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Fertig für Heiligabend

Zur Christvesper 2018 mussten die Koselitzer ins Gasthaus. Nun ist die Kirche wieder nutzbar.

Von Eric Weser
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Kirchvorsteherin Renate Seipold (l.) und Bauplanerin Silke Lehmann in der sanierten Koselitzer Kirche.
Kirchvorsteherin Renate Seipold (l.) und Bauplanerin Silke Lehmann in der sanierten Koselitzer Kirche. © Eric Weser

Röderaue. Tauben und Kirchen gehören zusammen. Weil sie symbolisch für Frieden und den Heiligen Geist stehen. Aber auch, weil die echten Tiere oft in den Bauten anzutreffen sind. In Koselitz war es aber zu viel des Guten. Kiloweise Taubendreck gehörte zum ersten, was bei der Sanierung der Dorfkirche von einer Spezialfirma aus dem Gebäude geschleppt wurde.

Fast anderthalb Jahre ist das her. Seither hat sich in der Kirche viel getan. Vor allem das Innere hat sich bei der groß angelegten Sanierung gewandelt. Wo bis 2018 gedeckte Farben dominierten, gibt es jetzt überall helle Töne. So, wie es ursprünglich war, sagt Bauplanerin Silke Lehmann vom gleichnamigen Gröditzer Büro. Restauratoren hätten die Farbschichten bei Untersuchungen gefunden. Auch den blauen Himmel über dem Altar gibt es nun wieder.

Nicht die einzige Entdeckung. So waren unter dem alten Boden Dielen gefunden worden. Auf den schlohweißen Brettern hatten sich Handwerker bei der Kirchsanierung 1934 verewigt. Zufällig sei bei einer Familienfeier die Sprache auf die Fundstücke gekommen, erzählt Kirchvorsteherin Renate Seipold. Einer der verewigten Handwerker war ein Verwandter einer Familie aus Colmnitz, von der jemand mit am Tisch saß. Als Geschenk zu einem Hochzeitsjubiläum sorgte das Brett für Freudentränen bei den Jubilaren, so Seipold. 

Die Koselitzer Kirche ist durch den abgesenkten Fußboden barrierefrei geworden.
Die Koselitzer Kirche ist durch den abgesenkten Fußboden barrierefrei geworden. © Eric Weser

Die Koselitzerin hat die Kirchsanierung immer wieder vorangetrieben. Eigentlich hatte alles schon im Frühjahr fertig sein sollen, damit der am Kirchenradweg gelegene Bau für die Touristen offenstehen kann. Daraus wurde aber nichts. Es wurden unter anderem versteckte alte Türen gefunden, die dokumentiert werden mussten. Unentdeckte Schäden am Dach machten zusätzliche Reparaturen nötig. Im Sommer war es so heiß, dass die Fassadenarbeiten pausieren mussten, weil den Maurern die Masse auf der Kelle angetrocknet sei.

Innen habe sich das Denkmalschutzamt mit der freien Bestuhlung nicht recht anfreunden können. Der Kompromiss: Die letzten drei Bankreihen sind geblieben, ansonsten ist zum Altar hin Platz für Stühle. Kirchvorsteherin Renate Seipold hofft wie Bauplanerin Silke Lehmann, dass der für knapp 280.000 Euro sanierte Kirchbau fortan rege genutzt wird, zum Beispiel auch für Konzerte. 

Zumal die Kirche durch den abgesenkten Fußboden barrierefrei geworden ist. Die ersten Veranstaltungen sind schon geplant: Am Sonntag, 8. Dezember, wird die Kirche mit einem Gottesdienst ab 10 Uhr eröffnet, für den der nach Dresden gewechselte Pfarrer Walter Lechner zurückkehren wird. Die Kirchsanierung war eines der letzten Projekte, das er in seiner alten Gemeinde angeschoben hatte.

Dass die Kirche am zweiten Advent wieder eröffnet, bedeutet für die Koselitzer auch, dass sie Weihnachten nicht wieder in der Gaststätte feiern müssen. Voriges Jahr hatte die Christvesper an Heiligabend nämlich im Restaurant Fährhaus stattgefunden. Dieses Jahr finde aber alles wieder an gewohnter Stelle statt, am 24. Dezember ab 15 Uhr mit dem Gröditzer Pfarrer Christian Thiele. 

Über den Besuchern leuchtet dann auch der neue, weiße Herrnhuter Stern, den eine Familie aus dem Ort gespendet hat und der das alte, 50 Jahre alte Exemplar abgelöst hat. Eine der ersten Veranstaltungen im neuen Jahr wird die Taufe von Renate Seipolds Enkel Paul sein. Tauben werden dann aber wohl keine flattern: Bänder mit Nägeln und Gitter am Turm sollen die frisch sanierte Kirche taubenfrei halten.

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