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So wird die schlechteste Straße im Landkreis SOE saniert

Die mehr als zwei Kilometer lange S168, die Hauptstraße durch Struppen, soll ab dem Sommer ausgebaut werden. Was Autofahrer und Anwohner wissen müssen.

Von Katarina Gust
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Eine Staatsstraße, die nicht nach Staatsstraße aussieht: Die S168 durch Struppen soll ab diesem Sommer ausgebaut werden.
Eine Staatsstraße, die nicht nach Staatsstraße aussieht: Die S168 durch Struppen soll ab diesem Sommer ausgebaut werden. © Karl-Ludwig Oberthür

Auf die Struppener rollt ab dem Sommer ein Großprojekt zu. Eines, das auf der Ortsdurchfahrt über mehrere Jahre für Einschränkungen sorgen wird. Und dennoch gibt es keinen Gegenwind aus der Kommune - weder von Anwohnern noch Pendlern. Denn: um dieses Großprojekt haben die Struppener seit mehr als 20 Jahren gekämpft.

Es geht um die Sanierung der S168, der Hauptstraße, die durch Struppen führt. Auf etwa zwei Kilometern schlängelt sich die Staatsstraße in unmittelbarer Nähe des Struppenbachs entlang. Unterwegs gibt es viele Kurven und manche Engstelle. Doch das Hauptproblem: der Asphalt gleicht einem Flickenteppich. Vor allem im Bereich zwischen dem Ortseingang am Landschlachthof Struppen und der Gemeindeverwaltung ist von einer geschlossenen Asphaltdecke kaum mehr etwas übrig. Es reiht sich Schlagloch an Schlagloch und zwingt Autofahrer dazu, im Schneckentempo zu fahren. Die S168 ist damit die wohl schlimmste Holperpiste im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Ab diesem Jahr soll sich das ändern. Wie das Landratsamt kürzlich mitteilte, soll noch in diesem Sommer der Ausbau der Struppener Ortsdurchfahrt beginnen. Was bislang dazu bekannt ist.

Wo beginnt die Sanierung der S168 in Struppen?

Weil die Straße etwa zwei Kilometer lang ist, wird das Gesamtvorhaben in mehrere Abschnitte geteilt. Der erste Bauabschnitt, der dieses Jahr in Angriff genommen werden soll, beginnt am Ortsteingang, an der Kreuzung zur Landfleischerei Struppen. Von dort verläuft der Abschnitt ungefähr bis zur Freiwilligen Feuerwehr in Höhe der Hauptstraße 56. Auch dieser Teilbereich soll in sich noch gesplittet werden. Darüber informiert Daniel Reichelt, amtierender Leiter Straßenbau im Landratsamt, auf Nachfrage von Sächsische.de. Er geht davon aus, dass als Erstes in Höhe der Feuerwehr los gebaut wird - und von dort in Richtung Einmündung Hohe Straße. Wie weit genau und ob diese Reihenfolge innerhalb des ersten Bauabschnittes tatsächlich eingehalten wird, das wird die zuständige Baufirma entscheiden. Noch gibt es diese aber nicht, denn die Ausschreibung ist noch nicht gestartet.

© SZ Grafik

Warum wird am Ortsausgang Richtung Rathen gestartet?

Der erste Bauabschnitt ist der mit Abstand schlechteste Teil der S168. "Hier ist der Leidensdruck der Autofahrer am höchsten", sagt Brit Jacob-Hahnewald, Beigeordnete für Bau und Umwelt am Landratsamt. Deshalb habe man sich entschieden, hier zu beginnen und nicht am anderen Ortseingang, der in Richtung Pirna zeigt. Zudem gäbe es in diesem Teil der Staatsstraße weniger beteiligte Grundstücksbesitzer. Das vereinfache die Bauvorbereitung, heißt es.

Wann beginnt die Sanierung genau?

Ein konkreter Baustart kann im Moment noch nicht genannt werden. Vorher müssten noch einige wichtige Hürden genommen werden. Der Landkreis, der für die Planung und Umsetzung des Projektes zuständig ist, arbeitet derzeit noch an der Genehmigungsplanung für den ersten Bauabschnitt. Das Ziel ist es, dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) bis Mai oder Juni eine genehmigungsreife Planung vorzulegen. Das Lasuv, das eigentlich für Staatsstraße zuständig ist, hat dann 14 Tage Zeit, um den Plan zu prüfen und - im besten Fall - zu genehmigen. "Im Juni, spätestens Juli wollen wir ein Baurecht haben", sagt Brit Jacob-Hahnewald. Ist der Bau des ersten Bauabschnittes genehmigt, soll unverzüglich die Ausschreibung gestartet werden. Diese werde bereits parallel vorbereitet, um keine Zeit zu verlieren. "Im Moment liegen wir gut im Plan", so die Beigeordnete.

Wie lange wird in Struppen gebaut?

Für den ersten Bauabschnitt ist eine Bauzeit von rund 30 Monaten anvisiert. Das bedeutet, dass mit einer Fertigstellung im November 2026 gerechnet wird. "Das ist der Idealfall", betont Daniel Reichelt. Ob dieser Termin eingehalten werden kann, hänge von vielen Faktoren ab. Unter anderem dem Wetter. Ein langer und strenger Winter könne für Verzug sorgen. Ebenso sei man beim Bau auf Zulieferer und damit Lieferketten angewiesen, zum Beispiel, wenn es um die Neuverrohrung des Struppener Baches geht. Können Bauteile nicht geliefert werden, drohe ebenfalls Verzug.

Muss die S168 für die Sanierung voll gesperrt werden?

Laut Landratsamt soll unter einer halbseitigen Sperrung gebaut werden. Das heißt, dass die Strecke weiter befahrbar bleibt. Nicht auszuschließen seien jedoch kurzzeitige Vollsperrungen, heißt es. Das Großprojekt wird von einer breiten Akzeptanz im Ort getragen. "Der Rückenwind aus dem Ort ist gut für die Vorbereitung", sagt Brit Jacob-Hahnewald.

Warum ist der Landkreis und nicht das Lasuv für den Bau zuständig?

Bei Staatsstraßen übernimmt normalerweise das Landesamt die Planung und Umsetzung von Straßenbauprojekten. In Fall von Struppen wurde von dieser Regeln abgewichen. Dazu gibt es eine Vereinbarung, die der Landkreis bereits 2018 mit dem Lasuv geschlossen hat. Die sieht vor, dass der Landkreis den Bau und die Umsetzung plant und der Freistaat die Finanzierung absichert.

Für den Tausch gibt es einen Grund. Die S168 soll nach der Sanierung zu einer Kreisstraße herabgestuft werden. Das ist dem Bau der Pirnaer Südumfahrung geschuldet. Diese wird einmal auf die B172 auf dem Pirnaer Sonnenstein münden. Durch die neue Südumfahrung verliert die S168 in Struppen perspektivisch massiv an Bedeutung.

Wie teuer wird die Sanierung der S168?

Der Freistaat hat die Mittel für den ersten Bauabschnitt im aktuellen Haushaltsplan eingestellt. Und nicht nur dafür. Auch die Mittel für die sich daran anschließenden Bauabschnitte seien bereits eingetaktet. "Nach dem ersten Bauabschnitt soll es mit dem nächsten weitergehen", sagt Brit Jacob-Hahnewald. Man wolle hintereinanderweg bauen.

Für Struppen sei das ein Kraftakt. Auch von finanzieller Seite. Denn obwohl der Freistaat die Finanzierung übernimmt, kommen auch auf Struppen Kosten zu. Unter anderem für den Bau eines neuen Fußweges, der die komplette Ortsdurchfahrt begleiten soll - einseitig. Auch die Kosten der Straßenbeleuchtung werden der Kommune zugeschrieben. Gleiches gilt für die Neuverrohrung des Struppenbachs, der teilweise unter der S168 verläuft. Letzteres schlägt teils massiv zu Buche.

Für den ersten Bauabschnitt müsste Struppen Eigenmittel in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro aufbringen. Zumindest in der Theorie. Denn ein Teil der Bauleistungen sind förderfähig. Welche genau und in welchem Umfang, das muss noch geklärt werden. Je mehr kommunale Bauten prozentual mit Fördermitteln untersetzt werden können, desto geringer fallen die Eigenmittel für Struppen am Ende aus. "Der Fördermittelgeber entscheidet, welche Bauten fördermittelfähig sind", erklärt Brit Jacob-Hahnewald.

Landrat Michael Geisler (CDU), der selbst in Struppen lebt, nennt den Baustart nach vielen Jahren des Wartens einen "Meilenstein". Neben dem Straßenkörper würden zahlreiche Stützmauern, Brücken und der verrohrte Struppenbach das Vorhaben sehr anspruchsvoll machen. "Im Schulterschluss mit allen Beteiligten und den betroffenen Anwohnern werden wir spürbare Verbesserungen erreichen", so Geisler.