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Dippoldiswalde kippt Wohnungsverkauf

Der Stadtrat kommt zu Weihnachten den Mietern der Kommunalwohnungen in Schmiedeberg entgegen. Wie geht es nach dem abgesagten Verkauf weiter?

Von Franz Herz
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Der ehemalige Ortsvorsteher Peter Hofmann und Gisela Kerndt stehen hier vor den kommunalen Wohnhäusern in der Pöbeltalstraße in Schmiedeberg, die nun doch nicht verkauft werden sollen.
Der ehemalige Ortsvorsteher Peter Hofmann und Gisela Kerndt stehen hier vor den kommunalen Wohnhäusern in der Pöbeltalstraße in Schmiedeberg, die nun doch nicht verkauft werden sollen. © Egbert Kamprath

Es geht um 143 Wohnungen in Naundorf und um 98 Wohnungen, die in Schmiedeberg auf dem Bauverein, am Brandweg, am Molchgrund und in der Pöbeltalstraße stehen. Vor zweieinhalb Jahren hat der Stadtrat beschlossen, diesen kompletten Wohnungsbestand zum Verkauf auszuschreiben. Die Entscheidung hat der Rat nun am Mittwochabend rückgängig gemacht.

Das war nicht weiter schwierig. Denn seit 2017 ist nichts geschehen. Gutachter hätten sich die Häuser alle ansehen müssen und den aktuellen Wert schätzen. Auf dieser Basis hätte die Stadt einen Verkauf angehen können.

Stattdessen führte der Beschluss von damals dazu, dass die Mieter verärgert wurden und verunsichert waren, wie es mit ihren Wohnungen weitergeht. Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) berichtete von einem Vor-Ort-Termin in Schmiedeberg mit dem Ältestenrat des Stadtrats, bei dem sie diese Gefühle gespürt hat. Auch Stadträtin Karelli Krischker (SPD) sagte: „Die Jahre seit 2014 waren einfach nur schlimm für die Mieter. Die Wohnungen wurden regelrecht niedergewirtschaftet.“ Nachdem der Verkauf ohnehin nur angekündigt und dann keinen Schritt weit gekommen ist, hat es erst mal keine direkten Auswirkungen, wenn die Stadt diese Idee wieder kippt.

Die drei größten Probleme mit den Wohnungen

  • Aber mit den Wohnungen in Schmiedeberg hat die Stadt dennoch Probleme, die sie irgendwie lösen muss. Erstens ist in den letzten Jahren zu wenig in die Wohnungen investiert worden. Schon die Gemeinde Schmiedeberg hat ab 2010 diese Politik gefahren, nachdem sie in finanzielle Nöte gekommen war. Nach der Eingemeindung hat Dippoldiswalde das fortgesetzt. Der ursprüngliche Plan, Jahr für Jahr in einem Haus die Außenfassade zu sanieren und zu dämmen, ist schon lange hinfällig. „Wir haben einen enormen Investitionsstau“, stellte Körner fest.
  • Das ist eine der Ursachen für das zweite Problem. Es stehen überdurchschnittlich viele Kommunalwohnungen in Schmiedeberg leer. Allein in Naundorf gehen Kenner der Situation von einer Leerstandsquote bis zu 20 Prozent aus, während Genossenschaftswohnungen in der Nachbarschaft voll belegt sind. Es gibt aber noch eine weitere Ursache für den Leerstand.
  • Die Wohnungsverwaltung ist das dritte Problem. Es war auch eine Entscheidung, die noch Schmiedeberg in eigener Verantwortung getroffen hat. Der Mitarbeiter der Gemeinde, der für die Wohnungen verantwortlich war, ist in Ruhestand gegangen und der Gemeinderat wollte die Personalkosten für einen Nachfolger sparen. Also wurde die Verwaltung ausgelagert. Ein Immobilienunternehmen aus Berlin machte das Rennen. Aber mit dessen Arbeit sind die Mieter vielfach unzufrieden. Und der Leerstand hat hier ebenfalls eine Ursache. Es wäre Aufgabe der Verwalterfirma, sich um neue Mieter zu bemühen, wenn eine Wohnung leersteht.

Wie der weitere Plan aussieht

Die Hoffnung, dass ein Käufer der Stadt gutes Geld bezahlt und dann noch all diese Probleme löst, ist also geplatzt. Doch einfach so weitermachen wie bisher will die Oberbürgermeisterin auch nicht. Es geht dabei auch um enorme Werte. In der Bilanz der Stadt stehen die Immobilien mit einem Wert von rund fünf Millionen Euro. „Wir werden uns im Jahr 2020 um das Thema kümmern“, kündigt sie an. Geplant ist, eine Bestandsaufnahme zu machen und einen Weg zu finden, wie die Gemeindewohnungen künftig verwaltet werden, dabei besser instand gehalten und ausgelastet werden. Körner deutete die Möglichkeit an, sie in ein eigenes Unternehmen zu überführen. Das wäre eine Lösung vergleichbar mit der Kommunalen Wohnungsgesellschaft (KWG), die Kommunalwohnungen in der Kernstadt Dippoldiswalde, in Obercarsdorf, aber auch in Glashütte und Zinnwald bewirtschaftet. 

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