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Ex-Polizist mit 246 Sachen gestoppt

Martin F. ist auf der A4 und der A17 gerast. Dem Richter tischte er eine Räuberpistole auf.

Von Andreas Weller
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Mit weit mehr als 200 km/h raste ein BMW-Fahrer über die Dresdner Autobahn. Nun muss er sich vor Gericht verantworten.
Mit weit mehr als 200 km/h raste ein BMW-Fahrer über die Dresdner Autobahn. Nun muss er sich vor Gericht verantworten. ©  dpa/Sebastian Gallnow (Symbolbild)

Seit Oktober 2017 können Raser für illegale Autorennen empfindliche Strafen erhalten. Was Martin F. am 26. Februar ablieferte, war eine Raserei, wie sie die Beamten der Autobahnpolizei Dresden selten erleben. In der Spitze fuhr er 246 Kilometer pro Stunde, bremste scharf, hielt auf dem Seitenstreifen, beschleunigte wieder und überholte andere rechts. Doch der Reihe nach.

F., geboren 1975 in Dohna, wollte von seiner Familie in Neudettelsau in Bayern nach Heidenau zu seinen Eltern fahren. Er fuhr die Strecke mit einem Bekannten in seinem BMW 330d. In der Nacht waren Beamte der Autobahnpolizei Dresden in einem BMW 335 unterwegs. „Auf der A4 in Höhe Wilsdruff überholte uns ein BMW mit überhöhter Geschwindigkeit“, sagte der Polizeihauptmeister aus, der in der Nacht zum Messen eingeteilt war. 

Auf etwa 180 Stundenkilometer schätze er den Wagen. Erlaubt waren dort 120 km/h. Als die Polizisten die Verfolgung aufnahmen, beschleunigte F., dann bremste er „urplötzlich“, so der Beamte. Am Dreieck Dresden-West kam F.s BMW auf dem Standstreifen zum Stehen. Als die Polizisten hinter ihm hielten, gab F. Gas. Kurz vor der Abfahrt Dresden-Altstadt zog F. auf die rechte Fahrspur, bremste einen Sattelschlepper aus und fuhr ab. Die Polizisten kamen kaum hinterher. Als sie hinter dem Sattelschlepper von der Autobahn abfuhren, kam ihnen F. schon wieder entgegen, fuhr wieder auf die Autobahn. Am Brabschützer Berg überholte er rechts mehrere Wagen, donnerte auf die A17. Die Beamten schalteten das Blaulicht an, doch F. raste weiter. Dann kam die Sirene dazu. F. stoppte schließlich kurz vor der Anschlussstelle Südvorstadt.

Der Hauptmeister nannte es eine „Fahrt im Grenzbereich“, für Fahrer und Verfolger. Wann immer es möglich war, kam das Messgerät zum Einsatz. Das zeigte in der Auswertung deutliche Überschreitungen: In der Spitze 246 statt der erlaubten 100 km/h, und 222 km/h, als nur 80 erlaubt waren. 

F. gab auf und musste sich nun vor dem Dresdner Amtsgericht dafür verantworten. Dort sagte er aus, dass er von 1996 bis 2007 selbst Polizeibeamter war. Bis zum Gruppenleiter einer Spezialeinheit hat er es bei der Polizei in Bayern gebracht. Dann habe er selbst gekündigt. Fortan betrieben seine Frau und er eine Spielhalle und einen Imbiss in Bayern. Mittlerweile sei er aber arbeitslos. F. gab die Raserei zu und wolle Verantwortung dafür übernehmen.

„Im Gefängnis in Waldheim habe ich angefangen, Drogen zu nehmen“, erklärte F.. Das muss vor drei oder vier Jahren gewesen sein. Damals war er zu einer Haftstrafe wegen Körperverletzung und Nötigung verurteilt worden. Durch das Crystal sei es auch zu Beziehungsproblemen mit seiner Frau gekommen. Sie reichte die Scheidung ein. An dem Raser-Tag habe sie ihm mitgeteilt, dass ihm das Sorgerecht für die beiden Töchter entzogen wird, sagte F.. Das sei alles zu viel für ihn gewesen. Dazu war er in einer „Down-Phase“, habe gerade kein Crystal genommen. „Ich habe mich von dem Wagen verfolgt gefühlt“, so seine Erklärung dafür. Denn in seiner Spielhalle haben Kunden „Zig-Tausende Euro“ verspielt und ihn mehrfach bedroht. Erst als er sicher war, dass die Polizei ihn verfolgt, habe er angehalten. Mittlerweile sei er seit zwei Monaten „clean“ und in Therapie. Der Prozess wird fortgesetzt.