SZ +
Merken

Erlwein-Villa wird zum Bürohaus

Eigentlich sollten in dem Strehlener Denkmal Wohnungen entstehen. Weil er für Neubauten keine Genehmigung bekam, schwenkt der Investor um.

Von Nora Domschke
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Baustart an der Erlwein-Villa: Nach 20 Jahren kann Investor Franz Holzapfel nun mit der Sanierung beginnen. Im Frühjahr 2020 soll das Denkmal an der Rayskistraße fertig sein. BIs 1995 wurde die Villa als Kindergarten genutzt.
Baustart an der Erlwein-Villa: Nach 20 Jahren kann Investor Franz Holzapfel nun mit der Sanierung beginnen. Im Frühjahr 2020 soll das Denkmal an der Rayskistraße fertig sein. BIs 1995 wurde die Villa als Kindergarten genutzt. © René Meinig

Umwelt- kontra Denkmalschutz: Welche Auswirkungen diese Konstellation auf ein Bauprojekt haben kann, weiß Investor Franz Holzapfel sehr gut. Der Straubinger wollte auf seinem Grundstück an der Rayskistraße neue Wohnhäuser errichten – das ist aber nicht möglich. Denn im oberen Bereich des Areals steht ein imposantes, denkmalgeschütztes Gebäude, das bei den Dresdnern als Erlwein-Villa bekannt ist.

Um die gut drei Millionen Euro teure Sanierung der Villa zu finanzieren, hatte Holzapfel im unteren Bereich des Gartens an der Reicker Straße zusätzliche Wohnungen in Neubauten geplant. Daraus wurde allerdings nichts, denn Mitarbeiter des Umweltamtes entdeckten dort ein Biotop, das nicht bebaut werden dürfe. Oberhalb neben der Villa würden Neubauten die historischen Sichtachsen verstellen, argumentierten wiederum die Denkmalschützer.

Zwar wurde Franz Holzapfel letztlich die Genehmigung für einen zweigeschossigen Neubau in Aussicht gestellt – der darf aber nur dort stehen, wo später die Zufahrt gebaut wird. Also verwarf der Investor Anfang 2015 alle Neubaupläne, sein Projektleiter Harro Tippmann reichte daraufhin einen Bauantrag für die Sanierung der Villa ein. Anfang 2017 gab die Stadt grünes Licht dafür. Nun, zwei Jahre später, kommt auf dem Grundstück an der Rayskistraße Bewegung in die Villa. Gerüste wurden aufgestellt, Bauarbeiter sind im Inneren beschäftigt. „Ja, jetzt geht die Sanierung endlich los“, bestätigt Harro Tippmann auf SZ-Anfrage. 20 Jahre, nachdem Franz Holzapfel das Grundstück samt den verfallenen Gebäuden gekauft hat.

In der Villa lebte von 1904 bis 1914 der Dresdner Stadtbaurat Hans Erlwein, dem das Gebäude seinen Namen verdankt.
In der Villa lebte von 1904 bis 1914 der Dresdner Stadtbaurat Hans Erlwein, dem das Gebäude seinen Namen verdankt. © Christian Juppe

Anders als bislang geplant, entstehen in der Villa aber keine Wohnungen, sondern zwei Gewerbeeinheiten. Eine weitere wird es in der ehemaligen Remise geben. Damit kommt der Investor dem Denkmalschutz ein Stück weit entgegen, denn für die Büros wird es im Inneren deutlich weniger Umbauten geben. So sollten etwa im Obergeschoss zwei Wohnungen entstehen – nun wird die Etage eine Büroeinheit sein. „Das entspricht eher der früheren Nutzung als Kindergarten“, so Tippmann. Von 1952 bis 1995 wurden in der Villa Dresdner Kinder betreut, zuvor war sie Wohnhaus. Dort lebte von 1904 bis 1914 auch der Dresdner Stadtbaurat Hans Erlwein, dem das Gebäude seinen Namen verdankt.

Weil Harro Tippmann im vergangenen Jahr bei der Stadt eine Nutzungsänderung einreichen musste, hat sich die Sanierung noch einmal verzögert. Der Bedarf an Büroflächen ist in Dresden derzeit groß – das ist einer der Gründe, warum Holzapfel jetzt lieber auf Gewerberäume setzt. Diese seien leichter zu vermieten als Luxuswohnungen, sagt Tippmann. „Wir haben in dieser Woche Gespräche mit einigen Interessenten.“ Konkreter will er sich zu den Plänen und möglichen Mietern nicht äußern. Nur so viel: Um produzierendes Gewerbe handelt es sich dabei nicht, es entstehen ausschließlich Büros. Die beiden Einheiten im Erd- und Obergeschoss der Villa sind jeweils 415 und 220 Quadratmeter groß, im benachbarten Kutscherhaus stehen rund 185 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.

Zurzeit werden die Vorbereitungen für die anstehende Sanierung getroffen. Weil sich Schwamm im gesamten Gebäude ausgebreitet hat, müssen zunächst die befallenen Balken, Decken und Wände ausgebaut werden. Das betrifft auch große Teile des Dachstuhls, die aus statischen Gründen erneuert werden. Die richtige Sanierung, bei der unter anderem auch die Sandsteinelemente aufgearbeitet werden, soll beginnen, wenn die Temperaturen wieder etwas steigen. Tippmann rechnet im März damit. Wenn in den alten Mauern keine Überraschungen lauern und die Sanierung reibungslos verläuft, könnte die Villa im zweiten Quartal 2020 fertig sein.

Nun wird das Gebäude saniert - 20 Jahre, nachdem Franz Holzapfel das Grundstück samt den verfallenen Gebäuden gekauft hat.
Nun wird das Gebäude saniert - 20 Jahre, nachdem Franz Holzapfel das Grundstück samt den verfallenen Gebäuden gekauft hat. © Christian Juppe