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Corona: So gehts in Radebergs Läden weiter

Zahlreiche Geschäfte müssen nun schließen. Auf welche kreativen Ideen einige Betreiber nun kommen und wie sich das Virus auf die Lottospiele auswirkt.

Von Thomas Drendel
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Verkäuferin Carolin Lippmann im "Fashion In" am Marktplatz in Radeberg. Das geschäft muss schließen. Sie hofft auf Kurzarbeitergeld.
Verkäuferin Carolin Lippmann im "Fashion In" am Marktplatz in Radeberg. Das geschäft muss schließen. Sie hofft auf Kurzarbeitergeld. © Marion Doering

Radeberg. Das ist bitter. Erst vor wenigen Wochen hat Doreen Thämelt ihr Geschäft am Markt in Radeberg eröffnet, jetzt muss sie das Reisebüro wieder schließen. "Das hätten wir uns nicht träumen lassen. Bis Anfang März haben wir hier noch eingeräumt und hatten die Handwerker da. Jetzt ist alles schon wieder vorbei." In der Touristik habe sie schon viel erlebt, von Germanwings-Pleite bis Vulkanausbruch. "Aber Corona übertrifft das alles", sagt sie. 

An der Eingangstür haben sie ein großes Plakat aufgehängt, auf dem sie die Kunden auf die Schließung hinweisen. Aufgeführt sind aber auch Telefonnummern und E-Mail-Adressen, denn arbeiten wollen sie auch weiterhin. "Wir verlagern das Büro in unsere Wohnung. Auch von dort können wir auf unsere Buchungsprogramme zugreifen. Kunden müssen eben nur telefonisch bestellen." 

Ob momentan wirklich Reisen nachgefragt werden, dazu will sie keine Prognose abgeben. "Die TUI hat bis Ende März alle Reisen abgesagt, auch in Deutschland, Kreuzfahrten finden bis Mittel April nicht statt. Dann hoffen wir, dass sich die Lage wieder normalisiert." Mit Unterstützung durch staatliche Hilfen rechnet sie nicht. "Kurzarbeitergeld nützt mir nichts, da ich keine Angestellten habe, und noch einen Kredit brauche ich nicht aufnehmen, auch wenn er zinslos ist."

Versandhandel mit dem Fahrrad

Ein paar hundert Meter weiter steht Heike Träber an der Kasse ihres Buchgeschäftes. Auch sie schließt das Geschäft. Dennoch wird sie jeden Tag hier sein. "Die Lieferungen gehen ja weiter. Täglich kommt der Kurier und bringt Bücher. Die müssen ja einsortiert werden." Außerdem hofft sie, dass ihre Idee funktioniert. "Ich biete einen eigenen Lieferservice an. Jeder kann auf meiner Homepage jedes nur erdenkliche Buch bestellen. Ich liefere sie dann aus. Ohne Versandgebühr. Ich mache das mit dem Fahrrad, da die meisten Bestellungen von meinen Stammkunden kommen werden und die wohnen meist in Radeberg." Wie genau die Übergabe der Bücher und des Geldes erfolgt, weiß sie noch nicht. "Möglichst kontaktlos natürlich."

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Bei einem Rundgang durch die Radeberger Innenstadt wird deutlich, wie viele Geschäfte schon vor Beginn der eigentlichen Frist geschlossen haben. An der Tür eines Spielegeschäftes hängt ein große Zettel, auf dem auf den Internetversand hingewiesen wird. An einem Modegeschäft an der Hauptstraße ist ebenfalls ein Aushang zu sehen. "Wir hoffen, Sie in naher Zukunft wieder begrüßen zu dürfen, mit den neuesten Trends der Frühjahr/Sommer Kollektion", heißt es da. 

Zu den Glücklichen, die ihr Geschäft geöffnet lassen dürfen, gehört Carl Schelle. "Wir sind als Goldschmiede ein Handwerksbetrieb und ein Dienstleister. Die sind von der Schließung ausgenommen", sagt er. Doch auch er sieht die Entwicklung mit einer gewissen Sorge. "Wenn in der Innenstadt so viele Geschäfte nicht geöffnet haben, dann kommen vielleicht auch weniger Radeberger zum Einkaufen hier her. Mal sehen, wie sich das auf uns auswirkt."

Hoffen auf Kurzarbeitergeld

Die vorerst letzten Stunden verbringt Verkäuferin Carolin Lippmann in ihrem Geschäft Fashion In. "Ja, wir schließen, bis das Verbot wieder aufgehoben ist." Sie rechnet damit, dass sie für diese Zeit Kurzarbeitergeld bekommt. "Wir haben schon die Formulare erhalten. Ich hoffe, das klappt." Das Gute an der Situation sei, dass sie sich jetzt um ihr Kind kümmern könne. "Jetzt fällt die Sorge weg, sich um eine Betreuung kümmern zu müssen."

Ein Stück weiter ist bei "Birgits Lottoshop" ein ständiges Kommen und Gehen. Etliche fragen, ob auch in der nächsten Zeit die Lottoscheine abgegeben werden können und es Zeitungen und Zeitschriften gibt. "Ja, wir haben weiterhin geöffnet. Als Verkäufer von Zeitungen sind wir von der Schließung ausgenommen", sagt Birgit Richter. 

Mehr Lotto werde in diesen ungewissen Zeiten nicht gespielt, aber die Laufzeiten der Lottoscheine werden länger gewählt. "Vermutlich glauben die Kunden, dass wir irgendwann auch schließen müssen und sie dann nicht mehr an den Ziehungen teilnehmen können." Darüber hinaus ist der Lottoladen zu einer Art Infobörse in Sachen Corona geworden. Auf die Aussage einer Kundin, dass nirgends Desinfektionsmittel zu bekommen sind, sie aber doch die Treppengeländer dringend säubern muss, gibt sie ihr den Tipp, es mit einer hochprozentigen Essiglösung zu versuchen oder dem Rasierwasser ihres Mannes. "Da ist auch ein ausreichender Prozentsatz Alkohol drin, der die Keime abtötet."

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