SZ + Döbeln
Merken

So reagieren Einkaufsmärkte auf Corona

Wachmänner, Desinfektion, Abstand, Wagenpflicht: Überall in der Region Döbeln gibt es jetzt neue Regeln für den Einkauf. Zum Schutz von Mitarbeitern und Kunden.

Von Erik-Holm Langhof
 7 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In allen Lebensmittelgeschäften finden sich mittlerweile Plexiglasscheiben oder ähnliche Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus.
In allen Lebensmittelgeschäften finden sich mittlerweile Plexiglasscheiben oder ähnliche Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus. © dpa-Zentralbild

Region Döbeln. Maximal 35 Kunden dürfen sich aktuell im Penny-Markt an der Badischen Straße in Döbeln-Nord aufhalten. Darauf weist ein Schild direkt am Eingang des Marktes hin. Das besagt auch, dass jeder Besucher verpflichtet ist, einen Einkaufswagen mit in die Filiale hineinzunehmen.

Dafür gibt es einen einfachen Grund. Denn somit behalten die Kassiererinnen den Überblick. Ist der „Wagenparkplatz“ leer, müssen Kunden vor der Ladentür warten, bis einige ihren Einkauf beendet haben. Natürlich ebenfalls in einer Schlange, die von Person zu Person mindestens zwei Meter Abstand bietet.

Im Markt selbst gibt es kaum Einschränkungen für die Besucher. Laut einem Aushang werde um gegenseitige Rücksichtnahme gebeten sowie die Einhaltung der Hust- und Nies-Etikette. Der Betrieb im Backshop wurde bis auf weiteres ebenfalls eingestellt.

Während bei Penny die Zahl der Kunden auf 35 beschränkt ist, gibt es im Kaufland in Döbeln und Waldheim mehr Platz. Auch hier sind die Kunden angehalten, einen Einkaufswagen mit in das Objekt zu nehmen. "Um einen besseren Überblick zu haben", erklärt ein Security-Mann den Vorgang in Döbeln. Er und seine Kollegen sind seit Dienstag im Einsatz, um den Kunden einen Wagen anzubieten. "Möglichst soll nicht zu zweit oder in Gruppen eingekauft werden", sagt er. 

Im Markt selbst wurden rund um die Fleischerei-Theke, im Einkaufsbereich, an der Info-Theke sowie an den Kassen entsprechende Markierungen am Boden aufgebracht, um den Kunden den Abstand von zwei Metern aufzuzeigen. Die meisten hielten sich auch daran, berichtet eine Mitarbeiterin. Auch hier gibt es nicht mehr eine so große Auswahl an frischen Backwaren. 

Abgepackt in einzelne Tüten gibt es jedoch Brot und auch einige Brötchen. Was angefasst wird, muss gekauft werden. Mehrere Schilder weisen die Kunden sowohl bei den Backwaren als auch in der Obst- und Gemüseabteilung darauf hin.

>>>Über die Ausbreitung des Coronavirus und über die Folgen in der Region Döbeln berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog.<<<

Helfer desinfizieren Einkaufswagen

In den Lidl-Filialen in Döbeln sowie Geringswalde gibt es wie bei Penny und Kaufland keine frischen Brötchen und andere Leckereien mehr. Aufgrund der aktuellen Situation habe man sich dagegen entschieden, so ein Aushang. Für Kunden und Mitarbeiter wurde jedoch zusätzlich in den Filialen ein Desinfektionsspender eingerichtet. Auch Kaufland bietet diesen Service auf den Toiletten an. 

Die Lidl-Märkte haben auf Anweisung des Unternehmens bereits am Montag zusätzliche Helfer außerhalb des Marktes aktiviert, die die Einkaufswagen nach jeder Benutzung desinfizieren. Oftmals sind es Schüler und Studenten, die eine Schicht mit Chemikalien und Putzlappen vor den Geschäften übernehmen.

Im Döbelner Edeka hingegen gibt es weder Security am Eingang noch eine Wagenpflicht. Ein Schild zeigt den Kunden Hinweise zu Hygienebestimmungen und der maximalen Anzahl von Personen im Einkaufsbereich: 70 Besucher dürfen es sein. Wie es kontrolliert wird, ist je nach Markt unterschiedlich. 

Noch Ende letzter Woche gab es an der Döbelner Filiale Kontrollen durch einen beauftragten Sicherheitsdienst. Offiziell heißt es von Edeka: "Wir wenden in unseren Regie-Märkten die Regelung fünf Personen pro 100 Quadratmeter an, was wir auch unseren selbstständigen Kaufleuten empfehlen, zu tun. Teils erfolgt diese Kontrolle über Sicherheitsdienste, teils übernimmt dies das Marktpersonal", erklärt Stefanie Schmitt von der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen Stiftung & Co. KG.

Bei Kaufland in Döbeln sind Einkaufswagen sind abgezählt und jeder Kunde muss einen mitnehmen. Danach werden sie desinfiziert.
Bei Kaufland in Döbeln sind Einkaufswagen sind abgezählt und jeder Kunde muss einen mitnehmen. Danach werden sie desinfiziert. © privat
Mit Aushängen informiert der Markt die Besucher über die zwei Meter-Abstands-Regelung.
Mit Aushängen informiert der Markt die Besucher über die zwei Meter-Abstands-Regelung. © privat
Frische Backwaren gibt es nicht so wie sonst. Brötchen, Süßes und Brot sind einzeln abgepackt. Wer sie berührt, muss sie kaufen - so lauten mehrere Schilder.
Frische Backwaren gibt es nicht so wie sonst. Brötchen, Süßes und Brot sind einzeln abgepackt. Wer sie berührt, muss sie kaufen - so lauten mehrere Schilder. © privat
An der Fleischtheke sowie an der Kasse finden sich Markierungen am Boden, die die zwei Meter Abstand aufzeigen sollen.
An der Fleischtheke sowie an der Kasse finden sich Markierungen am Boden, die die zwei Meter Abstand aufzeigen sollen. © privat
Bei Penny in Döbeln-Nord gibt es gar keine frischen Backwaren mehr. Aufgrund des Risikos der Ansteckung habe das Unternehmen den Service eingestellt.
Bei Penny in Döbeln-Nord gibt es gar keine frischen Backwaren mehr. Aufgrund des Risikos der Ansteckung habe das Unternehmen den Service eingestellt. © privat
Auch die Döbelner Lidl-Filiale weist mit einem Schild auf die aktuellen Hygienemaßnahmen hin.
Auch die Döbelner Lidl-Filiale weist mit einem Schild auf die aktuellen Hygienemaßnahmen hin. © privat

Im Leisniger Rewe zeigt sich ein ähnliches Bild. Markierungen am Boden und Hinweise für die Kunden. "Wir sind derzeit in der Erarbeitung von Konzepten, die darauf abzielen, den Zugang zu den Märkten zu beschränken – wo der Kundenzulauf dies notwendig macht. 

Dies kann sowohl durch Einlasskontrollen als auch durch die Beschränkung der Anzahl der Einkaufswagen oder Einkaufskörbe geschehen", informiert Kristina Schütz, Pressesprecherin der Rewe-Gruppe, und fügt hinzu: "Über die jeweilige Regelung informieren wir unsere Kunden über Aushänge oder Plakate." 

Gerüchten zufolge, dass Kunden im Leisniger Rewe nur noch mit Karte bezahlen können, weist Filialleiter Michael Alscher zurück. "Bei uns kann auch weiter mit Bargeld bezahlt werden", erklärt er.

An allen Standorten sind drei Dinge gleich: Alle Geschäfte haben innerhalb kürzester Zeit für ihre Mitarbeiter an den Kassen einen Spuckschutz eingerichtet. Auch wenn anfänglich zum Teil nur provisorisch mit Frischhaltefolie war, haben nun zahlreiche Märkte mit Plexiglas nachgezogen. 

An jeglichen Standorten machen Markierungen die Kunden auf den Abstand aufmerksam. Und nicht zuletzt wird ebenfalls gebeten, möglichst kontaktlos mit Karte, Handy oder Smartwatch zu bezahlen. Bargeld wird jedoch auch zukünftig angenommen, versichern die Unternehmen.

Seife, Toilettenpapier, Reis - alles alle

Die Kunden lassen sich von all den Maßnahmen jedoch nicht von ihrem Einkauf abhalten. Gerade die großen Märkte sind noch verhältnismäßig gut gefüllt. Was man von den Regalen - etwa bei Kaufland - nicht unbedingt behaupten kann. 

Seit einigen Tagen sind die Regale bereits leer oder halbleer. Auch am Anfang der Woche hat sich daran nicht viel geändert. So sind etwa Nudeln, Brot, Reis und vor allem Konserven vom Engpass betroffen. Tiefkühlkost wird ebenfalls langsam knapp. Über dem Abstellplatz für Toilettenpapier weist nur noch ein Schild darauf hin, dass die Packungen mal für Kunden rationiert waren. Mehrere Regalmeter Seife sind komplett abverkauft. Nicht zuletzt Küchenrollen und Taschentücher werden knapp.

Dennoch versichern die Einkaufsketten gebetsmühlenartig, dass die Versorgung gesichert sei. "In den vergangenen Tagen wurden in unseren Filialen Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Mehl und Konserven sowie Hygieneprodukte teilweise sehr stark nachgefragt. Daher kann es derzeit bei einzelnen Produkten kurzfristig zu Engpässen kommen", erklärt Andrea Kübler von der Kaufland-Presseabteilung in Neckarsulm. 

"Aufgrund unseres großen Sortiments ist die Warenversorgung jedoch grundsätzlich gewährleistet. Da unsere Filialen laufend mit neuer Ware beliefert werden, ist die Warenversorgung auch weiterhin sichergestellt."

In den Regalen bei Kaufland in Döbeln sieht es schon lang leer aus. Klopapier fehlt...
In den Regalen bei Kaufland in Döbeln sieht es schon lang leer aus. Klopapier fehlt... © privat
...genauso wie Küchenrolle.
...genauso wie Küchenrolle. © privat
Im Kaufland in Waldheim gibt es keinen Reis..
Im Kaufland in Waldheim gibt es keinen Reis.. © privat
.. und keinen Kartoffelpüree mehr.
.. und keinen Kartoffelpüree mehr. © privat
Bei Penny gibt es Milch...
Bei Penny gibt es Milch... © privat
... und Toilettenpapier nur noch rationiert.
... und Toilettenpapier nur noch rationiert. © privat

Bestimmte Produkte rationiert

An "Hamsterkäufen" allein können die momentanen Engpässe bei bestimmten Produkten nicht liegen. Denn schon seit mehreren Tagen hat beispielsweise Kaufland die Abgabe vieler Produkte in Döbeln und Waldheim beschränkt. 

Betroffen sind nicht mehr nur allein Toilettenpapier und Reis. Auch Zucker und Mehl sind aktuell rationiert. So gibt es pro Kunden nur eine Packung Toilettenpapier, von Reis maximal drei Stück und bei Zucker sowie Mehl höchstens zehn Packungen.

Bundesweit sei aber keine Rationierung der Warenabgabe geplant, versichert die Kaufland-Pressesprecherin. In Einzelfällen kann es durchaus sein, dass Filialen für bestimmte Produkte eine Abgabe auf haushaltsübliche Mengen beschränken, bestätigt sie die Situation in den hiesigen Kaufland-Märkten.

Zum Thema Abgabebeschränkung teilt Edeka-Sprecherin Stefanie Schmitt mit: "Eine Abgabebeschränkung gibt es nur insofern, dass wir die Verbraucher auf die haushaltsübliche Mengenabgabe hinweisen, so wie sie es sonst auch als Vermerk in unseren Handzetteln finden."

Bei Rewe gibt es momentan auch noch keine umfangreichen Abgabebeschränkungen. Unternehmenssprecherin Kristina Schütz erklärt dazu: "Unsere Marktverantwortlichen haben grundsätzlich – wie auch schon vor Corona üblich – die Möglichkeit, den mengenmäßigen Verkauf eines Artikels temporär und individuell zu steuern. Einfluss darauf haben unter anderem die jeweilige Disposition, die Verfügbarkeit oder Zuteilungsmenge, die Prognose der erwarteten Nachfrage oder auch der verfügbare Platz im Regal." (mit SZ/jl/mva)

Mehr lokale Nachrichten aus Döbeln und Mittelsachsen lesen Sie hier.