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Adelsfamilie ist wieder zu Hause

Der Familienverband der von Kirchbachs trifft sich im Schloss. Einen schöneren Rahmen könnte man nicht finden, heißt es.

Von Kathrin Krüger
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Vertreter derer von Kirchbach beim Familientag auf Schloss Lauterbach. Der Förderverein hatte das Treffen exzellent vorbereitet.
Vertreter derer von Kirchbach beim Familientag auf Schloss Lauterbach. Der Förderverein hatte das Treffen exzellent vorbereitet. © Claudia Hübschmann

Lauterbach. Der Förderverein hat die Sektgläser gefüllt und die Tische liebevoll dekoriert. In der Küche stehen Tabletts mit geschmierten Schnittchen, im Gartensaal spielt die hauseigene MC-Band flotte Musik. Die Gemälde hier im Saal wurden weitgehend ausgetauscht. Bis auf einen Palm-Vertreter hängen jetzt lauter alte Kirchbachs an den Wänden. Alles ist bereit für die Adelsfamilie gleichen Namens. Als der Bus am Schloss Lauterbach eintrifft, sind auch Kinder und ein Hund dabei. Manche Leute tragen ein Namensschild.

Aller drei Jahre ruft der Familienverband zum Treffen, zum ersten Mal nun in Lauterbach, dem Stammsitz der Familie. „Wir konnten keinen schöneren Rahmen für das Treffen finden“, lobt Friedrich von Kirchbach, Verbandschef und ehemaliger Diplomat bei den Vereinten Nationen in Genf. 80 Familienmitglieder sind gekommen, rein äußerlich ganz gewöhnliche Menschen. 

Diesen Aufkleber der bevorstehenden 300-Jahrfeier fand jeder Gast auf seinem Platz.
Diesen Aufkleber der bevorstehenden 300-Jahrfeier fand jeder Gast auf seinem Platz. © Claudia Hübschmann

Auch Hans-Peter von Kirchbach ist dabei, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr. Er kennt das Schloss bereits. Die von Lauterbachs loben den hiesigen Förderverein. Er habe aus dem Herrenhaus wieder das gemacht, was es sein kann. Mitgeholfen haben dabei auch Gabriele Zeitler-Prüfer und ihr Mann aus dem Rheinland.

Sie schenkten dem Schlossverein wertvolle Familienmöbel, die nun das Musikzimmer schmücken. „Gaby und Renata Junghanns aus Dresden setzen sich hier dafür ein, dass die Tradition der von Kirchbachs in Lauterbach wieder sichtbar wird“, schwärmt der Verbandsvorstand. „Von Kirchbach auf Lauterbach“ heißt auch das Adelsprädikat der Familie.

Fühlen sich wie zu Hause

„Die Familie ist wieder zu Hause“, begrüßt Randy Friese vom Förderverein die Gäste pathetisch. Doch die von Kirchbachs empfinden das auch so. Die Großfamilie mit etwa 250 Menschen geht auf Jonas von Kirchbach zurück, den ersten Besitzer des Lauterbacher Rittergutes. Sein Wappen und das seines Bruders Gottfried weisen den Gästen aus vielen Orten Deutschlands den Weg.

Und es kommt noch besser. Randy Friese hat mithilfe von Gaby Zeitler-Prüfer den Stammbaum der von Kirchbachs zusammengestellt und präsentiert ihn in einem aufwendigen Vortrag. Friedrich von Kirchbach ist verblüfft. „Die Familiengeschichte in dieser Fülle kennt kaum einer von uns“, sagt der 66-jährige Chef des Nachfahrenverbandes.

Dabei gibt es unter den von Kirchbachs den ehemaligen Bischof von Thüringen, auch Unternehmer, Ärzte und Lehrer. Nur 22 Männer tragen aber tatsächlich den Namen von Kirchbach, stellt der Verbandschef klar.

Diese beiden Familienwappen wiesen den Weg in den Gartensaal.
Diese beiden Familienwappen wiesen den Weg in den Gartensaal. ©  Claudia Hübschmann

1909 gab es schon einmal ein Kirchbach-Familientreffen auf Lauterbach. Der Förderverein kann es mit einem alten Foto beweisen. Die älteste Familiengeschichte beginnt allerdings in Roßwein bei Döbeln. Dort ist 1490 ein Paul Kyrbach als Stammvater und Ratsherr genannt.

Die Kirchbachs waren spezialisierte Weber. Jonas von Kirchbach (1609 bis 1683) erwarb dann das Lauterbacher Rittergut mit etlichen Dörfern – bis Großdobritz. Seine Eltern waren noch an der Pest gestorben, weiß Randy Friese. Von Kirchbachs Jugend fällt in die Zeit des 30-jährigen Krieges, er wurde von Kaiser Leopold I. in Wien adlig gesprochen, weil er die Orgel der Kirche Zadel stiftete.

Jonas` Sohn Hans-Gustav veranlasste um 1704 die Grundsteinlegung des Herrenhauses. Vollendet wurde es 1720. Da gehörte das Schlosses allerdings schon nicht mehr den Kirchbachs. 1708 wurde es an Hans-Georg von Zehmen verkauft.

Im Förderverein oder Turmherren

Wenn heute der Nachfahrenverband zusammenkommt, wird über Finanzen und die Verbandssatzung diskutiert. Auch die Werte und Verpflichtungen, die sich der Adelsverband auferlegt hat, sind ein Thema. So betreut die Familie zum Beispiel das Esther von Kirchbach-Haus in Freiberg – ein Frauenschutzhaus.

 Einmal jährlich gibt es auch einen Familienbrief. „Wir sind eine europäische Familie, auch in der DDR-Zeit waren wir teilweise im Osten und teilweise im Westen ansässig“, sagt der Familienvorsteher. Er selbst betreut in Dahlen ein Rittergut und setzte sich für die Städtepartnerschaft mit dem französischen Cess ein. Jeder bringe in der Familie das ein, was er kann, so Friedrich von Kirchbach. Manche sind im Förderverein, andere Turmherren.

Die hauseigene MC-Schlossband unterhielt die Gäste bis zu den Vorträgen. MC steht übrigens für Midlife-Krise.
Die hauseigene MC-Schlossband unterhielt die Gäste bis zu den Vorträgen. MC steht übrigens für Midlife-Krise. © Claudia Hübschmann