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Was gibt es hier gerade umsonst?

Bei einer Gratis-Verteil-Aktion der Stadt eskalierte die Situation voriges Jahr. Wie es diesmal lief, beschreibt SZ-Reporterin Nora Domschke.

Von Nora Domschke
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Am Donnerstag wurden Blumenzwiebeln verschenkt. Der Andrang war enorm.
Am Donnerstag wurden Blumenzwiebeln verschenkt. Der Andrang war enorm. © Marion Doering

„Gibt’s denn hier irgendwo Bananen?“ Dieser Spruch war am Donnerstagmittag auf der Wiese vor dem Hygienemuseum oft zu hören. Dort drängten sich gut 200 Menschen, vermutlich Hobbygärtner, um drei große Container. Körbe, Beutel und Eimer warteten darauf, befüllt zu werden – und zwar mit Blumenzwiebeln. Und weil es die kostenlos gab, war das Gedränge groß.

An jedem Container wachte ein städtischer Gärtner darüber, dass auch wirklich niemand vor 14.30 Uhr in den Zwiebelberg griff. Nachdem Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) den verbalen Startschuss gegeben hatte, wurde es aber plötzlich hektisch. Die Gärtner hatten alle Hände voll zu tun, befüllten die mitgebrachten Behältnisse, mahnten die Drängler, die sich besonders ruppig und mit den Ellenbogen Platz verschafften.

Und das aus gutem Grund: Zur Premiere im vergangenen Jahr eskalierte die Situation, weil sich einige eifrige Hobbygärtner auf den Beeten gegenseitig niedertrampelten. „Das war ein Desaster“, berichtet der städtische Chefgärtner Uwe Klemm. Deshalb wurde die Aktion in diesem Jahr anders geplant. 2018 hatte die Stadt die Blumenzwiebeln noch direkt am Beet neben der „Trümmerfrau“ verschenkt, die Menschen stürmten die Fläche und holten die Zwiebeln selbst aus der Erde. „Ich hatte die Situation damals einfach unterschätzt“, erinnert sich Klemm. Jetzt war er besser vorbereitet.

Chefgärtner Uwe Klemm (rechts) verteilt kräftig Blumenzwiebeln. 
Chefgärtner Uwe Klemm (rechts) verteilt kräftig Blumenzwiebeln.  © Marion Doering
Als die Container freigegeben wurden, gab es kein Halten mehr.
Als die Container freigegeben wurden, gab es kein Halten mehr. © Marion Doering
Zu holen gab es unter anderem Narzissen-Zwiebeln.
Zu holen gab es unter anderem Narzissen-Zwiebeln. © Marion Doering
Klemm hatte eine halbe Stunde lang gut zu tun.
Klemm hatte eine halbe Stunde lang gut zu tun. © Marion Doering

Insgesamt 2,5 Kubikmeter Zwiebeln, darunter Tulpen, Narzissen und Hyazinthen, waren auf die Container verteilt. Sie kommen aus etwa zehn Beeten auf öffentlichen Flächen, darunter an der Hansastraße und in Altlöbtau. Verschenkt werden die Zwiebeln, weil nicht sicher ist, dass sie im nächsten Jahr auch wirklich wieder austreiben. Die Stadt will auf ihren Flächen keine Löcher im Blütenmeer riskieren.

Besonders begehrt beim aktiven Gartenfreund: Zwiebeln von Kaiserkronen – sie wurden deshalb von den Gärtnern gesondert ausgereicht. Letztlich waren alle Beutel, Eimer und Körbe nach gut einer halben Stunde gefüllt, die Gesichter sahen zufrieden aus. Wie die von Maria Müller und Hans Rüdiger Mayer. Einen großen Korb und zwei Stoffbeutel mit Narzissen und Hyazinthen hatten die Studenten ergattert. „Ich bin ein richtiger Schnäppchenjäger und glücklich über meine Beute“, sagt der junge Mann und grinst. Dass es allerdings so einen Ansturm gibt, hätte er nicht erwartet. „Das war schon echt krass.“