Der Liebe wegen zog sie einst aus Regensburg nach Dresden. "Die Liebe zu dem Mann hat zwar nicht gehalten", sagt Leni Diener, "aber die zur Stadt schon". Hier die wunderbar bunte Neustadt, dort die barocke Pracht der Altstadt - Dresden hat die 42-Jährige bis heute nicht mehr losgelassen. Und das nicht nur privat.
Seit inzwischen neun Jahren bietet Leni Diener Stadtführungen an. Doch dabei erzählt sie ihren Gästen wenig bis nichts über die einschlägig bekannten kulturhistorischen Besonderheiten. Stattdessen gibt es auf ihren Runden viel zu erschmecken.
"Tasty Dresden" nennt Leni ihre kulinarischen Stadtführungen, bei denen sie von einem Café und Restaurant zum nächsten zieht. In dem einen gibt es ein Weinchen, im nächsten vielleicht ein paar kleine Snacks oder auch mal einen Cocktail.
Die Idee hat sie sich aus den USA abgeguckt. Gerade in New York und Boston lägen solche Führungen schon seit vielen Jahren im Trend.
Und siehe da, auch in Dresden gab es von Anfang an Nachfrage: Leni startete zunächst mit einer Neustadtrunde, später kamen Blasewitz und Loschwitz dazu. Im vergangenen Jahr schließlich Pieschen.
"Mit der Altstadt habe ich mich lange schwer getan", sagt sie. "Inzwischen bin ich aber sehr glücklich mit der Auswahl." Unter anderem besucht sie regelmäßig die Sushi-Bar von Gerd Kastenmeier, die Palastecke im Kulturpalast und das Paupau am Schießhaus. Garniert werden all die Kostproben mit der einen oder anderen Anekdote oder einem Gut-zu-wissen-Fakt, der meist irgendwas mit Kulinarik zu tun hat.
Ein bisschen Zeit müssen die Gäste für dieses Gesamtpaket mitbringen. "In der Altstadt-Runde starten wir beispielsweise mit einer Schaumweinprobe in der Weinboutique R9 und kommen schon dort oft nur noch schwer los", sagt Leni lächelnd. Was natürlich nicht heißen soll, dass die Gruppe von da an betrunken und laut singend durch die Straßen torkelt.
Mit einer Kneipenrallye haben die Touren, die in der Regel drei Stunden dauern, nur wenig zu tun. Pro Person kostet das Vergnügen 39 Euro. Die allermeisten Termine übernimmt Leni Diener immer noch selbst. Nur selten greift sie auf eine Aushilfe zurück.
Langweilig wird ihr nicht: Im November und Dezember hatte Leni fünf Führungen in der Woche. Jetzt, im Januar, ist es etwas ruhiger. Neben den regelmäßigen offenen Runden lassen sich die Touren auch von Gruppen und für Firmenveranstaltungen buchen.
"Mit den kulinarischen Führungen habe ich genau mein Ding gefunden", sagt sie, die nach ihrem Studium der Ethnologie schnell gemerkt hatte, dass Ethnologen in Dresden nicht gerade händeringend gesucht werden. Also verkaufte sie Naturkosmetik, bis sie schwanger wurde und sich nach ihrem Babyjahr selbstständig machte.
Einen kleinen Vorgeschmack auf ihre Angebote wird Leni Diener am kommenden Sonntag beim Handmademarkt im Alten Schlachthof geben. Dort ist sie einer der zahlreichen regionalen Aussteller, die individuelle Dinge und Dienstleistungen anbieten, die zur Abwechslung mal nicht von der Stange kommen.