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Junge Mutter ist Zittaus erster Corona-Fall

Die 31-Jährige fürchtet, dass die ganze Familie betroffen ist - und das Gesundheitsamt sorgt für eine bizarre Szene.

Von Markus van Appeldorn
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Am Donnerstag wurde die erste Corona-Infektion in Zittau bekannt.
Am Donnerstag wurde die erste Corona-Infektion in Zittau bekannt. © BPI Bundesverband der Pharmazeut

Am Donnerstag wurde der erste Fall einer Corona-Infektion in Zittau bekannt. Die 31-jährige Patientin lebt mit ihrer Familie jetzt in häuslicher Quarantäne und ist auf dem Weg der Besserung. Sie beklagt die Informations- und Test-Praxis der Behörden in der Corona-Krise.

Drei Kinder, schwanger und mit dem Corona-Virus infiziert - den letzten Umstand hat sich Kerstin L. (Name von der Redaktion geändert) freilich nicht ausgesucht. Nach einem Abstrich bei ihrem Hausarzt am Mittwoch, erhielt die Zittauerin am Donnerstagmorgen amtliche Gewissheit: Corona-positiv. Möglicherweise ist ihre ganze Familie infiziert. Und die Vorgeschichte trägt bizarre Züge. 

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Ein Bündel von Corona-Risiken

Eine schlimme Ahnung befiel Kerstin L. schon am vorvergangenen Wochenende. "An dem Freitag bekam meine kleine Tochter Durchfall und hohes Fieber", erzählt sie. Die Mutter weiß: In ihrer Familie bündeln sich gleich mehrere Corona-Risiken. Ihr Mann arbeitet bei einer chinesischen Firma, deren Mitarbeiter öfter in China sind - auch in der Provinz Wuhan, wo die Pandemie ihren Anfang nahm. Zudem besucht ihre große Tochter das Zittauer Christian-Weise-Gymnasium. "Sie hat erzählt, dass einige Schüler nach der Rückkehr aus dem Ski-Urlaub in Südtirol krank waren und auch über Atemwegsbeschwerden klagten", sagt Kerstin L. Ihre Tochter habe an dem Wochenende auch über Halsschmerzen geklagt.

Deshalb rief sie an jenem Wochenende wegen der Beschwerden ihrer kleinen Tochter den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) an. "Dort hat man mir geraten, wegen der aktuellen Situation nicht sofort zum Arzt zu gehen, sondern am Montag den Kinderarzt zu konsultieren", erzählt Kerstin L. Nach einem Anruf bei dem Kinderarzt am Montag habe der sie mit ihrer kleinen Tochter in seine Zittauer Praxis bestellt. "Ich habe dort ausdrücklich gesagt, dass es sich um Corona handeln könnte und gebeten, meine Tochter darauf zu testen", sagt sie. An der Tochter sei dann auch ein Test vorgenommen worden. Einen Tag später das Ergebnis: kein Corona.

Doch diesem Befund traute Kerstin L. nicht. Mit Recht, wie sich Tage später herausstellte: "Bei einem Anruf im zuständigen Labor habe ich erfahren, dass meine Tochter gar nicht auf den neuen Corona-Stamm getestet wurde", sagt sie. Erst ein erneuter Test auf das Virus habe am Freitag (13. März) einen negativen Befund ergeben. Zur Krankheit ihrer kleinen Tochter gab es letztlich keinen klaren Befund.

Corona-Test im Garten

Dies war der Tag, an dem sich auch bei Kerstin L. und ihrem Mann Symptome einstellten, die auf eine Corona-Infektion hindeuten könnten - Husten, Fieber, Abgeschlagenheit und Gelenkschmerzen. "Ich habe in diesen Tagen auch mit der Hotline des Gesundheitsamtes telefoniert", erzählt sie. Dort habe man ihr gesagt, getestet würde nur, wer mit Corona-Patienten in Kontakt war oder aus einem Risikogebiet eingereist sei. "Aber wie kann ich denn wissen, ob ich mit einer solchen Person in Kontakt war, wenn so viele nicht getestet werden?", fragt Kerstin L. "Man wird einfach nicht ernst genommen", klagt sie. Und die Apotheke habe ihr aufgrund ihrer Schwangerschaft nichts gegen die Beschwerden geben wollen.

Als sich die Symptome nicht legten, sei sie schließlich am Mittwoch (18. März) zum Hausarzt gegangen. Der Abstrich bestätigte den Verdacht. Das Gesundheitsamt rückte am Donnerstagmorgen schnell an, sorgte aber für seltsame Szenen. "Die haben gesagt, es würde zu viel Aufsehen machen, wenn Sie jetzt ihre Schutzmontur anziehen müssten, um ins Haus zu kommen", erzählt Kerstin L. Stattdessen hätte sich die gesamte Familie im Garten des Hauses aufstellen müssen.

Kerstin L. fürchtet, dass ihre ganze Familie betroffen sein könnte. Den Infektionsherd sieht sie nicht in der chinesischen Firma ihres Mannes, sondern eher in der Schule ihrer Tochter. "Das Gesundheitsamt hat zwar nach unseren Kontaktpersonen wie den Eltern gefragt. Aber die Kontaktpersonen meiner Tochter in der Schule haben die gar nicht interessiert", sagt Kerstin L. Sie sieht darin einen fahrlässigen Umgang mit möglichen Infektionsketten. Eine große Zuversicht hat die werdende Mutter: "Auf mein ungeborenes Kind wird die Infektion hoffentlich keine Auswirkungen haben", sagt Kerstin L.

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