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Regionalliga: Erster Trainer fordert Abbruch der Saison

Erik Schmidt verschickt beim Bischofswerdaer FV Pläne für individuelle Läufe. Warum er Spiele bis Ende Juni für undenkbar hält, erklärt er im Interview.

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Erik Schmidt, 40 Jahre, ist Cheftrainer in Bischofswerda – und Fuhrparkleiter bei Veolia in Dresden. Er hat eine klare Meinung.
Erik Schmidt, 40 Jahre, ist Cheftrainer in Bischofswerda – und Fuhrparkleiter bei Veolia in Dresden. Er hat eine klare Meinung. © Foto: Florian Richter

Bischofswerda. Auch beim Regionalligisten Bischofswerdaer FV rollt kein Ball. Cheftrainer Erik Schmidt hat trotzdem viel zu tun. Er geht einem Vollzeitjob nach, der nichts mit dem Fußball zu tun hat, viele seiner Spieler jedoch nicht. Eine Fortführung der Viertliga-Saison schließt Schmidt aus. Im Gespräch mit der SZ erklärt er seine Meinung.

Herr Schmidt, Sie sind als einziger der 18 Regionalliga-Trainer nicht hauptamtlich beim Verein angestellt. Ist das jetzt ein Vorteil?

In den vergangenen 18 Monaten war es ganz sicher kein Vorteil, denn neben einer 40-Stunden-Arbeitswoche habe ich zusammen mit Mirko Ledrich noch eine Regionalliga-Mannschaft trainiert. Ich denke, keiner meiner Kollegen hätte mit mir tauschen wollen. Aktuell sieht das anders aus, unabhängig davon, ob und wann der Verein seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann.

Was machen Sie beruflich?

Ich arbeite als Fuhrparkleiter bei Veolia Umweltservice in Dresden. Der Betrieb läuft derzeit nahezu normal, zum Teil arbeiten wir natürlich auch im Home-Office.

Für die BFV-Geschäftsstelle wurde Kurzarbeit beantragt, die meisten Spieler arbeiten aber auf Minijob-Basis. Was plant der Verein?

Ich kenne die konkreten Pläne noch nicht. Fakt ist, dass einige Spieler dieses Geld benötigen, um damit zum Teil ihren Lebensunterhalt abzusichern. Man kann das nicht mit einem Profi in der Bundesliga vergleichen, der zwei Millionen Euro verdient und auf 500.000 verzichtet.

Wann haben Sie zum letzten Mal ein Training in Bischofswerda geleitet?

Am 13. März, seitdem halten sich die Spieler individuell einigermaßen fit. Mit einem strukturierten Mannschaftstraining hat das allerdings nicht mal ansatzweise etwas zu tun. In erster Linie geht es um Laufeinheiten, die über eine App registriert werden und deren Daten bei uns Trainern spätestens nach 24 Stunden vorliegen müssen.

Kann dabei getrickst werden?

Ich traue uns zu, dass wir es merken würden, wäre der Hund oder die Freundin gelaufen. Abgesehen davon, lebt der Fußballer nicht nur davon, dass er 2.000 oder 3.000 Meter einigermaßen schnell geradeaus laufen kann.

Bedeutet das, dass, selbst wenn ab Mai gespielt werden könnte, die Spieler gar nicht in der Verfassung wären, englische Wochen zu absolvieren?

Ja, sicher. Abgesehen davon, dass die Verletzungsgefahr wesentlich höher ist, da die Spieler dann sieben Wochen Pause hinter sich hätten, bewegen wir uns in der vierten Liga als Amateurkicker im Leistungssportbereich. Das ist unter normalen Bedingungen mit Beruf und Familie schon schwer zu händeln.

Schlussfolgerung: Abbruch der Saison?

Aus meiner Sicht ist das alternativlos. Eine Verlängerung der Saison bis Ende Juni ist vielleicht in der Bundesliga möglich, wo es ja auch um sehr, sehr viel Geld geht, aber in unserem Bereich undenkbar. Das funktioniert nicht.

Alles annullieren? Den Spitzenreiter aufsteigen, kein Team absteigen lassen?

Ich weiß es nicht! Es wird zu Ungerechtigkeiten kommen. Fakt ist, ein Abstieg ist für jeden Verein ein viel höheres Hindernis als ein möglicher Aufstieg. Nehmen Sie den FSV Zwickau. Die Westachsen standen in der 3. Liga nie auf einem Abstiegsplatz, aber nach dem letzten Punktspiel sind sie auf einen solchen abgerutscht. Wer soll nun entscheiden, dass die Zwickauer in der kommenden Saison eine Klasse tiefer weiter machen müssen?!

Wurden Ihre Spieler und die Trainer auf das Corona-Virus getestet?

Nein. Bei zwei Spielern gab es im näheren Umfeld einen Verdacht, der sich aber nicht bestätigt hat. Aber davon abgesehen: Was passiert, sollten die Punktspiele fortgesetzt werden, und bei einem Spieler wird das Virus dann festgestellt? Dann gehen wir alle in Quarantäne! Ich bleibe dabei, die Saison kann nicht zu Ende gespielt werden. Der Verband sollte sich jetzt entscheiden, damit hätten die Vereine Planungssicherheit.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.