SZ + Sport
Merken

Basler ballert drauflos

Der Ex-Fußballer Mario Basler ist jetzt als Comedian unterwegs. Dabei verharmlost er in Dresden seine Alkohol-Eskapaden – eine kritische Einordnung.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der ehemalige Fußballer Mario Basler tourt mit seiner Liveshow durch Deutschland.
Der ehemalige Fußballer Mario Basler tourt mit seiner Liveshow durch Deutschland. © dpa

Von Timotheus Eimert

Von Dieter Hoeneß stammt dieser eine bezeichnende Satz: „Wenn sein Gehirn genauso entwickelt wäre wie sein rechter Fuß, dann wäre das großartig“, sagte der Bruder von Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor Jahren mal über Mario Basler. Am Montagabend muss man fast unweigerlich daran denken, als Basler auf der Bühne der Schauburg in Dresden steht und munter drauflos redet.

„Basler ballert“ heißt die Veranstaltung, mit der der Ex-Profi deutschlandweit auftritt Früher waren es unter anderem seine Freistöße, die begeisterten, nun unterhält er die Leute eben als Comedian. Mit den Früher-war-alles-besser-Analysen oder wahlweise auch Ich-bin-der-letzte-echte-Typ-des-Fußballs-Anekdoten trifft er beim Publikum einen Nerv. Sie wollen seine Geschichten hören, seien sie noch so ausgeschmückt.

Und der 50-Jährige hat viel zu erzählen aus seiner erlebnisreichen Karriere als Bundesligaprofi. Doch was macht Basler, wenn die alten Geschichten alle auserzählt sind? Nun, er erzählt die Geschichten einfach noch mal. Den 375 Menschen im ausverkauften Saal ist es egal. Sie warten gespannt auf den nächsten Lacher. Denn bei Baslers Geschichten gibt es fast immer etwas zu lachen.

Der bekennende Kettenraucher, Trinker und Immer-Gewinner polarisiert mit seinen Aussagen. „Für mich war Thomas Müller nie ein Nationalspieler“, sagt er zur aktuellen Debatte über die Nicht-Nominierungen von Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng und erntet dafür Applaus. Er nimmt einen Schluck aus seinem Rotwein-Glas, ehe er hinzufügt: „Bei Müller springt der Ball doch bei der Annahme weiter weg, als wenn er ihn passen würde.“ Der Saal applaudiert wieder, einige lachen.

Ob Basler wirklich richtig liegt mit seiner Meinung, scheint den Leuten egal zu sein. Sie wollen nicht mehr die weichgespülten Interviews und Analysen der Profis von heute hören. Basler weiß das und bedient genau dieses Feld.

Er beginnt den Abend mit einer Anekdote aus seiner Zeit bei Werder Bremen. Mit Uli Borowka sei er einmal beim Italiener gewesen. Dort hätte sich der Dicke, wie Basler seinen früheren Mitspieler nennt, fürchterlich betrunken und danach den nigelnagelneuen Porsche gegen einen Baum gefahren. Er habe sich dann bei Basler im Haus versteckt, damit er nicht von der Polizei gefunden wird. Als Basler das erzählt, kichern und lachen die Leute. Die Einordnung der Geschichte bleibt er allerdings schuldig. Nur die wenigsten im Raum dürften gewusst haben, dass Borowka schon zu der Zeit schwer alkoholkrank war.

Zu Spitzenzeiten trank der Abwehrspieler eine Kiste Bier, eine Flasche Whiskey und eine Flasche Wodka am Tag. Damit wollte er sich dem Druck des Profifußballs entziehen. Nach drei gescheiterten Selbstmordversuchen ging Borowka schließlich im Jahr 2000 in eine Entzugsklinik – und ist seitdem trocken. „Jeder Tag, an dem ich keinen Alkohol getrunken habe, ist für mich wichtiger als jeder Titel, den ich gewonnen habe“, sagt Borowka heute – bei seinen Vorträgen und Seminaren, die der 56-Jährige über die Schattenseiten seine Lebens hält. Er versucht Kinder und Jugendliche für das Thema Sucht und deren Gefahren zu sensibilisieren.

Basler macht genau das Gegenteil

Basler hingegen verharmlost am Montagabend in Dresden auch seine eigenen Alkohol-Eskapaden. Vor dem Champions-League-Finale 1999 mit Bayern München habe er zehn Bier an der Bar getrunken. „23 Uhr war Bettruhe. Ich bin 3.30 Uhr aufs Zimmer gegangen“, sagt er. Am nächsten Tag hat er dann bei der 1:2-Niederlage gegen Manchester United den einzigen Treffer der Bayern erzielt und wurde in der 87. Minute ausgewechselt. „Da stand es noch 1:0 für uns“, erzählt Basler und meint: „Also eigentlich bin ich Champions-League-Sieger. Vielleicht sollte ich mich mit Uli Hoeneß noch mal über die Prämie unterhalten.“

Basler möchte die Leute unterhalten, und das geht seiner Ansicht nach offenbar am besten mit Alkohol- und Sex-Geschichten. Er habe zwar vor jedem Spiel gesoffen oder mit fremden Frauen im Mannschaftshotel die Nacht verbracht, aber er spielte danach trotzdem immer gut – also alles halb so wild!? Basler mimt den Comedian.

Ob Borowka das auch witzig findet? Basler scheint’s egal. Er ballert munter weiter.