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Oberlausitz: Das ist der beliebteste Ferienhof

Das Feriendomizil bei Malschwitz gibt es noch gar nicht lange, nun ist es schon Wettbewerbssieger. Das steckt hinter dem Erfolg.

Von Franziska Springer
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Erst 2017 begannen Heike Schulz und Jens Richter, einen ehemaligen Schweinestall in Doberschütz bei Malschwitz zum Ferienhaus umzubauen. Jetzt ist es schon das beliebteste in der Oberlausitz.
Erst 2017 begannen Heike Schulz und Jens Richter, einen ehemaligen Schweinestall in Doberschütz bei Malschwitz zum Ferienhaus umzubauen. Jetzt ist es schon das beliebteste in der Oberlausitz. © SZ/Uwe Soeder

Malschwitz. Ein schöner Ausblick, ein tolles Bad, ein Kamin und Ruhe – das ist ein Angebot, das Besucher inzwischen erwarten, wenn sie eine Ferienwohnung im ländlichen Raum mieten. Dass die Ruhe manchmal positiv gestört wird, weil direkt vor dem Balkon ein kinderloses Storchenpaar laut vor sich hin klappert, ist ein Bonus, an den man bei der Suche nach einer Unterkunft für den Urlaub wohl eher nicht denkt. Und der wahrscheinlich genau deshalb überrascht.

Das zeigt ein Blick auf die Gästebewertungen des Doberschützer Hofs auf Reiseportalen wie booking.com. Dort zeigen alle Daumen nach oben. "Das kleine Highlight: Der Storch, den man beim Weinchen auf dem schönen Balkon als Nachbarn hat", schreibt Nutzerin Laura am 15. Juni unter ihre Top-Bewertung. Man brauche auf das Paradies nicht zu warten, wenn es solche Orte gibt, schreibt Nutzer Friedrich aus der Schweiz im September vergangenen Jahres und stellt zur Bekräftigung Bilder von Garten, Hof und Nest zu seinem Text.

Online-Bewertungen wie diese sind wichtig für Heike Schulz und Jens Richter. Sie sind die Hausherren der hochgelobten Ferienidylle. Jens Richter erklärt: "Wenn ich in Berlin bin und essen gehen will, mache ich Google Maps auf und suche nach dem Restaurant mit den meisten und besten Bewertungen."

Aus eigener Erfahrung wird Strategie

Aus dieser Erfahrung erwuchs Strategie: Bei allen größeren Online-Portalen ist der Doberschützer Hof mit seinen beiden Ferienwohnungen gelistet. Die Website des Unternehmens kann sich sehen lassen. Damit im Nachgang auch die Bewertungen stimmen, bleiben Heike Schulz und Jens Richter, die auch privat ein Paar sind und direkt im Nachbarhaus wohnen, vehement mit ihren Gästen im Gespräch: "Wir fragen immer, was wir besser machen können", verrät Jens Richter seine ebenso simple wie wirkungsvolle Strategie.

Die Antworten beträfen eher Kleinigkeiten, erzählen die beiden. Neulich etwa hätten die Gäste mangels einer Küchenwaage nicht backen können. Einer Familie mit Kindern habe eine Spaghetti-Gabel gefehlt. Die Sitzecke vor der etwa 70 Quadratmeter großen Wohnung im Untergeschoss war manchem Gast zu wenig intim. 

Die Gastwirte nehmen solche Kritik dankbar an: "Da haben wir eben noch eine Sitzecke hinter das Haus gebaut", sagt Heike Schulz pragmatisch. Ihr Lebensgefährte ergänzt: "Und ganz ehrlich: Eine Spaghetti-Gabel kostet drei Euro. Daran soll es wirklich nicht scheitern."

Ausgezeichnet als Gästeliebling in der Oberlausitz: Der Doberschützer Hof holte auf Anhieb den Titel, der vom sächsischen Landestourismusverband vergeben wird.
Ausgezeichnet als Gästeliebling in der Oberlausitz: Der Doberschützer Hof holte auf Anhieb den Titel, der vom sächsischen Landestourismusverband vergeben wird. © SZ/Uwe Soeder

Für all diese Mühe wurde das Paar, das erst 2017 begann, den ehemaligen Schweinestall zum Ferienhaus umzubauen, jetzt belohnt: Zum ersten Mal nahmen sie am Wettbewerb Gästeliebling des sächsischen Landestourismusverbandes (LTV) teil – und belegten den ersten Platz in der Kategorie Ferienwohnung in der Oberlausitz. Anhand von Gästebewertungen aus dem Internet werden dabei seit 2015 die Unternehmen mit den besten  Online-Bewertungen prämiert. Acht gesonderte Regionen stehen dabei im Fokus. Prämiert werden drei Kategorien: Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Sonderpreise gibt es für herausragende Jugendherbergen.

Andrea Kis, stellvertretende Direktorin des LTV, erklärt den formellen Ablauf: "Jedes Beherbergungsunternehmen mit mindestens 70 Online-Bewertungen nimmt automatisch am Wettbewerb teil." Der Inhalt von mehr als 250 Bewertungsportalen weltweit fließt in die Auswertung ein. Nicht nur Sterne werden dabei gezählt, sondern auch die konkreten Inhalte ausgewertet.

Im Grunde genommen, erklärt Andrea Kis, sei der Wettbewerb ein Abfallprodukt der Initiative Servicequalität Deutschland. "Wir haben uns seinerzeit gefragt, ob die Unternehmen, die sich an dieser Qualitätsoffensive beteiligen, im Nachgang auch bessere Kundenbewertungen haben. Das haben wir ausgewertet", erzählt sie.

Online-Bewertungen werden immer wichtiger

Und ein weiterer Gedanke spielt in den Wettbewerb hinein: "Wir machen das auch, um ein Stück weit für das Thema Digitalisierung zu sensibilisieren." Noch sei nicht allen Unternehmen der Wert von Online-Bewertungen bewusst. Dabei, so Kis weiter, werde dieser Teil des Marketings immer bedeutsamer und sei deshalb zu berücksichtigen und zu bedienen.

Auch deshalb richtet sie einen Appell an die reisenden Internet-Nutzer: "Eine gute Online-Bewertung ist der beste Lohn für den Gastgeber. Auch weil sie im Vorfeld  seitens der Anbieter mit viel Mühe verbunden ist."

Die Anerkennung für Heike Schulz und Jens Richter sind professionelle Fotos, ein Schild für das Gartentor und eine erhöhte Reichweite. Vielleicht, hoffen sie ganz vorsichtig, machen ihre lauschigen Ferienwohnungen sie am Beginn des nächsten Jahres zum Sachsen-Sieger in der Kategorie Ferienwohnungen.

"Die Ehrung der Regional-Sieger ist eine Art Halbfinale", sagt Andrea Kis. Ob aber ein Sachsen-Sieger in diesem Jahr überhaupt bestimmt wird, müsse erst noch geklärt werden. "Aufgrund von Corona rechnen wir damit, dass viel weniger Bewertungen eingehen. Ob es ein Finale gibt, können wir deshalb noch nicht sagen."

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