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Darum gibt dieser Essenversorger jetzt auf

Die Rothenburger Verpflegung im Görlitzer Berufsschulzentrum ist zu. Corona hat das Geschäft vermiest. Aber es gibt bereits einen Interessenten für die Nachfolge.

Von Matthias Klaus
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Rothenburger Verpflegung. Günther Opiela steht in der Mensa des Berufsschulzentrums. Foto: Nikolai Schmidt
Rothenburger Verpflegung. Günther Opiela steht in der Mensa des Berufsschulzentrums. Foto: Nikolai Schmidt © Nikolai Schmidt

Günther Opiela hat den Laden dicht gemacht. Den Essenversorger Rothenburger Verpflegung im Görlitzer Berufsschulzentrum, an der Carl-von-Ossietzky-Straße, es gibt ihn nicht mehr. Bis zu 1.900 Mahlzeiten wurden hier zu Spitzenzeiten bisher gekocht. Bis  schließlich Corona kam. "Die Schulspeisung ging fast gegen Null", sagt Günther Opiela. Zwar läuft jetzt langsam aber sicher alles wieder an. "Aber Theorie und Praxis, dass sind doch unterschiedliche Geschichten", sagt er und verweist beispielsweise auf die zeitversetzte Nutzung von Kindertagesstätten und Grundschulen. Schwierig für die Planung eines Essenanbieters.

Essen aus Rothenburg für Görlitzer Schulen

Im kommenden Jahr hätte Günther Opiela eh mit dem Geschäft Schluss gemacht.  Und eigentlich hätte er sich schon jetzt den Job nicht mehr zumuten müssen. Seit 2017 ist Günther Opiela Rentner.  Der Hochschulingenieur für Arbeits- und Kraftmaschinenbau hat ein großes Hobby: kochen.  Er machte es zum Beruf, vor über 35 Jahren. Er war einer der ersten Pächter des Bürgerhauses Rothenburg, das auch zu der Zeit entstand. Zu DDR-Zeiten kochte er für die Nationale Volksarmee, dann für den Bundesgrenzschutz, dann immer mehr für soziale Einrichtungen, Betriebe, Schulen Kindergärten.

Von Rothenburg aus hatte er in der Vergangenheit schon mehrere Görlitzer Einrichtungen beliefert. Im Berufsschulzentrum fühlte er sich wohl. Für die Görlitzer Kundschaft hatte der Umzug einen großen Vorteil. Das Essen musste nicht mehr 30 Kilometer durch die Gegend gefahren werden. Auch Stehzeiten fielen weg, das hatte Auswirkungen auf die Qualität.

Und außerdem konnte Günther Opiela neue Gerichte ausprobieren. Denn so manches war bisher wegen des weiten Lieferweges nicht möglich. Das Landratsamt hatte ihn gefragt, ob er nicht nach Görlitz möchte. Das Landratsamt half auch bei der Sanierung. Der Kreis hatte unter anderem  Bodeneinläufe für die Kochtechnik erneuert. 2018 zog Günther Opiela mit der Küche ein. Zuletzt hatte er 19 Mitarbeiter. Er musste sie entlassen. Vorher war Kurzarbeit angesagt.

Einer der größten Lieferanten von Schulessen im Landkreis ist das französische Unternehmen Sodexo. Allein in Görlitz werden rund 200 Schüler mit Mittagessen versorgt - normalerweise. Nun gibt es nur noch Essen in einigen Assietten für Schüler in der Notversorgung. Doch auch wenn Sodexo nicht nur Schulen, sondern auch Krankenhäuser und Altenheime versorgt, gibt es erhebliche Einbußen.
"Wir mussten uns entschließen, in einigen Betrieben Kurzarbeit einzuführen, darunter auch der Küchenstandort Löbau", so Unternehmenssprecher Alexander Weiß. Zwar stockt Sodexo nach eigenen Angaben auf 80 bis 90 Prozent auf, das ist jedoch bis Ende Mai begrenzt. Danach werde neu verhandelt.

Keine Kurzarbeit im Martinshof

Seinem Kollegen Uwe Walter ist dieser Schritt erspart geblieben, Kurzarbeit gab es bei den Kollegen in den  Martinshof Rothenburg Küchenbetriebe nicht. Es habe gerade noch so gepasst, sagt der Chef. "Es läuft noch nicht alles auf dem Niveau, wie es früher einmal war", so der Geschäftsführer. Aber er sei vorsichtig optimistisch, auch wenn das Cateringgeschäft noch nicht so richtig angelaufen sei. Das finde derzeit quasi überhaupt noch nicht statt.  Dennoch, Uwe Walter will nicht meckern. "Es nutzt nichts, wenn wir jetzt Pessimismus verbreiten", sagt er. 

In Görlitz hat sich der Chef des Wichernhauses auf das "Essen auf Rädern" konzentriert. Ein Geschäft, das im wahrsten Sinne des Wortes läuft, sagt Edwin Schneider. Für das Personal, insgesamt sind es 13 Beschäftigte, biete sich damit eine Chance. 

Wenig Bedarf an Mittagessen trotz Lockerungen

Günther Opiela stand bis zum Beginn des Montags jeden Morgen gegen vier Uhr auf, ab fünf Uhr wurde gekocht. Bis gegen 10 Uhr, dann begann die Auslieferung, in Rothenburg und bis nach Görlitz. Vergangenheit. Die Gegenwart sieht so aus: "Der reale Bedarf an Mittagessen ist aufgrund der Corona-Pandemie um 90 Prozent gesunken. Eine weitere Versorgung ist hiermit betriebswirtschaftlich nicht mehr vertretbar."

Inzwischen, sagt Günther Opiela, gebe es allerdings einen Interessenten für die Nachnutzung der Küche an der Görlitzer Carl-von-Ossietzky-Straße. Mit dem Landratsamt habe er darüber bereits gesprochen.  

Bis dahin ist die Versorgung von Schulen und Kitas aber sichergestellt. Die MS Menü-Service GmbH in Hagenwerder sei bereit, einen möglichen Bedarf abzusichern. "Ich muss mir das Ganze einfach nicht mehr antun", sagt Günther Opiela. Obwohl, kochen, das bleibt seine Leidenschaft. 

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