus-Peter Hanke, Pirnas Oberbürgermeister, der andere ist sein Pendant aus der tschechischen Partnerstadt Děčín, Primator Jiří Anděl.

Der Ort des bilateralen Treffens ist mit Bedacht gewählt. Auf dem Pirnaer Sonnenstein gibt es eine Ecke, wo die Straßen die Namen von Pirnas Partnerstädten tragen, von der Reutlinger Straße hinab zur Remscheider Straße schwingt sich da auch eine Děčíner Straße. Die Partnerschaft zwischen Pirna und Děčín ist aus Sicht beider Städte jene, die am längsten währt, die ersten freundschaftlichen Bande wurden 1975 geknüpft. Seither halten beide große Stücke aufeinander. Der Termin sei sehr wichtig, sagt Hanke später, damit Europa weiter zusammenwachsen kann. Und sein Amtskollege ergänzt dann, dass er sehr froh sei, bei diesem symbolischen Akt der Freundschaft dabei zu sein.

Der Anlass ist ein ganz spezieller, eigentlich sind es gleich mehrere Anlässe, es geht um Freundschaft, aber auch um Umwelt, Klimawandel und Stadtgrün. Dabei kommen noch weitere Akteure ins Spiel. Einer ist die Städtische Wohnungsgesellschaft Pirna (WGP), die seit 2007 alljährlich zum Tag des Baumes – der 25. April – in einem ihrer Wohnquartiere einen Baum pflanzt. Ein anderer ist Helge Goldhahn, der Ende 2022 die Aktion „Pirna 800“ initiierte, die mit der Wunsch verbunden ist, dass bis zum 800. Geburtstag von Pirna im Jahr 2033 eben 800 neue Bäume im Stadtgebiet gepflanzt werden, vorrangig auf Privatgrundstücken. „Das ist eine tolle Initiative“, lobt WGP-Geschäftsführer Jürgen Scheible, „daher haben wir auch schnell zueinander gefunden.“

Aktion "Pirna 800" will noch mehr Bäume in der Stadt

Das Zueinander spielt sich nun ab an einem windigen, aber sonnigen Vormittag auf der hügeligen Grünfläche an der Děčíner Straße. Auf der Wiese kommen mithilfe geschickter Gärtnerhand zwei neue Gehölze in die Erde, auch sie sind auf ihre Weise besonders. Es sind eine Eiche und eine Linde. „Die Eiche steht für Pirna und wird von der WGP gepflanzt“, sagt Goldhahn. Die Linde steht als tschechischer Nationalbaum für Děčín und wurde mithilfe von Spenden, die über die Plattform „Pirna 800“ eingingen, finanziert. Um das auch sichtbar zu machen, flattert an beiden Gehölzen die jeweilige Landesflagge.

Zwischendurch singt der Kinderchor der Grundschule Sonnenstein, es geht um den Frühling und um die aufblühende Natur, auch der Pirnaer Singekreis gibt ein Ständchen, zum Schluss singen alle gemeinsam das Lied „Kein schöner Land“, Goldhahn hat es extra ausgesucht, weil im Text sowohl eine Linde als auch eine Eiche vorkommen. Er freue sich schon sehr auf die Aktion in Děčín, sagt Anděl danach, weil dort ebenfalls in Kürze Partnerschaftsbäume gepflanzt werden sollen.

Und weil die Pflanzaktion auch Teil der Aktion „Pirna 800“ ist, bekommen Eiche und Linde die entsprechende grüne Aktionsplakette mit Nummer, sämtliche damit gekennzeichneten Bäume sind mit ihren jeweiligen Standorten auf der Internetseite www.pirna800.de aufgelistet. Goldhahns Initiative basiert auf der Stadtgrünkonzeption und der Klimaanpassungsstrategie, die Pirna erarbeiten lässt, er will beide quasi um eine bürgerschaftliche Komponente erweitern. Er hält zusätzliche Bäume für das Stadtklima für immens wichtig, da sie im Sommer Schatten spenden und die sich immer weiter aufheizenden Innenstädte kühlen.

Er hofft nun, dass die anderen Partnerstädte es Pirna und Děčín gleichtun und ebenfalls Partnerschaftsbäume pflanzen, um den heimischen Gehölzbestand verdichten. Zudem wünscht sich Goldhahn weitere bereitwillige Baumpflanzer oder Gehölzspender für seine Aktion. Reichlich 600 Bäume fehlen noch bis zum anvisierten Ziel.