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Wie die Maske den Görlitzer Handel bremst

Die Geschäfte sind wieder offen, die Inhaber freuen sich, dass es losgeht. Aber der obligatorische Stoff vor dem Mund macht das Ganze auch schwierig.

Von Matthias Klaus
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Oliwia Klakowska, Filialleiterin bei C&A in Görlitz, sortiert Kleidung. Die Maske ist während ihres Arbeitstages Pflicht.
Oliwia Klakowska, Filialleiterin bei C&A in Görlitz, sortiert Kleidung. Die Maske ist während ihres Arbeitstages Pflicht. © Nikolai Schmidt

Nein, schön ist anders. Aber eben in Zeiten wie diesen auch nicht anders zu handhaben. Die  Maske, sie gehört zu Oliwia Klakowskas Arbeitsleben inzwischen dazu. Absetzen? "Nein, das geht gar nicht", sagt die Chefin der Görlitzer C & A -Filiale. "Die Maske muss den gesamten Arbeitstag über getragen werden, da gibt es keine Ausnahme", schildert sie.  Und: "Wir erwarten das auch von den Kunden, wenn sie bei uns einkaufen." 

Seit 4. Mai wurden die Corona-Beschränkungen sachsenweit gelockert. Größere Geschäfte mussten zunächst ihre Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter verkleinern, das hatte das Verwaltungsgericht Bautzen entschieden. Zudem muss ein Hygienekonzept genehmigt sein. 

Strassburg-Passage: verhalten optimistisch

In der Strassburg-Passage sind inzwischen auch wieder alle Geschäfte offen, manche mit Einschränkungen. Der Café-Betrieb der Bäcker zum Beispiel, ist noch ausgesetzt. "Aber wir sind sehr zufrieden damit, dass es nun endlich wieder losgegangen ist", sagt Passagen-Manager Tobias Heid. Er sei verhalten optimistisch, was die nähere Zukunft betreffe. Der Manager weiß aber auch: Der Ausfall der vergangenen Wochen kann nicht einfach wieder aufgeholt werden. Ja, die Maskenpflicht sei ein Problem, so Tobias Heid. "Die Kommunikation erweist sich damit mitunter doch als etwas schwierig", hat er beobachtet.

Maskenpflicht vor allem für Schwerhörige problematisch

Eine ältere Dame steht im City-Center am Verkaufstresen der Bäckerei. Sie möchte Brötchen kaufen. "Nicht so ganz einfach", sagt sie der SZ, nachdem sie mehrmals bei der Verkäuferin nachfragen musste. Im Center gilt Mund-und Nasenschutzpflicht. "Ich höre halt nicht mehr so gut", sagt die Görlitzerin. Eigentlich gehe sie nur einkaufen, wenn es wirklich notwendig ist. "Ich hoffe, diese Masken sind bald Geschichte", sagt sie. 

Vor allem Kunden mit eingeschränktem Hörvermögen können beim Einkaufen Nachteile haben. Eva Keil-Becker, Vizepräsidentin des Vereins der Europäischen Union der Hörakustiker, rät bei Problemen durch das Maskentragen dazu, den Experten aufzusuchen: "Hörakustiker sind die erste Wahl, wenn es um Hören und Verstehen geht. Sie können prüfen, ob die Hörsysteme optimal eingestellt sind und Lautstärke und Helligkeit stimmen, sowie gegebenenfalls ein spezielles Mundschutz-Programm auswählen", so Eva Keil-Becker. 

Ein Hörverlust beginne schleichend, Betroffene kompensieren durch Lippenlesen und sind auf die Mimik angewiesen. Deshalb würden jetzt Masken mit Mund-Sichtfenster empfohlen.

Kathrin Horschig ist die Chefin von zwei Leiser-Schuhgeschäften, in Dresden und am Görlitzer Postplatz. "So richtig macht das Einkaufen den Kunden keinen Spaß", sagt sie. Und auch für ihre Mitarbeiter sei es in diesen Zeiten schwierig. "Ja, Kundschaft kommt", sagt Frau Horschig. Gerade Görlitzer, die sonst vielleicht nach Dresden oder Leipzig zum Einkaufen gefahren wären, entdecken das Geschäft hier wieder. "Aber beim Bedienen muss man wegen der Maske eben lauter als sonst reden. Für Schwerhörige stellt das Ganze schon ein Problem dar", sagt Kathrin Horschig.  

Geschäft läuft noch nicht auf vollen Touren

Noch laufen die Geschäfte nicht auf vollen Touren. "Die 100 Prozent von vor-Corona schaffen wir nicht", sagt die Schuhhaus-Chefin. Unter anderem fehlen die polnischen Kunden. Sie machen in Görlitz bis zu 30 Prozent des Umsatzes aus. Auch Touristen werden noch bei Leiser vermisst. Dennoch, beschweren will sich Kathrin Horschig nicht.

Das Bäckerunternehmen Sternenbäck hat gleich mehrere Filialen in Görlitz. Die im City-Center etwa blieb in den vergangenen Wochen geöffnet, die an der Berliner Straße kam erst jetzt wieder hinzu. Warum? Dazu möchte sich das Unternehmen im Detail nicht äußern. Nur so viel teilt Sprecher Marco Linkenheil auf Nachfrage der SZ mit: "Wir verfügen über mehrere verschieden Arten von Filialen." Nach der Lockerung der Corona-Vorschriften und weiteren Erleichterungen werde  bestimmt bald wieder in allen ein normaler Geschäftsbetrieb stattfinden.  

Große Filiale hat Vorteile

Bei C & A in Görlitz hält man sich strikt an die Beschränkungen. Eine Person pro 20 Quadratmetern Verkaufsfläche darf sich im Geschäft aufhalten, inklusive Personal. "Das ist für uns kein Problem. Die Filiale ist ja relativ groß", sagt Oliwia Klakowska. Insgesamt ist sie mit dem Besucherstrom in der Filiale zufrieden. "Im Moment gehen gerade Kindersachen sehr gut", sagt sie. Der Verkauf, der Umsatz, es funktioniere im Bekleidungsgeschäft im City-Center. 

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