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Nach über 20 Jahren Kampf: Schlechteste Straße im Landkreis SOE wird saniert

Die S168, die sich kilometerlang durch Struppen zieht, hat teilweise mehr Löcher als Asphalt. Das soll sich ab dem Sommer ändern. Für Struppen eine Kostenfrage.

Von Katarina Gust
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Teilweise mehr Schlaglöcher als Asphalt: Die S168 in Struppen ist die schlechteste Staatsstraße im Landkreis. Jetzt soll endlich gebaut werden.
Teilweise mehr Schlaglöcher als Asphalt: Die S168 in Struppen ist die schlechteste Staatsstraße im Landkreis. Jetzt soll endlich gebaut werden. © Daniel Schäfer

Es ist die unbestritten schlechteste Staatsstraße, die die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge zu bieten haben. Loch an Loch reiht sich entlang der S168, der Hauptstraße durch Struppen. Auf etwa 2,6 Kilometern holpern die Autos dahin. Tempo 50, wie es hauptsächlich möglich ist, trauen sich angesichts des Flickenteppichs nur die wenigsten Autofahrer zu.

Der marode Zustand der S168 ist seit mehr als 20 Jahren ein Dauerthema - vor allem in der Gemeinde Struppen, aber auch beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), in dessen Zuständigkeit die Staatsstraße fällt. Getan hat sich dennoch nur wenig - hauptsächlich auf dem Papier. Jetzt kommt plötzlich Tempo in die geplante Sanierung. Noch in diesem Sommer soll der Ausbau der Struppener Ortsdurchfahrt beginnen. Darüber informierte Brit Jacob-Hahnewald, Beigeordnete im Landratsamt in Pirna, in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Struppen. "Das Projekt hat eine hohe Priorität", sagte sie.

Anders als bei anderen Staatsstraßen, übernimmt im Falle von Struppen nicht das Lasuv die Planung und Umsetzung des Großprojektes, sondern der Landkreis. Der Freistaat ist für die Finanzierung zuständig. Diese Vereinbarung wurde schon vor längerer Zeit getroffen. Der Grund: Nach der Sanierung soll die Staatsstraße zu einer Kreisstraße herabgestuft werden. Das hängt mit dem Bau der Pirnaer Südumfahrung zusammen, die perspektivisch auf die B172 auf dem Pirnaer Sonnenstein münden wird. Durch die neue Trasse verliert die S168 in Struppen massiv an Bedeutung.

Struppen bangt um Eigenanteil

Bevor die Bauarbeiten beginnen können, muss der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss fassen. In dem geht es um die Finanzierung. Den Großteil der Baukosten, die zuletzt auf rund zwölf Millionen Euro geschätzt wurden, zahlt der Freistaat. Aber auch Struppen ist finanziell daran beteiligt. Und zwar nicht unerheblich. Die Kommune muss unter anderem für den Bau des Fußweges und eine neue Beleuchtung Eigenmittel aufbringen. Am stärksten ins Gewicht fällt allerdings die Neuverrohrung des Struppenbachs, der teilweise unter der Trasse verläuft.

Für den ersten Bauabschnitt, der von der Kreuzung am Landschlachthof Struppen bis in den Bereich an der Freiwilligen Feuerwehr verlaufen soll, stehen für die Kommune laut Beschlussvorlage rund 2,5 Millionen Euro Eigenmittel im Raum. Eine Summe, die laut Brit Jacob-Hahnewald aber nur das Worst-Case-Szenario abbildet, also den schlimmsten aller Fälle darstellt. Denn Struppen kann und will Fördermittel für den Bau beantragen. Je nach Förderhöhe drückt das den tatsächlichen Eigenanteil nach unten. Zudem kann die Kommune mit dem Lasuv in die Nachverhandlung gehen, damit ein geringerer Anteil an Eigenmitteln fällig wird als ursprünglich geplant. Auch das ließe die Summe der nötigen Eigenmittel schrumpfen.

© SZ:Grafik

Struppen hat für den ersten Bauabschnitt im aktuellen Doppelhaushalt bereits 500.000 Euro eingeplant. Ob sie im schlimmsten Fall auch die restlichen zwei Millionen stemmen könnte? Die Rechtsaufsicht im Landratsamt sieht kein Problem darin. Zum Beispiel könne die Kommune einen Investitionskredit aufnehmen, der eine lange Laufzeit hat. Struppen sei als Kommune leistungsfähig, heißt es.

"Sie können ja nichts dafür, dass die Straße nun mal so lang ist und Ihre Finanzkraft begrenzt ist", sagte Brit Jacob-Hahnewald. Sie machte den Gemeinderäten Mut, den Beschluss so zu fassen, gleichzeitig aber auch deutlich: Stimmt Struppen nicht zu, droht das Vorhaben zu scheitern. Dennoch: "Es wird kein Himmelfahrtskommando", versprach die Beigeordnete. Dem Beschluss folgten schließlich die anwesenden Räte samt Bürgermeister Michael Sachse (parteilos) einstimmig - und bekannten sich damit zum Bau. "Nicht nur wir Gemeinderäte drängen darauf, dass die Straße endlich saniert wird", sagte Sachse. Auch unter den Einwohnern sei niemand dagegen, im Gegenteil.

Einwohnerversammlung zum Bau der S168 geplant

Das Landratsamt könne jetzt den ersten Bauabschnitt angehen und den Genehmigungsplan fertigstellen. Dieser soll im Frühjahr an das Lasuv zur Genehmigung eingereicht werden. Die Behörde habe insgesamt nur 14 Tage Zeit, dem Entwurf zuzustimmen - oder nicht. Man sei aber schon jetzt im intensiven Austausch mit dem Landesamt und darauf fokussiert, dass dem Plan nicht entgegenstehe.

Ist die Genehmigung einmal erteilt, könne sofort die Ausschreibung gestartet werden. Die Unterlagen werden parallel vorbereitet, um keine unnötige Zeit zu verlieren. "Wir liegen aktuell gut im Zeitplan, um einen Baubeginn im Sommer 2024 hinzubekommen", sagte Jacob-Hahnewald.

Wie und wo gebaut wird, das will das Landratsamt in einer Einwohnerversammlung vorstellen. Einen Termin dafür gäbe es aber noch nicht. Fest steht, dass drei Abschnitte geplant sind. Der erste, gut 550 Meter lang, soll an der Einmündung zur Landfleischerei beginnen und etwa in Höhe der Freiwilligen Feuerwehr enden. Gebaut werden soll unter halbseitiger Sperrung. "Kurzzeitig sind sicher auch Vollsperrungen notwendig", sagte Brit Jacob-Hahnewald.