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Zulassungsstelle geschlossen  - das müssen Sie jetzt wissen

Eine Woche lang kann niemand in der Stadt ein Auto anmelden. Warum das so ist, und wie die Hilfe im Notfall aussieht.

Von Henry Berndt & Julia Vollmer & Melanie Schröder
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Die Kfz-Zulassungsbehörde auf der Hauboldstraße ist für eine Woche dicht.
Die Kfz-Zulassungsbehörde auf der Hauboldstraße ist für eine Woche dicht. © Sven Ellger

Den Zettel an der Tür nimmt kaum jemand wahr. Eilig laufen die Besucher am Mittwoch in das Gebäude der Zulassungsstelle. Direkt vor der Tür wartet dann aber ein Aufsteller, der erklärt: Eine Woche lang geht hier gar nichts. Fassungslos bleiben viele stehen, einige schimpfen. „Das kann doch nicht wahr sein!“, „Das ist doch nicht deren Ernst.“ Vor allem morgens ist viel los. Bis 12 Uhr sollte die Zulassungsstelle regulär geöffnet sein. Und nun?

Warum und wie lange ist die Zulassungsstelle geschlossen?

Wie das Ordnungsamt erklärt, wird das Datennetz im Gebäude erneuert. Nur so könne die digitale Arbeitsfähigkeit der Behörde künftig gesichert werden. „Da sämtliche Geschäftsvorfälle elektronisch bearbeitet werden, war eine Schließung unvermeidbar.“ Bis kommenden Mittwoch geht daher nichts. Ein Notfallschalter fehlt. Der Grund laut Stadt: Es gäbe „sehr wenige Notfälle, die es erforderlich machen, als Zulassungsbehörde sofort zu agieren.“ Das sehen einige Dresdner und Dienstleister aber anders..

Wie reagieren die Dresdner auf die Schließung?

Petra Stelzig ist aus der Innenstadt zur Hauboldstraße gefahren. Erst am Dienstag sei sie hier gewesen, weil sie ihre Zulassung verloren habe und Ersatz brauche. Ihr fehlte nur noch die Unterschrift ihres Mannes. „Die Mitarbeiterin hat mir nichts davon gesagt, dass hier ab heute zu ist. Was soll ich jetzt machen?“ Ein älterer Mann reagiert ungehalten. „Da kannst du doch nur noch Wut kriegen.“ Er hat seinen Führerschein verloren, den er beruflich braucht. Ihren Unmut lassen viele Dresdner am Mittwoch auch bei den Autoschild-Firmen im selben Haus raus, die am wenigsten dafür können. „Eine Woche ist schon viel“, sagt Mitarbeiter Joachim Uhlich. „Das haben wir in 20 Jahren noch nie erlebt.“ Besonders ärgerlich findet Uhlich, dass die Besucher auch noch zwei Euro in die Parkautomaten stecken müssen, bevor sie von der Schließung erfahren. Allerdings: Der Parkplatz gehört einem privaten Eigentümer – den dürften die Öffnungszeiten wenig interessieren.

Was sagen Autohändler und Zulassungsdienstleister?

„Klar ist die Schließung eine Einschränkung“, erklärt ein Verkäufer vom Autohaus Autoland. Die Zulassungen würden sich nun stapeln. Wie einige andere Autohäuser bietet Autoland seinen Kunden den Service an, neu- oder gebraucht gekaufte Autos zuzulassen. Das erspart Dresdnern den Behördengang. Auch Peter Bäuml vom Zulassungsdienst Sachsen Fahrzeug Logistik lebt von diesem Service. Er sagt, die Kommunikation mit der Stadt sei schleppend gelaufen. Die Information habe er „versteckt im Internet entdeckt.“ Erst Ende Oktober habe man ihm den Termin bestätigt. Das Problem für Bäuml: „Dass keine Ausweichstelle eingerichtet wurde, ist unprofessionell.“ Positiv hebt er hervor: „In den letzten Tagen wurden nach 18 Uhr Zulassungen erledigt, da haben die Mitarbeiter viel weggearbeitet.“ An Tagen mit langen Öffnungszeiten fallen laut Stadt bis zu 500 Zulassungen an. Ein Großteil gehe auf das Konto von Dienstleistern wie Bäuml, die man rechtzeitig informiert habe.

Keinen Grund zum Ärger sieht dagegen Ines Wünsche. Sie betreibt seit 29 Jahren einen Zulassungsservice in Dresden. „Weil ich mich immer nach Änderungen erkundige, wusste ich bereits im Sommer, dass die Schließung kommt.“ Der Termin habe sich im September verfestigt. So konnte sie langfristig alle Händler informieren. Von einem Notschalter hält sie nichts. „Das hätte nur Chaos gegeben.“

Was, wenn der Führerschein verloren ist oder Kennzeichen gestohlen wurde?

Nicht nur bei neuzugelassenen Autos, auch bei verlorenen Führerscheinen und geklauten Kennzeichen müssen Dresdner zur Zulassungsstelle. Polizeisprecher Lukas Reumund rät Betroffenen, die Fälle zunächst bei der Polizei anzuzeigen. Ohne Führerschein oder Kennzeichen darf man eigentlich nicht fahren, aber wer eine Bescheinigung der Polizei vorweisen kann, darf übergangsweise kurze Strecken fahren.

Wie wurden Dresdner informiert und was können sie jetzt tun?

Aus Sicht der Stadt ist es nicht sinnvoll, eine Schließung wie diese mit großem Vorlauf anzukündigen, „da sich die Bürger daran nicht erinnern beziehungsweise Zulassungen in der Regel nicht Monate zuvor geplant werden.“ Daher habe man kurzfristig etwa durch Aushänge und im Netz darauf hingewiesen. Bei Unfällen, geklauten oder verlorenen Papieren handele es sich zudem nicht um Notfälle – eine Ausweichstelle sei daher verzichtbar: „Bei Unfällen erhält man in der Regel einen bereits zugelassenen Leihwagen. Bei Kennzeichendiebstahl erhält man eine Diebstahlsanzeige, welche man bei Bedarf als Ersatz vorweisen kann. Bei geleasten und finanzierten Fahrzeugen dauert es ohnehin ein paar Tage, bis die Zulassungsbescheinigung vorliegt. Erst dann kann ein neues Kennzeichen zugeteilt werden“, so das Ordnungsamt. Kurzzeitkennzeichen könnte man bei umliegenden Zulassungsbehörden beantragen. Jedoch: „Normale Zulassungen können nicht durch eine andere Zulassungsbehörde erledigt werden.“ Für Dresdner heißt es also wohl oder übel: warten. Am Samstag, 16. November, öffnet die Behörde zum Ausgleich zusätzlich von 9 bis 12 Uhr

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