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Pirna: Debatte um die neue Super-Bahntrasse Dresden-Prag

Die Bürgerinitiative "Basistunnel nach Prag" befragt Bundestagskandidaten zu dem Projekt - und stellt ihre eigene Optimal-Variante vor.

Von Thomas Möckel
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Steffen Spittler, Arbeitsvorstand der Bürgerinitiative, vor einem Strecken-Vorschlag: Aus unserer Sicht kann es nur eine Volltunnel-Variante geben.
Steffen Spittler, Arbeitsvorstand der Bürgerinitiative, vor einem Strecken-Vorschlag: Aus unserer Sicht kann es nur eine Volltunnel-Variante geben. © Thomas Möckel

Die Dohmaer Bürgerinitiative "Basistunnel nach Prag" veranstaltet am 15. September in Pirna eine Podiumsdiskussion zur geplanten neuen Super-Bahnstrecke von Dresden-Prag. Diese Trasse soll einmal zwischen Heidenau und Pirna von der bestehenden Elbtalstrecke abzweigen und dann größtenteils unterirdisch bis Tschechien verlaufen.

Der Anlass für die neue Debatte: die bevorstehende Bundestagswahl. Die Bürgerinitiative hat zu der öffentlichen Runde die Spitzenkandidaten der Parteien sowie die Einzelbewerber des Wahlkreises 158 zur Bundestagswahl eingeladen.

"Es gab bisher aus diesen Reihen keine Absagen, deshalb erwarten wir ein großes Interesse aus der Region sowie eine abwechslungsreiche Diskussion", sagt Steffen Spittler vom Arbeitsvorstand der Bürgerinitiative. Zugleich hofft er auf viele Gäste, die ausdrücklich auch zu dem Forum eingeladen sind.

Fragen an die Bundestagskandidaten

Die Engagierten wollen von den Mandats-Bewerbern wissen, wie sie sich zu dem Mega-Bauvorhaben positionieren. Von großem Interesse ist vor allem, welchen Trassenverlauf die Kandidaten favorisieren.

Das sei aus Sicht der Bürgerinitiative sehr bedeutsam, weil letztendlich der Bundestag in einigen Jahren entscheiden wird, welche Streckenvariante finanziert und somit gebaut wird, wenn die Planungen abgeschlossen sind.

Nach einer Fragerunde haben dann auch die Gäste die Möglichkeit, mit den Kandidaten ins Gespräch zu kommen - allerdings ausschließlich zum Thema Bahnstrecke, mit dem sich das Forum befasst.

Darüber hinaus will die Bürgerinitiative über ihre Aktivitäten in den zurückliegenden anderthalb Jahren informieren sowie noch einmal die von ihr bis ins Detail entwickelte Optimal-Variante für den Streckenverlauf vorstellen. Moderiert wird das Forum von Steffen Spittler.

Kürzere Fahrzeit nach Prag

Zum Hintergrund: Die Deutsche Bahn plant schon seit geraumer Zeit mit den tschechischen Kollegen eine Neubaustrecke Dresden-Prag.

Die Bahnstrecke soll im Bereich Heidenau/Pirna von der bereits vorhandenen Trasse abzweigen und mit einem mindestens 25 Kilometer langen Tunnel unter dem Erzgebirge hindurch bis Tschechien führen. Dieser Tunnel wäre dann der längste sowie der erste grenzüberschreitende Eisenbahntunnel in Deutschland.

Die neue Bahnstrecke dient vor allem dazu, künftig das Nadelöhr Elbtalstrecke zwischen Pirna und Decin zu umgehen. Die Kapazität dieser Trasse ist nahezu ausgereizt.

Mit der Neubaustrecke soll sich auch die Fahrzeit von Dresden nach Prag von derzeit über zwei Stunden auf dann knapp eine Stunde verkürzen.

Bedeutsam ist die Strecke generell für den gesamten europäischen Nord-Süd-Bahnkorridor, der von Skandinavien bis auf den Balkan verläuft.

Neubaustrecken-Projektleiter Kay Müller von der DB Netz AG: Wir planen jetzt zwei Varianten komplett durch.
Neubaustrecken-Projektleiter Kay Müller von der DB Netz AG: Wir planen jetzt zwei Varianten komplett durch. © Daniel Förster

Erhebliche Nachteile für die Anwohner

Im Vorfeld gab es sieben mögliche Streckenvarianten. Darunter befand sich die von Sachsen favorisierte sogenannte teiloffene Strecke, die von Heidenau aus zunächst durch einen kurzen Tunnel bis Pirna führt, am Feistenberg wieder auftaucht, dann über eine riesige Brücke übers Pirnaer Seidewitztal führt, um dann bei Dohma vollends im Tunnel zu verschwinden. Der vor dem Tunneleingang erforderliche Überholbahnhof läge dabei unmittelbar neben der Ortschaft Goes.

Die meisten Anliegergemeinden, die Bürgerinitiative sowie mehrere Tausend Anwohner lehnen die teiloffene Strecke jedoch ab - weil sie dadurch einen Verkehrskollaps für das Seidewitztal, erhebliche Eingriffe in die Natur sowie große Nachteile für die unmittelbar betroffenen Anwohner befürchten.

Aus sieben werden vier

Demgegenüber gibt es sogenannte Volltunnel-Varianten, bei denen die Strecke von Heidenau aus komplett im Tunnel verläuft. Der Nachteil hierbei: der Überholbahnhof würde dann in Heidenau liegen.

Die Bürgerinitiative hatte im Vorfeld mehrere dieser Volltunnel-Varianten entwickelt und detailliert planen lassen. Darunter befindet sich auch ihre Optimal-Variante - jene mit den wenigsten Nachteilen für Mensch und Natur.

Nach dem Raumordnungsverfahren bei der Landesdirektion Sachsen im vergangenen Jahr bleiben vier mögliche Varianten übrig - eine teiloffene sowie drei Volltunnel-Routen.

Rollen 2039 die ersten Züge?

Die Deutsche Bahn will nun auf alle Fälle eine Volltunnel-Variante sowie eine teiloffene Variante komplett durchplanen. Laut der Bahn soll die Vorzugsvariante bis 2025 feststehen.

Zum Bauzeitraum und zu den Kosten gibt es derzeit nur vage Angaben. Erste Kostenschätzungen gingen von Baukosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aus. Zudem rechnet die Bahn allein für den Tunnel mit einer Bauzeit von zehn bis zwölf Jahren.

Laufen Planung und Bau weitgehend störungsfrei, könnte die neue Bahnstrecke möglicherweise 2039 in Betrieb gehen.

Podiumsdiskussion zur neuen Bahnstrecke Dresden-Prag, 15. September 2021, 18 Uhr, Gasthof "Zum Lindental", Seidewitzer Straße 1, Pirna (Ortsteil Zuschendorf), Einlass ist bereits ab 17 Uhr.