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Endspurt im Lahmann-Areal

Die letzten drei Gebäude des einstigen Sanatoriums werden saniert. Zwischendurch gab es Schrecksekunden.

Von Kay Haufe
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Mit Balkonen und dem Walmdach präsentiert sich das Wirtschaftsgebäude, wenn es fertig ist.
Mit Balkonen und dem Walmdach präsentiert sich das Wirtschaftsgebäude, wenn es fertig ist. © Visualisierung: Hildebrandt Architekten

Sie führten ein Schattendasein, die drei großen Gebäude des früheren Lahmann-Areals direkt an der Bautzner Landstraße. Während im hinteren Bereich in sanierten Altbauten und modernen Neubauten schon seit Jahren gewohnt wird, taten sich Investoren mit dem ehemaligen Ärztehaus, dem Speisesaal sowie dem Wirtschaftsgebäude lange schwer. Doch inzwischen steht fest, dass alle spätestens 2022 fertig werden sollen.

Der Auftakt: Praxen und Wohnungen im einstigen Ärztehaus

Die dichten Netze der Gerüste verdecken die Fassade des Ärztehauses, die schon gereinigt und repariert ist. Es ist das erste Gebäude der drei, das fertig wird. 
Die dichten Netze der Gerüste verdecken die Fassade des Ärztehauses, die schon gereinigt und repariert ist. Es ist das erste Gebäude der drei, das fertig wird.  © Sven Ellger

Am Ärztehaus, das sich direkt gegenüber dem Parkhotel an der Ecke Stechgrundstraße befindet, wird seit Herbst 2017 gebaut. „Wir wollten dieses Frühjahr fertig werden, doch es gab mehrere Überraschungen im Gebäude und es war auch schwer, geeignete Handwerker zu finden“, sagt Architekt Gunter Hildebrandt. So waren die Stahlträger im Inneren doch nicht so gut erhalten, wie zunächst angenommen. Inzwischen sind Betonstützen eingezogen, um die Standsicherheit zu gewährleisten. In der künftigen Kombination aus Wohn- und Ärztehaus sind einige Praxen schon gut erkennbar. Unter anderem ziehen ein Physiotherapeut und ein Allgemeinmediziner ein. Außerdem entstehen im zweiten und dem Dachgeschoss sechs Wohnungen mit Größen zwischen 75 und 150 Quadratmetern. Das Gebäude ist an einen privaten Investor verkauft worden.

Blick ins Innere des Ärztehauses
Blick ins Innere des Ärztehauses © Sven Ellger

Für das architektonische Sahnehäubchen, den Lesesaal, konnte Hildebrandt hiesige Firmen gewinnen, die die Stahl-Glas-Konstruktion wieder herstellen, Darunter Glas Koenitz vom Weißen Hirsch. Historische Details wie die mechanische Kurbel zur Lüftung des Lesesaals bleiben erhalten. „Sie befindet sich jetzt zwar in der Praxis darüber und wird auch nicht mehr benutzt. Aber es ist gut, so etwas sichtbar zu belassen“, sagt der Architekt. Auch der Personenaufzug darf wieder mit Drahtglas versehen werden, die Metallteile sind erhalten und werden aufgearbeitet. Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Fassade ist bereits sandgestrahlt und ausgebessert, neue und erhaltene Fenster eingebaut. Schmuckelemente wie die schmiedeeisernen Blumenkästen und die Balkone sind aufgearbeitet, verzinkt und beschichtet worden. „Für die Wohnungen hat uns die Denkmalpflege Dachbalkone auf der Rückseite genehmigt.“

Das Fledermausquartier: Die Arbeiten am Wirtschaftsgebäude starten

Inzwischen ist das Wirtschaftsgebäude komplett eingerüstet. Bis Ende 2020 entstehen darin Wohnungen für alle Generationen und tierische Mitbewohner.
Inzwischen ist das Wirtschaftsgebäude komplett eingerüstet. Bis Ende 2020 entstehen darin Wohnungen für alle Generationen und tierische Mitbewohner. © Sven Ellger

Im 1913/14 erbauten Wirtschaftsgebäude sind bereits die Gerüste gestellt, die Arbeiten haben begonnen. Dort, wo früher die Wäsche des Sanatoriums in riesigen Maschinen gewaschen wurde, sollen bis Ende nächsten Jahres 23 Wohnungen und drei Gewerbeflächen entstehen. Auch hier ist Gunter Hildebrandt der Architekt. In einem Neubau, der an das Gebäude anschließt und die hohe Stützmauer zu den Einfamilienhäusern verdecken soll, sind Autostellplätze und Wohnungen geplant. Alle Generationen sollen hier wohnen können. Möglich wird dies durch zwei Aufzüge und barrierefreie Zugänge. Hildebrandt hat recherchiert, dass das Wirtschaftsgebäude von den Reform-Architekten Rudolf Schilling und Julius Graebner entworfen wurden, von ihnen stammt auch die Christus-Kirche. Nach der Sanierung ist das Haus durch die helle Farbgebung und die Balkone nicht mehr wiederzuerkennen. Auch die Fledermäuse werden sich hier wohlfühlen. Für sie wird es ein Einflugbauwerk zu den Winterquartieren in den darunterliegenden Stollen geben. Die Sommerquartiere befinden sich auf dem Dach des Neubaus und hinter speziellen Fassaden-Ziegeln.

Das Problem: Nach Statikproblemen geht es am Speisesaal los

Über die Farbgebung stimmen sich Denkmalpflege und Architekt noch ab. Die Fassade zur Straße soll möglichst hell werden, der Anbau wahrscheinlich in einem Grünton.
Über die Farbgebung stimmen sich Denkmalpflege und Architekt noch ab. Die Fassade zur Straße soll möglichst hell werden, der Anbau wahrscheinlich in einem Grünton. © Sven Ellger

Anfang Februar der Schock: Die Fassade des Gebäudes musste abgestützt werden. Im Extremfall hätte die wertvolle Kassettendecke ausgebaut werden müssen. Doch eine Notsicherung half. Inzwischen erwartet Architekt Jörg Zimmermann die Prüfberichte zur Statik. Ist alles in Ordnung, kann die Fassade, die sich um 25 Zentimeter zur Straße geneigt hat, mit Hydraulikpressen wieder in die richtige Position gebracht werden. Die Kassettendecke, die jetzt von Gerüsttürmen gehalten wird, kann wieder ordentlich befestigt werden. Nach der Genehmigung können danach die Arbeiten zum Umbau des Speisesaals starten, sagt Zimmermann. Er rechnet nicht vor Mitte/Ende Mai damit. Zunächst wird der Hang mit Spitzbeton abgesichert, wo später eine Tiefgarage entsteht. Dann wird im Innern entkernt und neu gebaut. Bis Anfang 2022 sollen im alten und neuen Speisesaal 14 Maisonettewohnungen über zwei Ebenen in der Größe von 45 bis 140 Quadratmeter gebaut werden. Die Kassettendecke soll für alle Mieter sichtbar sein. Zudem wird die Grünfläche, die ein Gartendenkmal ist, nach strengen Denkmalschutz- Auflagen wiederhergerichtet.