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Wie Pirnas ambitioniertes Baumpflanz-Projekt gedeiht

Bei der Aktion „Pirna 800“ wurden schon über 200 Gehölze gesetzt. Nun wollen sich Pflanzer und jene, die es werden wollen, noch stärker miteinander verästeln.

Von Thomas Möckel
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Baumpflanzaktion für "Pirna 800": Über 200 neue Gehölze im Stadtgebiet sind schon gesetzt.
Baumpflanzaktion für "Pirna 800": Über 200 neue Gehölze im Stadtgebiet sind schon gesetzt. © privat

Angesichts des Klimawandels, zunehmender Wetter-Extreme, immer heißer und trockener werdender Sommer und eines nahenden Stadt-Geburtstages ersann Helge Goldhahn aus Pirna im Herbst 2022 eine besondere Idee: die Aktion „Pirna 800“. Bis zum 800. Geburtstag der Stadt im Jahr 2033, so der Plan, sollten 800 neue Gehölze vorrangig auf Privatgrund gesetzt werden – um Pirna damit grüner zu machen und der Stadt zugleich eine kühlende Zukunft zu pflanzen.

Die Initiative schlug schnell Wurzeln, von den anvisierten 800 Bäumen sind bereits mehr als 200 wie Geburtstagskerzen auf privaten und öffentlichen Flächen in den Boden gekommen, sämtliche Standorte sind auf einer interaktiven Karte vermerkt, die in die Internetseite www.pirna800.de eingebettet ist. „Jede Baumpflanzung hat dabei ihre ganz eigene Dynamik und Geschichte“, sagt Goldhahn.

So finden sich in der Übersicht Obstallee- und Straßenbäume, Städtepartnerschafts-, Freundschafts-, Hochzeits-, Gedächtnis- und sogar Begegnungscafé-Bäume, aber auch Schul- und Kindergartenbäume sowie mehrere Bäume des Jahres. Manche Pflanzaktionen, so der Initiator, seien als Fest gestaltet worden, andere hingegen eher dynamisch oder effizient, aber alle mit Engagement und dem Ziel, für unsere und die folgende Generation ein hochwertiges Lebensumfeld zu gestalten. Jetzt taucht das Projekt in eine neue Phase ein, um Mitmacher und Mithelfer noch stärker miteinander zu verästeln.

Pflanzaktion ist sogar Teil des Schulunterrichts

„Nun ist es an der Zeit, die aktiv gewordenen Menschen sichtbar und miteinander bekanntzumachen, sie sozusagen hinter den Bäumen hervorzulocken und ihr Engagement zu würdigen“, sagt Goldhahn. Aus diesem Anlass findet am 6. Februar im soziokulturellen Zentrum auf dem Sonnenstein das erste Pflanzertreffen statt. Zu der Runde sind auch Interessierte eingeladen, die erst noch einen Baum in Pirna pflanzen oder eine Baumpatenschaft übernehmen wollen.

Bei einem kleinen Imbiss haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich mit anderen über ihre Erfahrungen auszutauschen und Ideen für weitere Pflanzaktionen zu entwickeln. „Es ist schon jetzt ganz erstaunlich, welche Ideen entstanden und auch umgesetzt wurden“, sagt Goldhahn.

So pflanzte beispielsweise eine ältere Dame einen langlebigen hochstämmigen Apfelbaum in ihrem Garten, wohl wissend, dass nicht sie, sondern ihre Kinder und Enkel die meisten Früchte davon ernten werden. Die Grundschule Graupa möchte sich als Klimaschule beteiligen, indem die Schüler klassenweise im Sachunterricht über die Aktion „Pirna 800“ sprechen und nach einer Diskussion abstimmen, welche der fünf im Vorhinein ausgewählten, geeigneten Baumarten auf dem Schulgelände gepflanzt werden sollen. „Aus der Einbindung ihrer Meinung soll ein Verständnis für Demokratie, Stimmrecht und natürlich eine direkte Identifikation mit dem Baum selbst entstehen“, sagt Goldhahn. Die Gehölze sollen zeitnah nach dem Votum gesetzt werden.

Gehölzkunde-Touren neu beleben

Darüber hinaus fiel die Wahl des Ortes für das erste Pflanzertreffen nicht ganz zufällig auf den Sonnenstein. In dem Stadtteil gab es bis vor wenigen Jahren in Kooperation mit dem Verein „Atze“ sogenannte dendrologische Spaziergänge. Dendrologie ist der Fachbegriff für Gehölzkunde. Bei geführten Touren oder ganz individuell mithilfe der vier in diesem Zusammenhang veröffentlichten Hefte konnten Naturliebhaber ausgewählte Bäume zwischen den Hochhäusern entdecken. Allerdings sind diese Spaziergänge aus Altersgründen der Veranstalter in der zurückliegenden Zeit seltener geworden. „Aber vielleicht“, sagt Goldhahn, „lässt sich diese Tradition durch das Pflanzertreffen neu beleben.“

Erstes Pflanzertreffen, 6. Februar 2024, 19 Uhr, soziokulturelles Zentrum Pirna-Sonnenstein, Varkausring 1b. Die Teilnahme ist kostenlos. Interessierte werden gebeten, sich per Mail unter [email protected] anzumelden