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Görlitz ist die Kriminalitäts-Hochburg

Nirgendwo gab es im vergangenen Jahr in den beiden Oberlausitzer Kreisen mehr Straftaten. Aber die Zahl der Fälle sinkt.

Von Matthias Klaus
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Kontrolle an der Autobahn: Rein statistisch gesehen ist Kodersdorf der kriminellste Ort in der Oberlausitz. Aber weil die Autobahn angrenzt, werden die registrierten Fälle dort der Gemeinde mit zugerechnet.
Kontrolle an der Autobahn: Rein statistisch gesehen ist Kodersdorf der kriminellste Ort in der Oberlausitz. Aber weil die Autobahn angrenzt, werden die registrierten Fälle dort der Gemeinde mit zugerechnet. © Archivfoto. Nikolai Schmidt

Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich wie eine gute Nachricht aus: Oberlausitzer sind im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren seltener Opfer von kriminellen Aktionen geworden. Laut Statistik der Polizeidirektion Görlitz sank die Zahl der Straftaten insgesamt das vierte Jahr in Folge in den beiden Oberlausitzkreisen Görlitz und Bautzen mit ihren 111 Städten und Gemeinden. 

Die sogenannte Kriminalitätsbelastung ist laut Klaus Hecht, Leiter des Führungsstabes der Polizeidirektion, auf dem tiefsten Stand seit der Öffnung der Grenzen 2008. Sie beträgt demnach zehn Prozent weniger, als zu Zeiten, als an den Grenzen noch täglich kontrolliert wurde. Auf den zweiten Blick zeigt sich: Es gibt immer noch Kriminalitätsschwerpunkte, gerade was Einbrüche und Diebstähle entlang der Grenzen zu Polen und Tschechien betrifft.

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So sieht die Kriminalitätslage aus

Städte sind weiterhin Schwerpunkte beim Autoklau

Görlitz, Zittau, Weißwasser, Hoyerswerda, Bautzen und Bad Muskau – hier werden statistisch gesehen die meisten Autos gestohlen. Betroffen sind vor allem Volkswagen, Audi, Skoda, BMW und Mazda. Immer häufiger nutzen Diebe dabei Lücken, die schlüssellose Systeme mit sich bringen, mit denen man Autos öffnen und starten kann. Im vergangenen Jahr konnte die Polizei etwa jeden vierten Fahrzeugdiebstahl in der Oberlausitz aufklären, die Quote lag bei 25,3 Prozent. 2017 waren es noch 16,5 Prozent, im Jahr zuvor 16,1 Prozent. 

Den Anstieg bei der Aufklärungsquote erklärt die Polizei mit der engeren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, vor allem mit den polnischen Kollegen. Insgesamt wurden in der Oberlausitz 2018 weniger Fahrzeuge gestohlen, als im Jahr zuvor. Es verschwanden 392 Autos. Ermittlern sei es 2016 und 2017 gelungen, international agierende Banden zu zerschlagen. Immer wieder in Erscheinung tretende Täter seien zu längeren Haftstrafen verurteilt worden, heißt es von der Polizei. Dieser „Knick“ mache sich nun bemerkbar.

Allein die Gemeinsame Fahndungsgruppe Bautzen der Kriminalpolizeiinspektion Görlitz und der Bundespolizei in Ebersbach hat im vergangenen Jahr 33 als gestohlen gemeldete Kraftwagen sichergestellt. Es handelte sich dabei um Pkw und Kleintransporter, die in Sachsen anderen Bundesländern und im europäischen Ausland gestohlen wurden.

Einbrüche und Diebstähle bleiben in den Grenzgebieten ein Problem

Insgesamt sinkt die Zahl der Einbrüche und Diebstähle in der Oberlausitz. 12.038 Fälle listet die Polizeistatistik für die beiden Landkreise Görlitz und Bautzen für 2018 auf. Jede dritte Straftat ist damit ein derartiger Fall. Ein Jahr zuvor waren es 12.228 Fälle. Etwa jeder dritte Einbruch oder Diebstahl konnte von der Polizei aufgeklärt werden. An der 124 Kilometer langen polnischen Grenze des Kreises Görlitz ging die Eigentumskriminalität im dritten Jahr in Folge zurück. 2018 wurden 4.015 Fälle gemeldet, 2017 noch 4.391 und 2016 noch 4.627.

Dagegen bleibt die Kriminalitätsbelastung an der 87 Kilometer langen Grenze zu Tschechien zwischen Zittau und Steinigtwolmsdorf auf etwa dem Niveau der Vorjahre. Immerhin: Seit 2012 sank die Belastung um rund 24 Prozent auf 1.178 Fälle. 2017 waren es aber 1.131, 2016 nur 1.062 Fälle. Die Polizei erklärt den leichten Anstieg in den beiden vergangenen Jahren mit vielen Garageneinbrüchen im Oberland. Die Kriminalpolizei hat dazu inzwischen zehn Tatverdächtige aus Varnsdorf und Rumburk festgestellt, die Ermittlungen dauern aber noch an.

Auch wenn die Zahl der Einbrüche und Diebstähle entlang der Grenzen rückläufig ist, stechen örtliche Schwerpunkte heraus, so die Polizei. Vor allem Städte und Gemeinden entlang der polnischen Grenze seien betroffen. Hier werden die Beamten der Polizeidirektion Görlitz künftig weiter verstärkt im Einsatz sein, rund um Weißwasser, Görlitz und Zittau.

Zahl der Körperverletzungen ist gesunken

Die Zahl der angezeigten Körperverletzungen und Raubdelikte lag 2018 in der Oberlausitz bei 4.724 Fällen. 2017 waren es 5 001 Fälle. Angestiegen ist die Zahl der Sexualstraftaten: von 394 Fällen 2017 auf 445 im Jahr 2018. 24 Straftaten wurden im vergangenen Jahr als Totschlag oder Mord bei der Polizei registriert, 2017 waren es 19 Fälle. Nahezu auf gleichem Niveau bewegen sich die Fälle von Verstößen gegen das Drogengesetz: 2018 waren es 1.376, 2017 noch 1.369. Der Anstieg weise darauf hin, dass die verstärkten Kontrollen Wirkung zeigen, so die Polizei.

Fast alle gestellten Täter sind Männer

Rund 87 Prozent der 2018 ermittelten Tatverdächtigen waren älter als 18 Jahre, etwa acht Prozent Jugendliche, fünf Prozent Kinder. Nur in einem von vier aufgeklärten Fällen handelte es sich um eine Frau als Täterin. 764 und damit 6,2 Prozent der tatverdächtigen waren Zugewanderte, etwa Asylbewerber. Sachsenweit beträgt der Anteil über zehn Prozent. 

Die Zahl in der Oberlausitz sank damit: 2017 waren es noch 813 Personen. Unter den ermittelten zugewanderten Tatverdächtigen befanden sich 65 Mehrfach- und Intensivtäter, also Personen, die fünf oder mehr Straftaten begangen haben.

Die meisten Straftaten wurden 2018 in der Oberlausitz mit 7.826 Fällen in Görlitz begangen, gefolgt von Bautzen (3.852) und Zittau (2.480). Am sichersten lebt es sich in Crostwitz. Dort wurden 2018 nur sieben Straftaten bekannt.

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