SZ + Radeberg
Merken

Woher die Drohung gegen Müllermilch kam

Das Werk in Leppersdorf musste am Sonnabend wegen einer Bombendrohung geräumt werden. Die Polizei kennt jetzt den Ursprung des Anrufs.

Von Thomas Drendel
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Gegen Müllermilch ging am Sonnabend eine Bombendrohung bei der Polizei ein.
Gegen Müllermilch ging am Sonnabend eine Bombendrohung bei der Polizei ein. © Archiv: SZ/Uwe Soeder

Es war ein Anruf mit weitreichenden Folgen: In der Notrufzentrale der Polizeidirektion Dresden meldete sich am Sonnabend gegen 17.15 Uhr ein Mann, der mitteilte, bei Müllermilch in Leppersdorf werde eine Bombe explodieren. Polizeibeamte fuhren zum Werksgelände, die Mitarbeiter der Sachsenmilch AG wurden in Sicherheit gebracht. Das Unternehmen gehört zur Müllergruppe mit Sitz im bayerischen Aretsried. Nach etwa einer halben Stunde konnten die Beamten Entwarnung geben. Die Beschäftigten konnten wieder an ihre Arbeitsplätze, eine Bombe wurde nicht gefunden. Jetzt werden weitere Einzelheiten zu dem Vorfall bekannt.

Was weiß die Polizei bisher über den Täter?

Wer am Sonnabendnachmittag angerufen hat, ist bisher noch unklar. Die Polizei sucht mit Hochdruck nach dem Täter. Bekannt ist jetzt allerdings, woher der Mann angerufen hat. „Er hat sich von einem Münzfernsprecher gemeldet, der auf der Prager Straße in Dresden steht“, sagte Stefan Grohme von der Polizeidirektion Dresden am Montag. Dieses Vorgehen spreche für eine gezielte Planung der Tat. Auf der Prager Straße seien zu diesem Zeitpunkt viele Menschen unterwegs gewesen, was die Ermittlungen schwierig mache. Beamte, die unmittelbar nach dem Anruf zum Münzfernsprecher fuhren, hätten keinen Verdächtigen gefunden. Auch Zeugen, denen etwas aufgefallen sein könnte, konnten laut Grohme nicht ermittelt werden. Bei einem Anruf vom Handy oder einem Hausanschluss hätte leichter festgestellt werden können, wer der Anrufer war.

Wie gehen die Ermittlungen jetzt weiter vor?

Die Polizei hat an dem Münzfernsprecher Spuren gesammelt. Die werden jetzt ausgewertet. „Aber natürlich ist es so, dass von diesen Münzapparaten viele Menschen anrufen und Spuren hinterlassen. Es kommt also auf die Ermittlungsarbeit an, daraus den Täter zu finden.“

Eine weitere Möglichkeit, ihn zu überführen, ist der Mitschnitt des Anrufs. „Der wird jetzt von uns ausgewertet. Eventuell ergeben sich daraus Anhaltspunkte, die den Täter überführen“, sagt Stefan Grohme. Angaben zum Motiv machte die Polizei bisher ebenfalls nicht.

Mit welcher Strafe muss der Anrufer rechnen?

Bei einer Bombendrohung handelt es sich nach Angaben der Polizei um eine Straftat. Die Bestrafung der sogenannten „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ wird nach Paragraf 126 des Strafgesetzbuches geregelt. Danach muss der Täter im Falle einer Verurteilung mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe rechnen.

Wer traf die Entscheidung, die Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen?

Die Polizeibeamten haben offenbar von Anfang an an der Glaubwürdigkeit des Anrufers gezweifelt. So sagte Heiko Perlebach, der diensthabende Polizeibeamte, am Sonntag: „Wir sind davon ausgegangen, dass keine Ernsthaftigkeit gegeben ist.“ Wie es genau zu dieser Einschätzung kam, wollte Stefan Grohme aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, nur dass „Erfahrungswerte" zu dieser Beurteilung geführt hätten. Dennoch hatte die Polizei die Räumung des Unternehmens beschlossen. „Das geschah in Abstimmung mit der Firma.“ Es sollte kein Risiko eingegangen werden. Vermutlich waren mehrere hundert Personen von der Evakuierung betroffen. Nach Angaben von Müllermilch arbeiten insgesamt 2.800 Menschen im Schichtbetrieb in Leppersdorf.

Was sagt das Unternehmen zu dem Vorfall?

Müllermilch selber will sich zu der Bombendrohung nicht äußern. „Wir geben keinen Kommentar zu den Ereignissen am Sonnabend ab“, sagte Alexander Truhlar, Sprecher der Gruppe.

Erst Ende November hatte sich bei Sachsenmilch eine Havarie ereignet, unbekannte Stoffe waren ausgetreten, Menschen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft. Nach einer Studie der Landesbank LBBW erzielt die Firma Sachsenmilch im Landkreis Bautzen den höchsten Umsatz. Diese Aussage basiert auf Zahlen von 2018. Mit mehr als 1,3 Milliarden Euro Umsatz erreichte die Firma den neunten Platz der Firmen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Produziert werden in Leppersdorf zum Beispiel H-Milch, Joghurts, Desserts, Käse und Butter. Zuletzt wurde in den Standort kräftig investiert. So flossen etwa 150 Millionen Euro in Produktionsanlagen.