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Aldis neuer Frischepalast

Der Discounter vergrößert sein Lager in Wilsdruff und schafft neue Arbeitsplätze. Dafür wird woanders geschlossen.

Von Maik Brückner
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Aldi Nord hat in Wilsdruff ein neues Kühllager gebaut. Das nahm Geschäftsführer Rüdiger Tix (3. v. li.) mit dem Wahlkreisabgeordneten Roland Wöller, Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother und Andreas Marx von der Aldi-Firmenleitung (v. li.) in Betrieb.
Aldi Nord hat in Wilsdruff ein neues Kühllager gebaut. Das nahm Geschäftsführer Rüdiger Tix (3. v. li.) mit dem Wahlkreisabgeordneten Roland Wöller, Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother und Andreas Marx von der Aldi-Firmenleitung (v. li.) in Betrieb. © Karl-Ludwig Oberthuer

Gigantisch. Mit diesem einen Wort lässt sich kurz beschreiben, was der Discounter Aldi-Nord in den letzten Monaten im Wilsdruffer Gewerbegebiet Hühndorfer Höhe errichtet hat. Hinter der bestehenden Halle des Wilsdruffer Logistikzentrums entstand ein neues 6 000 Quadratmeter großes Kühllager. 

Hier stapelt sich alles, was später in den Kühlregalen des Discounters liegen wird: Joghurts, Käse in unterschiedlichen Formen und Geschmacksrichtungen, Butter und verschiedene Puddingsorten. Gelagert werden diese bei plus drei Grad. Etwas kühler ist es in einem separaten Raum, in dem Frischfisch und -fleisch gelagert wird. Nebenan im sogenannten, 5 500 Quadratmeter großen Trockenlager, das ebenfalls neu errichtet wurde, werden bei 17 Grad Celsius demnächst Kakaopulver, Nudeln, Limonaden, Kekse, Salzgebäck, Bierflaschen und die Sonderposten abgestellt, umgepackt und versendet.

Mit den beiden neuen Hallen bringt es das Wilsdruffer Logistikzentrum von Aldi-Nord nun auf eine Lagerfläche von 35 700 Quadratmetern. Damit gehört es flächenmäßig zu den größten des Discounters. Für Geschäftsführer Rüdiger Tix Anlass genug, diesen Bau mit einigen Vertretern aus Politik und Mitarbeitern von Behörden einzuweihen. Tix lud auch – wie in Wilsdruff üblich – die Chefs der benachbarten Firmen des Gewerbegebietes ein. Für den Bau der Hallen habe es mehrere Gründe gegeben, erklärte Tix. Zum einen ist Aldi dazu übergegangen, nicht nur Produkte zu Niedrigpreisen anzubieten, sondern auch hochpreisigere Produkte. 

Auch das Angebot von frischem Obst und Gemüse sei größer geworden. „Die Kunden greifen heute gern mal auch etwas tiefer in die Tasche.“ Und sie verlangen immer mehr nach frischen Produkten. Dieser Entwicklung kam Aldi nach. Lagen vor ein paar Jahren nur 50 Sorten Obst und Gemüse in den Regalen, so sind es jetzt 110, sagte Tix. Um diese von den Erzeugern zu den Märkten zu bringen, brauchte Aldi in seinem Wilsdruffer Zentrallager eigentlich mehr Platz.

Weil der in den letzten Jahren knapp geworden ist, hatten die Mitarbeiter im Lager viel mit dem Hin- und Herfahren und dem Umstapeln zu tun. Dabei passierten Fehler, es kam zu Nacharbeit und zu Frust. Diese Zeiten sind nun vorbei, gab der künftige Logistikleiter Nils Oehlert zu. Mit den neuen Hallen werden sich die Arbeitsbedingungen wesentlich verbessern. Wohl auch deshalb bedankte sich Tix ausdrücklich für die Geduld der Mitarbeiter.

Aldi-Nord verändert nicht nur das Angebot. Der Discounter strafft seit Jahren sein Vertriebssystem. Das Unternehmen trennt sich von autobahnfernen Zentrallagern und setzt stattdessen auf die autobahnnahen wie Wilsdruff. Deshalb schloss Aldi Ende 2017 das Lager in Hoyerswerda, Ende diesen Jahres folgt Greiz. 25 Märkte in Chemnitz, Schneeberg, Schwarzenberg, die bisher von der Stadt im Vogtland aus beliefert wurden, bekommen künftig ihre Waren aus Wilsdruff.

 Bereits jetzt versorgt das Wilsdruffer Lager 77 Märkte in der südlichen Oberlausitz, in Dresden, im Osterzgebirge, in der Sächsischen Schweiz und in Mittelsachsen. Das zeige, wie gut sich Wilsdruff entwickelt habe, so Tix. Als die Regionalgesellschaft 1999 ihr Zentrallager in Betrieb nahm, beschäftigte sie 250 Mitarbeiter, davon 55 am Standort. Von Wilsdruff aus wurden 28 Märkte in der Dresdener Region beliefert.

Sachsens Innenminister und Wahlkreisabgeordneter Roland Wöller (CDU) zeigte sich beeindruckt von Größe der Lagerhallen. Er sei das erste Mal, dass er bei einem Discounter hinter die Kulissen schauen könne. „Als Kunde sehen wir nur die Bühne, die des Verkaufs.“ 

Wenn man wie Aldi Lebensmittel mit möglichst hoher Qualität preiswert anbieten wolle, brauche man eine hervorragende und funktionierende Logistik. Mit den neuen Hallen sorge Aldi dafür. Wöller freute sich über die Investition in Wilsdruff und lobte den Standort. Die Stadt liege nah der Landeshauptstadt und besitze sehr gute Straßenanbindungen – auch zum Flughafen.

Für Bürgermeister Ralf Rother (CDU) ist die Investition ein Beweis, dass die Unternehmensgruppe am Standort festhalten möchte. „Dafür sind wir als Stadt dankbar.“ Wilsdruff habe Aldi einiges zu verdanken. Das Unternehmen war das erste, das sich im Gewerbegebiet niederließ. Es setzte damit eine Initialzündung. „Wenn einmal ein Kran steht, dann stellt sich bald einer daneben“, so Rother. In diesem Gewerbegebiet war jedenfalls so. Inzwischen besitze die Stadt 80 Hektar Gewerbeflächen. In Wilsdruff gibt es 7 000 Arbeitsplätze. Deshalb wolle er am Credo der Stadt „Kurze Wege und schnelle Entscheidung“ nichts ändern.

Lob gab es auch von Vize-Landrat Heiko Weigel (CDU). Die Entwicklung von Aldi in Wilsdruff zeige, wie richtig die Stadt gehandelt habe, als sie Anfang der 1990er-Jahre die Weichen stellte, dieses Gewerbegebiet an der A4 zu entwickeln. Heute wollen andere Kommunen Ähnliches an der A17 schaffen, so Weigel. Wilsdruff könne ein Vorbild sein, wenngleich das Verfahren heute komplizierter ist als in den ersten Jahren nach der Friedlichen Revolution.

Mit der Einweihung der beiden neuen Hallen, für die Aldi-Nord nach eigenen Angaben einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag investiert hat, sind die Arbeiten am Standort Wilsdruff noch nicht abgeschlossen. Im kommenden Jahr wird das Außengelände neu gestaltet und die Recyclingstation komplett erneuert. „Im Vergleich zur Halle sind das aber ganz kleine Investitionen“, sagt Oehlert.