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Eine Woche nach dem Brand: Der erste Schock ist überwunden

Auf dem Roscher-Gelände in Görlitz scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Der Eindruck täuscht.

Von Ingo Kramer
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Ruth und Hans-Hermann Schneider aus Görlitz haben dieses Bild vom Aussichtsturm Neuberzdorfer Höhe aus gemacht. Es zeigt eindrucksvoll die Rauchwolke über der Stadt.
Ruth und Hans-Hermann Schneider aus Görlitz haben dieses Bild vom Aussichtsturm Neuberzdorfer Höhe aus gemacht. Es zeigt eindrucksvoll die Rauchwolke über der Stadt. © SZ

Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes steht am Eingang des Areals an der Reichenbacher Straße und passt auf, dass keiner reingelangt, der drinnen nichts zu suchen hat. Ansonsten wirkt das Gelände der einstigen Maschinenfabrik Roscher still und verlassen an diesem Montagmittag, exakt eine Woche nach dem Brand, der etwa die Hälfte der 27 hier ansässigen Firmen schwer getroffen hat. Nach dem Wochenende, an dem das Gelände zur Pilgerstätte der Görlitzer Spaziergänger geworden war, ist am Montag kaum noch etwas los.

Doch der Eindruck täuscht. Nicht geschädigte Firmen wie Europcar haben normal geöffnet. Und Verwalterin Anke Klaus hat auch am Montag alle Hände voll zu tun, hetzt seit dem frühen Morgen von einem Termin zum nächsten. Statiker, Mieter, Behörden, Versicherungen und und und halten die tapfere Frau auf Trab. Bei der SZ gehen derweil immer noch Fotos vom Brandmontag ein. Oben stehendes Motiv haben uns Ruth und Hans-Hermann Schneider geschickt – versehen mit dem Satz „Allen Betroffenen viel Mut für den Neuanfang“.

Die Ruhe nach dem Sturm: Die Ruinen der Gebäude sind mit Bauzäunen gesichert, das ganze Gelände mit Flatterband abgesperrt.
Die Ruhe nach dem Sturm: Die Ruinen der Gebäude sind mit Bauzäunen gesichert, das ganze Gelände mit Flatterband abgesperrt. © Nikolai Schmidt

Den können sie gebrauchen. „Nachdem der erste Schock überwunden ist, versuchen jetzt alle, ein bisschen Struktur reinzubringen“, sagt Philipp von Haymerle, Projektmanager Wirtschaftsförderung bei der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH. Klar ist: Die alte Fabrik soll wieder aufgebaut werden. Im Prinzip müssten jetzt drei Interessen unter einen Hut gebracht werden: Anke Klaus will, dass alle Firmen auch künftig auf dem Gelände bleiben, die Unternehmen selbst wollen so schnell wie möglich wieder arbeitsfähig werden und die Stadt will das Industriedenkmal erhalten. Prinzipiell wäre es sogar möglich, allen gerecht zu werden: Wenn jetzt temporäre Hallen auf dem Gelände aufgestellt werden, in denen die Firmen schnell loslegen können, bis die Ruinen denkmalgerecht saniert sind. Ob das gelingt, hängt von allen Beteiligten ab, aber auch vom Geld. Die Firmeninhaber klären gerade vieles mit ihren Versicherungen ab und hoffen, dass diese schnell und unkompliziert zahlen.

„Wir helfen, indem wir Finanzquellen suchen und schauen, wie es weitergeht“, sagt von Haymerle. Einen Ansatz hat er schon entdeckt: Das gerade erst seit Februar existente Förderprogramm „Regionales Wachstum“ der Sächsischen Aufbaubank (SAB) steht allen Unternehmen zur Verfügung, schließt auch die Kfz-Branche nicht aus. „Dort sehen wir die Möglichkeit, zu prüfen, ob die Unternehmen Förderanträge stellen können“, sagt von Haymerle vorsichtig. Immerhin 40 Prozent Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss, sind drin. Außerdem kann jeder, der helfen will, Geld überweisen an die Unternehmen, die das möchten. Vier Firmen haben sich bisher dafür angemeldet, nach Aussage von Anke Klaus werden demnächst noch zwei weitere hinzukommen. Alle Infos dazu finden sich auf der Internetseite der Stadt.

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