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Anstehen an der Quelle

Für kalkfreies Wasser nehmen immer mehr Verbraucher einiges auf sich: Auto fahren, Schlange stehen, Kanister schleppen.

Von Heike Heisig
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Ernst Zache aus Wendishain fährt jede Woche die Quelle in Paudritzsch an. Wer nach ihm kommt, muss warten. Denn der Rentner bringt mehrere Kanister und anderthalb Liter Flaschen zum Füllen mit.
Ernst Zache aus Wendishain fährt jede Woche die Quelle in Paudritzsch an. Wer nach ihm kommt, muss warten. Denn der Rentner bringt mehrere Kanister und anderthalb Liter Flaschen zum Füllen mit. © Dietmar Thomas

Döbeln. Wenn DA-Fotograf Dietmar Thomas neuerdings zur Arbeit kommt, dann hat er häufig mindestens eine Flasche mit frisch gezapftem Quellwasser dabei. „Das schmeckt mir einfach besser als das Wasser aus der Leitung“, erzählt er. 

Während er sich seine Tagesration und die für seine Familie an der Quelle in die Flasche laufenlasse, sei er selten allein. „Es kommt häufiger vor, dass die Leute Schlange stehen. Da ist Geduld gefragt.“

Stimmt. Wer nach Ernst Zache an die Quelle nach Paudritzsch kommt, der kann es sich auf einer neu aufgestellten Bank durchaus bequem machen. Denn 30 Liter füllt sich der Rentner in Kanister und handelsübliche Wasserflaschen ab. „Eine halbe Stunde dauert das zumeist“, sagt er.

Solch einen Aufwand wie der Wendishainer betreiben nicht alle, aber einige schon. Ein Rentnerehepaar mit Kennzeichen der Torgau-Oschatzer Region berichtet von einem Mann aus Ottewig. „Der muss wahrscheinlich fürs ganze Dorf Wasser holen, so wie der immer schleppt“, erzählen die beiden. Sie würden den Gang zur Quelle nach Paudritzsch mit dem Wochenendeinkauf in Leisnig verbinden. Das aber auch regelmäßig.

Ernst Zache und seine Frau setzen das Quellwasser nicht nur zum Kaffeekochen ein. Auch bei der Zubereitung von Speisen komme das Wasser aus Paudritzsch zum Einsatz. Weiterhin würden es die Rentner trinken. „Aus der Leitung nehmen wir lediglich das Wasser für die Toilette, die Waschmaschine und zum Duschen“, sagt Ernst Zache. 

Sogar darauf hätte er gern verzichtet und lieber auf Hausbrunnenwasser zurückgegriffen, das sein Vermieter anbieten wollte. „Doch das ist ihm nicht gestattet worden“, so der Rentner. Also habe er sich fürs Trinken, Kaffee- und Essenkochen eben die Alternative Quellwasser gesucht. „Unser Leitungswasser enthält uns einfach zu viel Kalk“, erklärt er.

Mit diesem Urteil stehen die Zaches nicht allein da. Das zeigt das Kommen und Gehen an einigen Quellen in der Region. Das zunehmende Begängnis in Paudritzsch ist auch Ronald Köllner, dem zuständigen Förster im Revier Klosterbuch, nicht verborgen geblieben. Allerdings sieht er die steigende Popularität des Paudritzscher Quellwassers mit gemischten Gefühlen.

„Wenn das an dieser Stelle überhandnimmt“, kündigt er an, „dann muss ich die Quelle schließen.“ Das begründet er zum einen mit dem Schutz des Waldes, für den er verantwortlich sei. Schließlich zeigten sich die Quellbesucher häufig uneinsichtig und würden ihre Fahrzeuge oft im Wald abstellen. Zum anderen sei das Parken an der Straße für die Kraftfahrer und Fußgänger durchaus gefährlich. Die Straße ist ziemlich eng und schlängelt sich den Berg hinauf. Das macht sie unübersichtlich.