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Gewerbegebiet an der A 17 abgelehnt

Der Glashütter Stadtrat sieht mehr Nach- als Vorteile. Altenbergs Bürgermeister entmutigt dieses Votum nicht.

Von Maik Brückner & Mandy Schaks
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Seit dem Bau der Autobahn A 17 gibt es von Liebenau schnelle Verbindungen nach Dresden und Prag. Diesen Vorteil wollten die Rathäuser in Altenberg und Glashütte nutzen, um Gewerbebetriebe anzusiedeln.
Seit dem Bau der Autobahn A 17 gibt es von Liebenau schnelle Verbindungen nach Dresden und Prag. Diesen Vorteil wollten die Rathäuser in Altenberg und Glashütte nutzen, um Gewerbebetriebe anzusiedeln. © Andreas Weihs

Ein gemeinsames Gewerbegebiet würde die Region Altenberg und Glashütte aufwerten. Darin sind sich Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) und Markus Dreßler (CDU) einig. Entstehen könnte es im Altenberger Ortsteil Liebenau nahe der A 17 und quasi auf halben Weg zwischen Dresden und Altenberg. Hier könnten sich Betriebe ansiedeln, die neue Industriearbeitsplätze schaffen und damit den ansässigen Firmen Konkurrenz machen würden.

Die Folge: Der Kampf um die Arbeitskräfte würde zu höheren Löhnen führen. „Im Westen Deutschlands war das so“, erklärte Dreßler in der Sitzung des Glashütter Stadtrates. Dort warb er dafür, die Chancen für ein solches Gewerbegebiet auszuloten und eine Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen. Ähnlich ging sein Altenberger Kollege am Montagabend vor. Während es Kirsten gelang, die Mehrheit der Räte ohne längere Diskussion dafür zu gewinnen, gab es in Glashütte wesentlich mehr Redebedarf. Mehrere Räte brachten ihre Bedenken vor. Stadtrat Bernd Grahl (CDU), selbst Landwirt, bemängelte, dass dieses Gebiet auf der „grünen Wiese“ errichtet werden soll. Damit würde der Landwirtschaft wieder Flächen verloren gehen. Zudem sei Liebenau bekannt dafür, dass es im Winter ab und zu abgeschnitten ist, weil es dort immer wieder Schneeverwehungen gibt. Er kenne das noch aus seiner Zeit bei der Liebenauer Agrar GmbH, die dort auch für den Winterdienst zuständig war. Ähnlich argumentierte Jörg Eichler (Wählervereinigung Reinhardtsgrimma). Er wies auf die Lichtverschmutzung hin, die durch solch ein Gewerbegebiet befördert werde.

Bedenken über Bedenken

Andreas Dießler (Wählervereinigung Reinhardtsgrimma) kritisierte, dass bei der Auswahl des Standortes nicht daran gedacht wurde, eine Schienenanbindung zu berücksichtigen. Die Folge: Das Gewerbegebiet würde noch mehr Lkws auf die Straßen im Osterzgebiete bringen. Maik Lehmann (Zeitlos) wies auf die Nähe zu Tschechien hin. Niemand wüsste, ob es dort ähnliche Ideen gibt und wie sich diese – sollten sie verwirklicht werden – auf Liebenau auswirken würden. Tilo Bretschneider (AfD) erinnerte daran, dass es ein paar Kilometer weiter in Richtung Dresden auch Pläne für ein Gewerbegebiet an der Autobahn gibt, den Industriepark Oberelbe. Dieses Gewerbegebiet wird von den Städten Pirna, Heidenau und Dohna geplant und ist auch umstritten. Auch Jörg Prasser (Zeitlos) meldete Zweifel an. Wo sollen die Arbeitskräfte herkommen?, fragte er. Schon jetzt käme ein Großteil der Mitarbeiter der Uhrenfirmen aus Dresden und den Stadtrandgemeinden.

Steffen Barthel (Wählervereinigung Johnsbach) regte an, sich nicht mit Liebenau, sondern mit dem Gewerbegebiet Reinholdshain zu beschäftigen. Dieses laufe und soll erweitert werden. Die neue Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) werde sicher dafür sorgen, Lösungen zu finden. Bisher lag die Erweiterung wegen der Finanzschwäche von Dipps auf Eis.

Letztlich gelang es Bürgermeister Dreßler nicht, die Skeptiker davon zu überzeugen, dass es sich nur um das Erarbeiten einer Machbarkeitsstudie handelt. In der sollten die Vor- und Nachteile herausgearbeitet werden. Damit sollten die Räte in Altenberg und Glashütte eine fundierte Entscheidungsgrundlage bekommen. Doch der Glashütter Stadtrat lehnte es mit neun zu sieben Stimmen bei zwei Enthaltungen ab, diese Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Die Kosten, die für die Erarbeitung anfallen sollten, spielten in der Diskussion nur am Rande eine Rolle. Von den 45 000 Euro, die für die Studie veranschlagt waren, hätte Glashütte – ebenso wie die Nachbarstadt Altenberg –, abhängig vom Fördersatz, zwischen 5 000 bis 9 000 Euro zahlen müssen.

Dreßler bedauerte die Entscheidung. Nach dem Votum des Stadtrates ist für ihn das Vorhaben gestorben. Für den Altenberger Rathauschef nicht. Kirsten findet es schade und ärgerlich, dass der Glashütter Stadtrat sich querstellt. „Das geht nur, weil die Glashütter in einer komfortablen Situation und bereits ein Industriestandort sind.“ Allerdings habe die Stadt mit der Uhrenindustrie eine Monostruktur. Er wisse, wie es ist, wenn man sich nur auf einen Industriezweig verlassen muss. Wenn dieser in Schwierigkeiten kommt – so wie der Bergbau nach der Wende – , sieht es schlecht aus. Kirsten will nun prüfen, ob Bad Gottleuba-Berggießhübel ein Partner werden könnte. Falls nicht, könnte er sich auch einen Alleingang der Stadt vorstellen.