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Was sich am Bahnhof Mitte ändern muss

Für viele ist er das Tor zum historischen Zentrum, trotzdem versinkt er im Taubendreck. Wie es nun weitergehen soll.

Von Christoph Springer
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Taubendreck liegt im Bahnhof Dresden-Mitte in jeder Ecke. Die Bahn kennt das Problem.
Taubendreck liegt im Bahnhof Dresden-Mitte in jeder Ecke. Die Bahn kennt das Problem. ©  René Meinig (Archiv)

Zentimeterdicker Taubendreck begrüßt die Bahnhofsbesucher an den Seiteneingängen. Drinnen im Bahnhof Dresden-Mitte segeln Tauben unter der Decke. Daran ändern auch die zwei Plastikraben nichts, die an den Seiteneingängen von der Decke baumeln. Die Tauben kennen sie und fliegen daran vorbei. Sie haben sich längst an die schwarzen Kunststoffvögel gewöhnt, vor denen sie eigentlich Angst haben sollen.

Taubendreck in jeder Ecke

Der Bahnhof gleicht einem Taubenschlag. Oder sollte man besser sagen, einem Taubenklo? Empfindliche Menschen klagen über den Kotgestank, in jeder Ecke liegen Federn der Tiere. Tauben sitzen auf Mauervorsprüngen und -kanten und haben auch vor den spitzen Drähten keine Angst, die auf den Hängelampen eigentlich befestigt sind, um sie fernzuhalten. Ganz im Gegenteil. In gleicher Höhe hängt eine Überwachungskamera. Die Sicherheitsleute können so genau sehen, dass sich mehrere Tauben auf den Lampen zwischen den Drahtspikes eingerichtet haben, dort offenbar sogar brüten. So schlimm sieht es in keinem anderen Dresdner Bahnhof aus. Der zentrale Ankunfts- und Umsteigeort ist verwahrlost, verdreckt und stinkt. Kein angemessener Eingang ins nahe gelegene historische Zentrum der Stadt.

Beschwerden helfen nicht

Fank Langguth hat sich darüber beschwert. „Ich habe mich schon mit dem Problem an die Reinigung der Deutschen Bahn gewandt“, schrieb er an die Sächsische Zeitung. „Dort wurde mir mitgeteilt, dass sie dafür nicht zuständig sind.“ Ein untragbarer Zustand, findet der Dresdner. Selbst an den Fototafeln, die die Bahn in den Durchgang unter den Gleisen gehängt hat, um die weiß gestrichenen Seitenplatten der Bahnhofsgänge etwas freundlicher aussehen zu lassen, klebt Taubenkot.

Nur zwei Läden in den Durchgängen

Die nackte Betondecke sieht so aus wie damals, als die Bahn die Station erneuert hat. Das war vor rund 15 Jahren. Die Bahnverantwortlichen redeten zu dieser Zeit von 800 Quadratmetern Läden und Restaurants und von einer Vermarktungsoffensive für die Verkaufsflächen. Passiert ist nichts, sieht man von einem Blumenstand in einem zugigen Durchgang und einem „DB-Service-Store“ ab. In dem verglasten Laden gibt es Fahrkarten, Zigaretten, Zeitungen und Backwaren. Jedes Mal, wenn die Eingangstür aufgeht, muss man befürchten, dass ein Schwung Taubenfedern zur Kuchentheke weht.

Die Bahn plant eine Grundreinigung

Die Bahn kennt das Problem und will zusätzliche Reinigungen organisieren. Ende des Monats sei eine Grundreinigung geplant, kündigt Bahn-Sprecherin Erika Poschke-Frost an. Dann ist es auch mit der Ruhe für die Tauben vorbei, es sollen „intensive Taubenvergrämungsmaßnahmen“ stattfinden, sagt die Sprecherin. Kurz: Die Tiere werden vertrieben, Kot und Federn beseitigt.

Neue Bauarbeiten im Kundenbereich

Der Bahnhof bleibt vorerst, wie er ist. Neue Läden gibt es nicht, freundlicher werden die Ein- und Durchgänge auch nicht. Bis die Station zwischen Könneritzstraße und Weißeritzstraße endlich so aussieht, wie die Kunden das erwarten, werden seit den letzten Sanierungsarbeiten knapp 20 Jahre vergangen sein. „Derzeit arbeiten wir am Abschluss der Entwurfsplanung für einen im neuen Glanz erstrahlenden Bahnhof Dresden-Mitte“, teilt Poschke-Frost mit. Fünf Läden sind geplant, einer davon ist so groß, dass es sich um eine Supermarkt-Filiale handeln könnte. Doch noch steht laut Bahn nicht fest, wer dort künftig seine Waren anbieten wird.

Später Termin für Veränderungen

Es ist auch noch viel Zeit für die Mieter-Suche. Denn den „neuen Glanz“ erleben die Bahnhofsbesucher in Dresden-Mitte erst in reichlich drei Jahren. Der Boden, die Decken und die Wände sollen erneuert werden, Elektroarbeiten sind nötig, der Brandschutz muss verbessert werden, kündigt Poschke-Frost an. Was das kostet, weiß sie noch nicht. Im Moment läuft dafür die sogenannte Entwurfsplanung.

Die Bahnbögen bekommen Fenster

Fenster sind auch geplant. Auf einer Visualisierung sieht man sie auch dort, wo jetzt die bemalten Bahnbögen sind. Die vier kleinen Läden sollen künftig den Raum zwischen Haupteingang und dem oberen Ende der Bahnsteigtreppen ausfüllen. Dahinter beginnt dann das große Geschäft, das ein Supermarkt werden könnte. Baubeginn ist in zwei Jahren. Anfang 2021 sollen erste Vorbereitungen dafür stattfinden.

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