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Dynamos Italiener hat keine Angst vor Corona

Drei Mitspieler sind infiziert, er und alle anderen in Quarantäne. Marco Terrazzino verrät, wie er den Alltag meistert - und seinen Plan für den Klassenerhalt.

Von Daniel Klein
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Daumen hoch, wenn auch unbeabsichtigt. Im Januar im Trainingslager in Spanien ist die Aufnahme von Marco Terrazzino entstanden – als Corona noch weit weg war.
Daumen hoch, wenn auch unbeabsichtigt. Im Januar im Trainingslager in Spanien ist die Aufnahme von Marco Terrazzino entstanden – als Corona noch weit weg war. © Lutz Hentschel

Dresden. Natürlich hat er am Wochenende vorm Fernseher gesessen. Wenn man in Quarantäne steckt, ist dieser Zeitvertreib nahezu unvermeidlich. Die Bundesliga zu beobachten, gehört bei Marco Terrazzino aber zu den beruflichen Aufgaben. Er wollte sehen, wie sich die Konkurrenten so anstellen beim ersten kompletten Spieltag ohne Zuschauer. „Ich war schon ein bisschen neidisch“, gesteht er. „Auf der anderen Seite habe ich mich gefreut, dass es endlich wieder losgeht.“

Für Dynamo geht es wohl erst Pfingsten wieder los, so genau steht das bislang nicht fest. Fakt ist: Bis Samstag noch müssen sich Terrazzino und seine Mitspieler in der eigenen Wohnung fithalten – und die Zeit vertreiben, so gut das eben geht. „Ich telefoniere viel, tausche mich mit der Familie und Freunden aus, schaue Filme, lese ein bisschen“, erzählt der 29-Jährige, der in Mannheim geboren ist, im Nachwuchs für Deutschland spielte, aber auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt. Es ist die Heimat seiner Familie, weshalb ihn die Corona-Pandemie gerade in der Anfangszeit sehr beschäftigt hat.

Ablenkung tut da gut, auch jetzt wieder in Quarantäne. Und Terrazzino hat Glück, nicht alleine zu sein. Seine Frau Karolina fungiert auch als Trainingspartnerin, in den sozialen Netzwerken kann man sehen, wie sie auf ein kleines Tor schießen. „Man versucht halt, die Tage kreativ zu gestalten“, sagt er. „Oder totzuschlagen.“

Keine Angst, sich bei den Mitspielern anzustecken

Die Einheiten auf der Fitnessmatte, bei denen die Mannschaft per Videochat miteinander verbunden ist, sind die tägliche Konstante. Man müsse das Beste aus der Situation machen, findet der Mittelfeldspieler. „Die Bedingungen sind nun mal so, wir können es nicht ändern.“

Das Gesundheitsamt Dresden hatte die komplette Mannschaft nach zwei weiteren Corona-Fällen in die häusliche Quarantäne geschickt, die am Samstag endet. Insgesamt haben sich drei Spieler angesteckt. „Alle drei hatten keinerlei Symptome. Nein, ich habe keine Angst. Ich befolge weiter gewissenhaft alle Maßnahmen und Regeln, die notwendig sind, um das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren“, sagt Terrazzino. Bei ihm waren alle Tests bisher negativ, deshalb darf seine Frau die Wohnung verlassen und die Einkäufe erledigen. „Sie trägt natürlich auch eine größere Verantwortung als sonst, muss Kontakte, die nicht zwingend nötig sind, vermeiden und Erledigungen auf das Notwendigste reduzieren.“

Er sehnt sich nach einem Stück mehr Normalität und vor allem nach dem gemeinsamen Training mit der Mannschaft. Zwei Einheiten konnten sie nur bis zum Stopp durch das Gesundheitsamt absolvieren. Bei der Erinnerung daran gerät Terrazzino noch immer ins Schwärmen. „Das war einfach mega, hat unfassbaren Spaß gemacht“, erzählt er über die kurze Erfahrung, Fußball endlich wieder in seiner ursprünglichen Form spielen zu dürfen.

Das erste Training: Am 8. April konnte auch Marco Terrazzino wieder auf den Rasen zurückkehren, seine Verletzung war ausgeheilt und die Erlaubnis des Innenministeriums da.
Das erste Training: Am 8. April konnte auch Marco Terrazzino wieder auf den Rasen zurückkehren, seine Verletzung war ausgeheilt und die Erlaubnis des Innenministeriums da. © Dennis Hetzschold

Es war für ihn seit Monaten überhaupt das erste richtige Training. Beim Heimspiel gegen Bochum Ende Februar hatte sich der Winter-Neuzugang einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen. Weil die Pandemie den Zweitliga-Betrieb wenig später abrupt stoppte, verpasste er lediglich zwei Spiele. 

Als Gewinner sieht er sich trotzdem nicht. „Natürlich hatte ich so Zeit, die Verletzung auszukurieren. Aber der Beginn meiner Reha fiel auch mit dem Beginn der Corona-Einschränkungen zusammen. Ich musste das Programm deshalb alleine zu Hause durchziehen. Als es dann in den Kleingruppen wieder losging, habe ich gemerkt, dass ich da einige Defizite hatte“, erzählt er.

Großes Vertrauen in die Qualität der Mannschaft

Die Leihgabe des SC Freiburg hat also reichlich Erfahrung mit dem Home-Training. Ab Sonntag geht es wieder auf den Rasen. „Eine Woche sollte man uns schon als Vorbereitung auf das erste Spiel Zeit geben“, findet er. Am Fernsehen hat er beobachtet, dass die anderen Mannschaften „körperlich gut drauf waren. Vom Niveau her war ich positiv überrascht.“

Die große Frage sei für ihn nun, wie mit den Belastungen umgegangen wird. Dynamo muss wohl im Drei-Tage-Rhythmus die neun ausstehenden Partien absolvieren, die Regeneration droht da zu kurz zu kommen. Die neue Regel mit den fünf möglichen Wechseln pro Spiel hält er deshalb für wichtig und richtig.

„Wir stehen als Tabellenletzter mit dem Rücken zur Wand, müssen alle Kräfte mobilisieren, um alle drei, vier Tage eine Top-Leistung abrufen zu können“, erklärt er. Das dicht gedrängte Restprogramm würde er „wie ein kleines Turnier“ angehen – und vor allem positiv. Wie er selbst. „Ich glaube, dass die beiden Siege vor der Pause gegen Regensburg und Aue noch in den Köpfen drin sind“, meint Terrazzino. „Ich habe jedenfalls großes Vertrauen in den Kader, weil ich dessen Qualität kenne.“

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